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Warum Nato-Manöver nie in den USA stattfinden

Archivmeldung vom 12.11.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Heeressoldat der US-Armee (Symbolbild)
Heeressoldat der US-Armee (Symbolbild)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Nordmeer und Norwegen, Ostsee und Baltikum – da schickt die Nato ganze Armeen zum Üben hin. Nur auf dem US-Gebiet, dort veranstaltet das Bündnis keine Manöver. Die Allianz bereitet sich offenbar darauf vor, in Europa zu kämpfen, während die USA die Sache dann jenseits des Atlantiks aussitzen wollen, schreibt das Portal „Zvezda“.

Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" schreibt weiter: "Ähnlich sei es auch beim Bruch der Vereinigten Staaten mit dem INF-Vertrag: Washingtons Ausstieg aus diesem Abrüstungsabkommen, den der US-Präsident angekündigt hat, ist nicht nur eine Gefahr für das strategische Gleichgewicht der Kräfte – der Ausstieg ist vor allem eine Gefahr für Europa.

„Es ist ja richtig, dass Trumps Berater Bolton bei Gesprächen mit dem Außenminister Lawrow und dem Präsidenten Putin versprochen hat, die USA würden nach der Aufkündigung des INF-Vertrags keine Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa stationieren. Aber was sind die Zusagen von US-Funktionären schon wert?“, schreibt der russische Militärexperte und Oberst a.D. Wiktor Litowkin.

Russland wisse zu gut, mit welcher Leichtigkeit die Vereinigten Staaten aus Vereinbarungen aussteigen, die sich für sie plötzlich nicht mehr lohnen würden. Erinnert sei daran, wie George Shultz, der ehemalige Außenminister in der Reagan-Regierung, den Sowjetpräsidenten Gorbatschow einst davon überzeugte, die Nato werde sich nach der deutschen Wiedervereinigung keinen Deut ostwärts ausweiten.

Natürlich werden amerikanische Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa stationiert, daran gibt es keinen Zweifel. Wo sonst sollen sie für Russland gefährlich werden? Die Einwände des deutschen Außenministers Maas oder des französischen Präsidenten Macron gegen die Stationierung werden Trump und sein Kabinett sicherlich nicht aufhalten, so der Experte.

„Die deutsche Regierung hat sich schon einmal dagegen ausgesprochen, dass US-Waffen – namentlich die nuklearen B61-Bomben – in Deutschland lagern. Der Bundestag hat sogar in einer Sitzung für deren Abzug gestimmt. Geworden ist daraus nichts. Die Allianz hat einfach beschlossen, dass der Abzug von US-Waffen aus einem Mitgliedsland nur bei einstimmigem Beschluss aller Nato-Länder möglich ist. Wenn die Deutschen also keine Atombomben mehr auf ihrem Boden wollen, müssen Estland und Albanien zum Beispiel auch dafür stimmen“, so Litowkin.

So sei es nun mal: Trete ein Land der Nato bei, gebe es seine Unabhängigkeit und Souveränität ein für alle Mal auf. Von da an würden alle wichtigen militärpolitischen Entscheidungen eines Mitgliedlandes via Brüssel in Washington getroffen, vom größten Sponsor und wahren Souverän der Allianz.

Übrigens: Geld für die Entwicklung von Raketen, die gegen den INF-Vertrag verstoßen, habe das Pentagon in seinem Haushalt für 2019 bereits eingeplant. 58 Millionen Dollar sollen für den Bau eines bodengestützten Marschflugkörpers ausgegeben werden. Sollte diese oder ähnliche Raketen in Europa stationiert werden, werde Russland darauf reagieren müssen.

Moskaus Möglichkeiten seien in dieser Hinsicht vielfältig. Eigene Mittelstreckenraketen auf amerikanische Stellungen in Europa zu richten, sei eine davon. Solche Flugkörper seien sicherlich ohne großen Aufwand innerhalb kurzer Zeit zu bauen, so der Militärexperte.

Beispielsweise könnten die Raketen „Topol-M“ oder „Jars“ jeweils um eine Antriebsstufe verkürzt werden. Oder man könnte die Schiffsraketen „Kalibr“ nutzen: Nach einer kurzen Überarbeitung könnten diese Flugkörper zu Lande stationiert werden.

Wenn die Amerikaner die Startsilos ihres Aegis-Systems in Polen und Rumänien statt mit den Abfangraketen auch mit Tomahawks aufladen können, dann sollten die russischen Streitkräfte das auch mit ihren „Kalibr“-Raketen tun können.

Außer den „Kalibr“ gibt es in Russland noch die taktischen „Iskander-M“-Raketen oder die Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 4.500 Kilometern. Sie können von den Bombern Tu-160 und Tu-95 gestartet werden, ohne in den Wirkungsbereich der gegnerischen Flugabwehr hineinzufliegen. Hinzu kämen die „Kinschal“-Raketen mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern, die von den MiG-31-Jägern und künftig von den Tu-22-Bombern ins Ziel geflogen werden.

Russland habe also ein gutes Arsenal, um auf die Stationierung von US-Raketen in Europa reagieren zu können. Wie aber muss sich Europa fühlen, wenn es von den US-Strategen zum Schlachtfeld des künftigen Armageddon bestimmt wurde?

„Wie werden die Europäer damit umgehen, dass neben ihren Ortschaften amerikanische Raketen stationiert werden, worauf wiederum russische Marschflugkörper gerichtet sein werden?“, fragt Litowkin.  Das sei der Preis für die Aufgabe der eigenen Unabhängigkeit und den Beitritt zum „aggressiven“ Nato-Block, der den Vereinigten Staaten unterstehe und ihren Interessen sinnlos folge.

Der zaghafte Versuch, eine gesamteuropäische Armee à la Macron zu schaffen, werde aber sicherlich scheitern: Die USA lassen Europa aus ihren stählernen Fängen nicht los. Damit werden sich die Europäer wohl abfinden müssen.

Mit der antirussischen Sanktionspolitik, durch die sie jährlich über 100 Milliarden Euro verlieren, während Washington mit Moskau weiterhin Geschäfte macht, hätten sie sich schließlich auch abgefunden.

Eines sei aber fraglich: Ob die USA einen Krieg in Europa wirklich werden hinter dem Atlantik aussitzen können. Schließlich hätte Russland eine Antwort parat – selbst wenn der Gegner vom europäischen Boden aus agiert."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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