Rumänen wollen keinen Insekten-Fraß: EU erlaubt Heuschrecken, Mehlwürmer und Grillen
Archivmeldung vom 19.09.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie rechts-nationalistische Partei „Allianz für die Union der Rumänen“ (AUR), die seit ihrer Gründung 2019 enormen Zulauf hat, aber nicht in der Regierung ist, legte kürzlich einen Gesetzesentwurf vor, der die Verwendung von Insekten als Nahrung für Menschen verbietet. Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".
Weiter berichtet das Magazin: "Die Menschheit sei einer schrecklichen und zunehmend aggressiven Manipulation ausgesetzt, die eine „Normalisierung des Verzehrs von Insekten und Larven“ herbeiführen will. Es brauche daher Regulierungen, Verbote und eine genaue Definition von Inhaltsstoffen in Nahrungsmitteln, hieß es in der Partei-Aussendung. Auch andere Parteien in Rumänien sehen das so.
EU-Insekten-Nahrung-Verordnung
„Wir unterstützen das Verbot ihrer Herstellung, Einfuhr, Werbung und Kommerzialisierung bzw. das Verbot der Bereitstellung von Mitteln zur Erforschung der Einbringung von Schaben in die menschliche Nahrung“, heißt es weiter. Die AUR-Mobilmachung kommt nicht ohne Grund: Bereits im November letzten Jahres hat die EU-Kommission die häufigste Heuschreckenart „Locusta migratoria“ in eine Liste der in der EU zum Verkauf zugelassenen Lebensmittel aufgenommen. Sie können in gefrorener, getrockneter und pulverisierter Form verkauft und als Snack oder als Lebensmittelzutat gegessen werden. Auch die getrockneten gelben Mehlwurmlarven des Mehlkäfers („Tenebrio molitor“) sind in der EU als Lebensmittel zugelassen. Anfang dieses Jahres hat die Kommission auch Feldgrillen („Acheta domesticus“), hinzugefügt, was sie zum dritten erlaubten Nahrungs-Insekt macht.
UNO: Zu viele Menschen
Bei der Zulassung essbarer Insekten beruft sich die Kommission u.a. auf die UNO, deren Unterorganisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) feststellt: “Essbare Insekten enthalten hochwertige Proteine, Vitamine und Aminosäuren für den Menschen enthalten. Insekten haben eine hohe Nahrungsverwertungsrate, z.B. Grillen brauchen sechsmal weniger Futter als Rinder, viermal weniger als Schafe und zweimal weniger als Schweine und Masthähnchen, um die gleiche Menge Protein zu produzieren.“ Sie sind auch umweltfreundlicher als herkömmliche Nutztiere und können einen Teil des Drucks verringern, den die vorhergesagten 9-Milliarden-Menschen bis 2050 auf die Ressourcen ausüben wird.
Rumänen bevorzugen Kohlrouladen
Etliche rumänische Politiker, ob rechts oder links, sehen das anders als die EU. Sie bezeichnen die EU-Insektenverordnung als Eingriff von außen, der dazu führen soll, Rumäniens traditionelle Lebensmittel durch Käfer zu ersetzen. „Essen Sie kein Grillenmehl“, sagte etwa Landwirtschaftsminister Petre Daea, ein Sozialdemokrat, zitiert von G4Media. “Lasst sie singen, wo immer sie sind! Wir essen, was wir essen: Sarmale (rumänische Kohlrouladen mit Reis und Fleisch), Würstchen und Eier. Sie werden Hühnereier nicht durch Würmer ersetzen“, fügte er hinzu.
Liberaler: Ignoriert die EU
Der liberale EU-Abgeordnete, Rareş Bogdan, rief erst kürzlich bei einem Sommerlager seiner Partei dazu auf, die Rhetorik aus Brüssel bezüglich der Probleme Europas infolge der Energiekrise mit Vorsicht aufzunehmen: “Wascht euch täglich, duscht euch täglich – nicht nur einmal die Woche, dreht das Wasser beim Zähneputzen nicht ab, esst kein Kakerlaken-Mehl und begnügt euch zu Hause nicht nur mit 19 Grad“, sagte er.
Opposition: Rumänien hat zugestimmt
Vlad Botos rumänischer Oppositioneller und EU-Abgeordneter der „Save Romania Union“ (USR), bezeichnete die Diskussion als scheinheilig. Man wolle damit Anti-EU-Stimmung machen. Er erinnerte daran, dass Rumänien, als Mitglied des Europäischen Rates, im Frühjahr 2021 zugestimmt habe, die Produktion und den Verkauf von Insekten als Nahrung für Menschen zu regulieren. Jetzt werde es als Zumutung der EU dargestellt. Dabei gehe es lediglich um die Harmonisierung der Gesetzgebung, um Konsumenten eine Wahl zu geben. Insekten seien heute fixer Bestanteil der Nahrung in Asien, Afrika, den USA, etc.. Ebenso in nordischen Ländern Europas, oder in Sardinien (etwa in Käse) und auf Korsika. Jeder soll die Wahl haben und niemand könne den Rumänen aufzwingen, was sie essen müssen, schrieb er."
Quelle: Wochenblick