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Nordkoreas Traum-Krieg: „Schutz vor Regimewechsel“

Archivmeldung vom 06.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Collage: Stimme Russlands
Bild: Collage: Stimme Russlands

Die Nordkoreaner genießen die Folgen eines Nuklearschlags gegen Amerika – vorerst virtuell: Ein nordkoreanisches Video zeigt einen jungen Mann, der eine zerstörte US-Stadt träumt. Russische Experten erklären, ob die Regierung in Pjöngjang nun wirklich einen Krieg wagt. Das berichtet Radio "Stimme Russlands" online.

Weiter heißt es: "Am 12. Dezember hat Nordkorea einen Satelliten ins All geschossen, obwohl eine UN-Resolution dem Staat solche ballistischen Raketenstarts verbietet. Am 22. Januar verschärfte der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Nordkorea. Das Regime meldete im Gegenzug seinen Ausstieg aus den Sechs-Nationen-Gesprächen über sein umstrittenes Atomprogramm, bestätigte Pläne für einen weiteren Atomtest und kündigte eine Aufrüstung an, um gegen die USA weiter zu kämpfen.

Im Februar warf das Außenministerium in Pjöngjang den USA „unverschämte Doppelstandards“ in Bezug auf Nordkoreas Raumfahrprogramm vor und drohte mit entschlossenen Gegenmaßnahmen. Alexander Woronzow, der Korea-Studien am Orientalistik-Institut der Russischen Wissenschaftsakademie leitet, sagte STIMME RUSSLANDS:

„Nordkorea besteht darauf, dass jeder Staat das Recht auf zivile Raumfahrt hat, und verweist auf den entsprechenden internationalen Vertrag, der Anfang der 1960er Jahre geschlossen wurde. Nordkoreas Opponenten, vor allem die USA, sagen jedoch, das Raumfahrtprogramm sei für die Regierung in Pjöngjang nur ein Vorwand, um ballistische Langstreckenraketen zu entwickeln“.

Jewgeni Kim, Korea-Chefforscher des Fernost-Instituts der Russischen Wissenschaftsakademie, sagt, der erfolgreiche Raketenstart sei ein schwerwiegendes Argument gegen Südkoreas und US-Propaganda, wonach Nordkorea ein total rückständiges Land und in den 1950er Jahren steckengeblieben sei. Der Forscher weist aber auch darauf hin, dass Nordkorea einem Raketenschlag gegen die USA technisch noch nicht gewachsen sei:

„Um einen Gefechtskopf in den USA explodieren zu lassen, muss die Rakete nicht nur ins All steigen, sondern auch zurückkehren und ihr Ziel am Boden treffen. Beim Eintritt in die Atmosphäre muss sie also vor Hitze geschützt werden – das ist eine sehr schwierige Aufgabe, die die Nordkoreaner vorerst nicht lösen konnten. Deshalb ist niemand jetzt durch diese Rakete gefährdet. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine nordkoreanische Rakete in den nächsten Jahren die USA erreicht, ist gleich null“.

Die von Pjöngjang angedrohten Gegenmaßnahmen bedeuten laut Experten keineswegs einen Kriegsbeginn. Woronzow kommentierte:

„Nordkoreas Herrscher sind Pragmatiker. Sie begreifen, dass die Balance auf der Halbinsel ihnen keine Vorteile verspricht und ein Krieg für sie tödlich wäre. Sie kämpfen ums Überleben, darauf zielen all ihre Bemühungen ab. Für diese Zwecke brauchen sie auch die nukleare Abschreckung. Sie bezeichnen dies als Schutz vor einer möglichen Aggression. Also geht es um den Schutz vor einem gewaltsamen Regimewechsel. Wenn die Nordkoreaner über ein schwerwiegendes Vergeltungs-Potenzial verfügen, ermöglicht es ihnen, ihren gewählten Entwicklungsweg weiter zu gehen“.

Auf diesem Weg scheint Nordkorea in eine neue Phase der nuklearen Erpressung gegenüber der internationalen Gemeinschaft einzutreten. Die Regierung in Pjöngjang lässt sich durch keine Sanktionen beirren. Die Herrscher sind von diesen Sanktionen kaum betroffen und das Volk wird kaum schlechter leben, denn schlechter geht nicht.

Kritik an US-Regierung: „Nordkorea-Politik gescheitert“

Bill Clintons Pentagon-Chef bescheinigt der derzeitigen US-Regierung diplomatisches Versagen in Sachen Nordkorea. Ein renommierter Atomforscher stimmt zu und klärt über die nordkoreanischen Uran-Bestände auf.

Ex-Pentagon-Chef unzufrieden

„Wenn ich die heutige Situation um Nordkorea mit der Situation vor 13 Jahren vergleiche, muss ich feststellen: Es geht vielleicht um eines der größten diplomatischen Versagen in unserer Geschichte“, sagte der der frühere US-Verteidigungsminister William Perry auf einer internationalen Konferenz in Seoul. Perry hatte unter Präsident Bill Clinton das Pentagon geleitet.

Die südkoreanische Agentur Yonhap, die die Konferenz mit organisierte, zitierte Perry weiter mit den Worten, die internationale Gemeinschaft habe dem nordkoreanischen Regime erlaubt, ein „kleines Nuklear-Arsenal aufzubauen, zwei Atomtests durchzuführen und einen weiteren Atomtest vorzubereiten“. Der Ex-Verteidigungsminister sagte weiter: „Die Nordkoreaner haben mindestens zwei Anlagen gebaut, die wahrscheinlich zum Einsatz kommen, um hoch angereichertes Uran zu bekommen und das Nuklear-Arsenal aufzustocken“.

Stanford-Experte fordert neue Politik

Standford-Forscher Siegfried Hecker, der im Jahr 2010 die nordkoreanische Uran-Anlage besichtigt hatte, forderte von Washington und Seoul ebenfalls eine neue Politik gegenüber Pjöngjang: „Amerikas und Südkoreas Politik, die seit 2002 das Ziel verfolgte, Nordkorea zu denuklearisieren, ist gescheitert: Es ist nicht gelungen, Nordkorea daran zu hindern, sein Atomprogramm zu intensivieren – von Kernreaktoren über die Uran-Anreicherung bis hin zu Atomtests und Langstreckenraketen“.

„Zwar steckt die von Nordkorea ausgehende Atomgefahr trotz der bedrohlichen Rhetorik noch im Kindesalter. Das Schlimmste wird aber noch kommen, falls die Regierungen in Washington und Seoul keine neue Politik formulieren, um sich auf die Begrenzung dieser Gefahr zu konzentrieren“, so der Stanford-Experte.

Für seinen angekündigten Atomtest werde Nordkorea wahrscheinlich hoch angereichertes Uran nutzen: „Das Potential der Atomanlage in Yongbyon erreicht zwei Tonnen niedrig angereichertes oder 40 Kilogramm hoch angereichertes Uran jährlich“. Generell sei es leicht, die Uran-Anreicherung zu verheimlichen. Nordkorea scheine über die erforderliche Technologie zu verfügen und sei potentiell in der Lage, sein Nuklear-Arsenal „drastisch aufzustocken“, so Hecker.

Moskaus Position

Im Dezember hatte Nordkorea einen Satelliten ins All geschossen und damit gegen ein entsprechendes UN-Verbot verstoßen. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte im Gegenzug die Sanktionen gegen Pjöngjang. Das russische Außenministerium erklärte Ende Januar: „Wir rufen unsere Partner in Nordkorea auf, den in der UN-Resolution verankerten Willen der internationalen Gemeinschaft richtig wahrzunehmen und auf Atomwaffen sowie auf alle militärischen Raketen- und Atomprogramme zu verzichten“. Die Regierung in Moskau warnte aber auch andere Länder davor, die Lage eskalieren zu lassen.

Nordkorea kündigte jedoch einen dritten Atomtest an, sprach von einer „neuen Phase“ seines Kampfes gegen die USA und meldete seinen Ausstieg aus den Sechs-Nationen-Gesprächen über sein umstrittenes Atomprogramm. Der russische Außenminister Sergej Lawrow kommentierte: „Hoffentlich werden unsere nordkoreanischen Nachbarn die Meinung der internationalen Gemeinschaft doch akzeptieren und die Kooperation im Rahmen der Sechs-Nationen-Gespräche wieder aufnehmen“.

Quelle: Text „Stimme Russlands"

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