Weltpolizei-Hilfe für Pentagon: Musk soll Soldaten aus Weltraum in Konfliktzonen absetzen
Archivmeldung vom 15.07.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas US-Verteidigungsministerium (Pentagon) stellt sich eine Zukunft vor, in der Truppenfahrzeuge in Bataillonsgröße, die von Raketentechnologie angetrieben werden, überall auf der Welt innerhalb einer Stunde auf Notfälle reagieren könnten. Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".
Weiter berichtet das Magazin: "Zu diesem Zweck möchte das Pentagon auch, dass Elon Musk Soldaten aus dem Weltraum in Konfliktzonen schickt. Dessen Raketenfirma “SpaceX” ist ja nicht nur ein philanthropische Forschungseinrichtung, sondern ein Verteidigungsunternehmen, das US-Militärsatelliten startet und ukrainische Kommunikationsverbindungen stärkt.
In einer Stunde überall in der Welt
Der Wunsch des Pentagon an Musk wird in einem Dokument ausformuliert, das „The Intercept“ auf Anfrage des Freedom of Information Act (FOIA, US-Gesetz zum Recht auf Information) erhalten hat. Im Oktober 2020 gab das US-Transportkommando oder USTRANSCOM, das Pentagon-Büro, das mit dem Shuttle-Frachttransport beauftragt ist, um die weltweite amerikanische Militärpräsenz am Laufen zu halten, bekannt, dass es eine Partnerschaft mit Musks Raketenfirma SpaceX eingeht, um die Machbarkeit von rasch erforderlichen „Lieferungen“ in den Weltraum und zurück zur Erde zu ermitteln – anstatt auf dem üblichen Luftweg. Ziel wäre es, ein „C-17 (Frachtflugzeug)-Äquivalent in weniger als 60 Minuten überall in die Welt zu fliegen“. In einer USTRANSCOM-Pressemitteilung heißt es, die massive Starship-Rakete von SpaceX könnte eines Tages „kritische Logistik in zeitkritischen Situationen schnell bewegen und humanitäre Hilfe leisten“.
Militarisierte Raumschiffe
Im USTRANSCOM- Zwischenbericht 2021, der im Rahmen seiner Partnerschaft mit SpaceX erstellt wurde, werden mögliche Verwendungen aber auch Fallstricke für eine Flotte militarisierter Raumschiffe erörtert. Darin findet man auch drei Beispiele für potenzielle künftige „Verteidigungs-Anwendungsfälle für den Punkt-zu-Punkt-Raumtransport“. Das erste besteht darin, extrem gefährdete Basen zu sichern, die sich in der Raketenreichweite feindlicher Streitkräfte befinden.
Das zweite bietet logistische Unterstützung, um in Gebieten, in denen US-Streitkräfte nicht ständig präsent sind, voll einsetzbare Luftwaffenstützpunktsysteme zu schaffen. Also eine Sammlung von Unterkünften, Fahrzeugen, Baumaschinen und anderer Ausrüstung, die rund um den Globus vorpositioniert und an jeden Ort gebracht werden kann, den die US-Luftwaffe (USAF) für den Stand-up-Flugbetrieb benötigt“. Diese beiden Anwendungsbeispiele laufen als „Unterstützung von Botschaften“.
Eingreiftruppen im Raketen-Tempo
Das dritte Beispiel geht viel weiter: Hier geht es um den möglichen Einsatzes einer „schnellen Eingreiftruppe“, was bei Krisenbedingungen der Fall ist. Das Pentagon träumt schon seit Jahren von einem Zeitalter, in dem „Marines überall auf der Welt in weniger als zwei Stunden landen könnten, ohne den Durchgang durch fremden Luftraum aushandeln zu müssen. USTRANSCOM-Sprecher John Ross ist optimistisch. Er glaubt, eine schnelle Eingreiftruppe mit Raketeneinsatz könnte in den nächsten 5-10 Jahren machbar sein. Experten betrachten derart raketengestützte Kommandos aber vorläufig als „Science Fiction“.
In der Praxis nicht durchdacht
William Hartung, Senior Research Fellow am Quincy Institute, der sich auf die US-Waffenindustrie und den Verteidigungshaushalt konzentriert: Wenn etwa ein Mob eine Botschaft angreife, werde es trotz allem eine Weile dauern, bis das SpaceX-Raumschiff dort ankomme. Skeptisch ist auch Kaitlyn Johnson, stellvertretende Direktorin des Aerospace Security Project des Center for Strategic and International Studies: Es sei unwahrscheinlich, jemanden schnell per Rakete evakuieren zu können, selbst bei solider Technologie. Diese riesige Starship-Rakete könne nicht einfach in einer Stadt, neben der Botschaft gelandet werden.
Wie reagieren andere Länder?
Weitere offene Fragen sind: Werden andere Länder SpaceX-Militärraketen aus dem Weltraum über ihren Luftraum oder gar auf ihrem Gebiet landen lassen? Bisher gibt es keine rechtliche Definition der Grenze zwischen Luft und Weltraum – wo endet die Anwendung des Luftverkehrsrechts und wo beginnt das Weltraumrecht? Wie schätzen Länder die Rakete/das Raumschiff das über ihr Gebiet fliegt, ein: Als Waffe oder als Bedrohung durch ballistische Raketen? Und – wie bei Drohnen – müssen sich die USA, sobald sie mit der Verbreitung ihrer Technologie beginnen, auch den Auswirkungen von der anderen Seite stellen. Was würde andere Länder davon abhalten, dasselbe zu tun, und wie würden die USA darauf reagieren?"
Quelle: Wochenblick