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Mythos Banken-„Flucht“: Wie stark beeinflusst Brexit den Immobilienmarkt in Frankfurt

Archivmeldung vom 18.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Florentine / pixelio.de
Bild: Florentine / pixelio.de

Die deutsche Finanzmetropole Frankfurt/Main gilt als Gewinnerin des Brexit. Doch die angebliche Banken-Flucht aus London ist medial übertrieben, finden Immobilienunternehmen aus Frankfurt/Main. Aus ihrer Sicht suchen verschiedene Firmen neue Räume in der Bankenmetropole. Es gibt keine kurzfristige Massenerscheinung mit steigenden Mieten, berichtet die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik".

Weiter heißt es im Beitrag auf der Webseite: "Seit der britischen Entscheidung, die EU zu verlassen, prägen Begriffe wie „Brexodus“, „Brexit-Flucht“ und „Brexit-Flüchtlinge die Schlagzeilen und schwirren durcheinander. Und immer werden sie begleitet vom Beiwort „Profit“ für die EU, während Großbritannien durch den Brexit qualifizierte Fachkräfte verliere. Als einer der großen Gewinner der Brexit-Folgen wird die Bankenstadt Frankfurt/Main gefeiert. In der Tat planen die Deutsche Bank, JP Morgan, Standard Chartered, Goldman Sachs, große japanische Banken und weitere den Umzug aus London nach Frankfurt. Doch welche Rolle spielt das bei der Entwicklung der Stadt?

Auskünfte von zwei großen Unternehmen aus dem Immobilienbereich, Jones Lang LaSalle (JLL) und Poll Immobilien, gegenüber Sputnik  korrigieren die allgemeine medial verbreitete Sicht.  Anfang 2017 seien etliche Delegationen von Unternehmen in verschiedene europäische Standorte gekommen und hätten sich ein Bild gemacht, berichtete Markus Kullmann, Team Leader Office Leasing Frankfurt bei JLL. Dabei habe sich ihnen Frankfurt/Main als „sehr perspektivischer Standort“ gezeigt.

Keine Flucht aus London nach Frankfurt/Main

Der erste Fehler ist aber laut Kullmann, wenn die Medien nur von Banken sprechen. Das habe mehr was mit dem Image der Metropole als mit der Wirklichkeit zu tun: „Wir und unsere Mitbewerber stehen mit allen möglichen Unternehmen in Verbindung, die vom Brexit betroffen sind. Das sind ja nicht nur die Finanzdienstleister, sondern auch andere Branchen.“ Hierzu zählen zum Beispiel große Rechtsanwaltskanzleien.

Außerdem sei es nicht richtig von „Brexit-Flucht“ oder „Brexit-Flüchtlingen“ zu reden: „Das würde ich nicht zu 100 Prozent so unterschreiben“, so Kullmann. Er hob hervor, ein Mitarbeiter, der in London lebt und dort Familie hat, würde eher innerhalb der Bank oder bei einer anderen Bank in London einen Job suchen. Insofern sei es besser vom Aufbau neuer Banken an anderen Standorten als von Flucht oder gar von einem angeblichen Exodus zu reden.

Dieser Neuaufbau ist allerdings beachtlich – wenn auch wahrscheinlich nicht mehr im Jahr 2017, da die meisten Abschlüsse erst da erfolgen. Zu den 450.000 erwarteten Quadratmetern vermieteter Fläche werden ab Ende 2017 bis zu 100.000 Quadratmeter hinzukommen – infolge des Brexit. Zwar gebe es derzeit einen „Mangel an zusammenhängenden hochqualitativen Flächen“, meinte Kullmann, wie sie für das Bankwesen nötig sind. Aber es werde in Frankfurt/Main auch sehr viel gebaut. 2019 bis 2023 würden so weitere 250.000 Quadratmeter an neuer Fläche in Gewerbeimmobilien entstehen.

Bedarf an mehr Wohnungen generell

Was die Wohnimmobilien angeht, schätzte Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter der von Poll Immobilien GmbH, ein: „Die Nachfrage ist hoch und übersteigt weiterhin das Angebot, denn die Einwohnerzahl Frankfurts wächst seit Jahren.“ Zur hohen Nachfrage durch heimische Käufer kämen immer mehr internationale Interessenten. Das würde vor allem Familien mit Kindern zunehmend auf das Umland ausweichen lassen.

Doch mit dem Brexit habe das Phänomen nicht viel zu tun: „Auch ohne den Faktor Brexit prognostiziert die Stadt zwischen 2015 und 2025 einen Bevölkerungszuwachs von rund zehn Prozent. Da wird die zusätzliche Nachfrage aus London keine allzu große Rolle spielen“, erklärte Ritter. „Wir rechnen damit, dass die Anzahl der Arbeitsplätze, die im Zuge des Brexits nach Frankfurt verlagert werden, in diesem Vergleich überschaubar sein wird.“ Die Zuzüge würden sich zudem über mehrere Jahre verteilen und nicht auf einmal erfolgen. Und:

„Im Moment sehen wir allerdings noch Zurückhaltung bei den konkreten Nachfragen aus Richtung London, auch wenn es mehr und mehr sondierende Gespräche gibt.“

Der Brexit soll in Zukunft also nicht für etwaige Mieterhöhungen verantwortlich sein. „Die zusätzliche Dynamik, welche durch Menschen entstehen wird, die ihren Lebensmittelpunkt von London nach Frankfurt verlegen müssen, wird nicht zu einer signifikanten Steigerung der Preise führen“, so Ritter. „Frankfurt ist generell sehr gefragt. Generell und unabhängig vom Brexit muss mehr Wohnraum geschaffen werden, hier ist die Kommune gefragt.“

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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