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Ungarn: Skandal um Englisch-Kenntnisse des Budapester Bürgermeisters und falschen Doktortitel

Archivmeldung vom 27.05.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Die Gegenspieler: Viktor Orbán und Gergely Karácsony Bild: Remix News / UM / Eigenes Werk
Die Gegenspieler: Viktor Orbán und Gergely Karácsony Bild: Remix News / UM / Eigenes Werk

Hat der oppositionelle Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten 2022, Gergely Karácsony, gelogen, als er behauptete, er habe einen Doktortitel? Dieser Frage geht "Remix News" nach, welches das Magazin "Unser Mitteleuropa" ins deutsche übersetzte.

Weiter schreibt das Magazin: "Der Skandal um die Englischkenntnisse des liberalen Budapester Bürgermeisters und Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten 2022, Gergely Karácsony, brach mit der Veröffentlichung einer Fernsehaufzeichnung aus dem Jahr 2020 aus, auf dem der Bürgermeister während einer Gedenkveranstaltung jede Konversation auf Englisch mit einem ausländischen Diplomaten zu vermeiden scheint.

Während des Treffens mit dem koreanischen Botschafter im letzten Jahr war der ungarische Außenminister Péter Szijjártó gezwungen, für den Bürgermeister zu übersetzen, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden. Das Filmmaterial zeigt, wie Karácsony die Veranstaltung verlässt, ohne den koreanischen Diplomaten überhaupt anzusprechen.

Das Video hatte in den Medien eine Untersuchung darüber ausgelöst, wie der liberale Bürgermeister, der Viktor Orbáns Hauptkonkurrent bei den Parlamentswahlen 2022 ist, seinen Doktortitel ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse erlangen konnte, die in der ungarischen Postgraduiertenausbildung gesetzlich vorgeschrieben sind. Die Untersuchung hat ergeben, dass der Bürgermeister nicht nur keine gültigen Sprachprüfungen hat, sondern dass auch seine früheren Behauptungen, einen Doktortitel zu besitzen, irreführend waren.

Wie sich herausstellte, hatte der Bürgermeister sein Promotionsstudium im Jahr 2007 ohne Fremdsprachenzertifikat begonnen, was damals noch möglich war. Dennoch scheiterte er an seinen Sprachkenntnissen, aber auch an seinen mangelnden akademischen Fortschritten während des Studiums. Er konnte seine Forschungsarbeit nicht beenden und hat während des Studiums keine Artikel veröffentlicht.

Das hinderte Karácsony nicht daran, bei den Wahlen 2018 zu behaupten, er habe einen Doktortitel. Auf der Website seiner Partei behauptete er, dass er 2007 einen Abschluss in Politikwissenschaften erhalten habe. Dies hat sich inzwischen als Fälschung herausgestellt, da er erst 2007 mit dem Promotionsstudium begonnen hat. Außerdem hätte er für die Erlangung eines Doktordiploms gleich zwei Fremdsprachenzertifikate benötigt, von denen er keines besitzt. Tatsächlich hat er in dieser Zeit für eine Umfrageagentur gearbeitet, die von der damaligen sozialistischen Regierung von Ferenc Gyurcsány zig Millionen ungarische Forint an Provisionen erhalten hat.

Jüngsten Umfragen zufolge erwarten 83 Prozent der Ungarn, dass der Premierminister des Landes Englisch spricht, und nur 13 Prozent würden Karácsony gerne an der Spitze des Landes sehen. Als ob die peinlichen Umfragen, zu denen der Skandal um die Sprachkenntnisse zweifelsohne beigetragen hat, nicht schon genug wären, veranlasste eine beiläufige Bemerkung des Bürgermeisters, in der er seinen ehemaligen akademischen Vorgesetzten anpöbelte, den besagten Professor dazu, sich mit weiteren peinlichen Enthüllungen in die Debatte einzuschalten.

Laut Prof. András Lánczi hatte Karácsony während seiner Doktorandenzeit die volle Unterstützung des akademischen Personals erhalten und sogar eine außerordentliche Fristverlängerung zum Abschluss seines Studiums bekommen. Trotz aller Hilfe hatte der Professor keine andere Wahl, als Karácsony von der Universität zu entlassen, da er keine Fortschritte zeigte und die geforderten Fristen nicht einhielt. Eher großmütig sieht der Professor die mangelnden Sprachkenntnisse seines ehemaligen Schützlings als Erbe des früheren kommunistischen Regimes, in dem nur wenige Auserwählte in der Lage waren, Englischkenntnisse auf hohem Niveau zu erwerben.

Obwohl Karácsonys Absicht, bei den Wahlen 2022 als Ministerpräsident zu kandidieren, erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben wurde, bezeichnen einige Analysten dies als den schlechtesten Start in einen Wahlkampf seit dem Fall des kommunistischen Regimes. Zu seiner eigenen Verteidigung behauptete Karácsony, er verfüge über, wie er es nannte, „hyper-passive“ Englischkenntnisse. Um sich vor weiterer Kritik zu schützen, hat er auch versucht, eine Opfergruppen-Identität anzunehmen, als er behauptete, dass seine Probleme mit der englischen Sprache von einer Legasthenie in der Kindheit herrühren, die er aber nach eigener Einschätzung im Erwachsenenalter überwinden konnte.

Obwohl der Bürgermeister keine Beweise dafür vorlegte, dass bei ihm jemals Legasthenie diagnostiziert wurde, und es auch keine medizinischen Beweise dafür gibt, dass Legasthenie in der Kindheit im Erwachsenenalter verschwinden kann, hatte Karácsony behauptet, dass er jetzt in der Lage ist, Dutzende von Seiten auf einmal mit einer Geschwindigkeit durchzulesen, zu der nur wenige andere fähig sind.

Der liberale Bürgermeister, der sich oft als Verteidiger der Pressefreiheit gegen die angeblich autoritäre Regierung von Viktor Orbán positioniert, reagierte auf die Frage eines Journalisten nach seinem Doktordiplom verärgert mit den Worten: „Schämen Sie sich“. Ausländischen Journalisten gegenüber war er jedoch entgegenkommender, als er in einem Interview mit dem amerikanischen Magazin The Economist unter dem Titel „Der Mann, der Orbán stürzen könnte“ den amtierenden Ministerpräsidenten wegen seines Gewichts und seiner Körpergröße beschimpfte. Der amtierende Ministerpräsident Viktor Orbán, Karácsonys Hauptkonkurrent bei den Wahlen 2022, ist für seine guten Englischkenntnisse bekannt.


Orbán hat eine Reihe von Pressekonferenzen auf Englisch gehalten und scheint die Sprache als diplomatisches und kommunikatives Mittel zu nutzen, um ungarische Interessen auf internationaler Ebene zu fördern. Angesichts des relativen Mangels an Ungarischsprechern weltweit könnte dies ein Faktor sein, warum die Ungarn einen Premierminister, der die Sprache sicher beherrscht, stark unterstützen.

Quelle: Unser Mitteleuropa

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