Blutdiamanten - ein Phänomen der Vergangenheit?
Archivmeldung vom 17.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBlutdiamanten sind keineswegs ein vergangenes Phänomen, wie die Diamantenindustrie jetzt in ganzseitigen Anzeigen behauptet. Nach wie vor, so die Frankfurter Hilfsorganisation medico international, die Projekte in betroffenen afrikanischen Ländern unterstützt, gibt es illegalen Diamantenhandel in nennenswertem Umfang. Das belegen unter anderem jüngste UN-Berichte.
Die Werbekampagne der Diamantenindustrie wurde ausgelöst durch den
Hollywood-Blockbuster "Blood Diamonds", der am 25. Januar in den
deutschen Kinos startet.
Zwar ist der im Film geschilderte grausame Bürgerkrieg in Sierra
Leone zu Ende, doch der Diamantenabbau destabilisiert die ganze
Region weiterhin. "In Sierra Leone leiden die Menschen in den
betroffenen Gemeinden unter Zwangsräumung, Schikanierung durch
Diamantenfirmen, der Zerstörung und Enteignung ihres Farmlandes. Sie
erhalten keine angemessene Entschädigung und müssen unter
sklavenähnlichen Bedingungen in den Minen arbeiten", so Anne Jung von
medico international.
Die Diamantenindustrie beruft sich in ihrer Kampagne auf das
"Kimberley-Abkommen", das den Handel von illegalen Diamanten
verhindern soll. Tatsächlich aber, so Anne Jung, müsse das
Kimberley-Abkommen erheblich nachgebessert werden, wenn es nicht nur
zur Marktbereinigung zugunsten der großen Diamantenfirmen dienen
soll. So fordert medico international gemeinsam mit dem europäischen
Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen "Fatal Transactions" die
Schaffung eines unabhängigen Monitoring-Systems für das
Kimberley-Abkommen und gesetzliche Regulierungen für den
Diamantenhandel. "Bislang", so Jung, "ist keine Friedensdividende in
Sierra Leone angekommen. Die Einnahmen aus dem Diamantenabbau und
-Handel müssen offen gelegt werden und die Arbeitsbedingungen
gesetzlich geregelt werden." Ein wichtiger Schritt hin zu einer
Friedensdividende für die Bevölkerung der Rohstoffregionen könnte,
wie Fatal Transactions meint, die Unterstützung von lokalen
Abbau-Kooperativen sein. Sie könnten ein besseres Lohnniveau
gewährleisten und hätten dann auch ein stärkeres Interesse an einem
effektiven Zertifizierungssystem.
Quelle: Pressemitteilung medico international