Demokratischen Republik Kongo - Gräueltaten weiter an der Tagesordnung
Archivmeldung vom 30.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn diesen Tagen wird die derzeit größte UN-Friedensmission (MONUC) in der Demokratischen Republik Kongo 10 Jahre alt. Dennoch ist die Situation im Osten des Landes weiterhin katastrophal. Der Alltag der Menschen ist nach wie vor geprägt von Gewalt und Unterdrückung.
Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision sorgt sich insbesondere um die Frauen und Kinder. "Sexuell bedingte Straftaten besonders gegen Frauen und Mädchen sind nach wie vor unerträglich hoch", sagt Lillian Ohuma, World Vision Expertin, die sich vor Ort um Schutzmaßnahmen für Frauen und Kinder kümmert. "Frauen werden physisch und psychisch bedroht, vergewaltigt und auf brutalste Weise misshandelt. Kinder werden verschleppt und als Kindersoldaten missbraucht. Das Ausmaß des Grauens ist unbeschreiblich."
Die Vereinten Nationen schätzen, dass jedes Jahr 25.000 Frauen im Osten Kongos vergewaltigt werden. Nach Angaben von lokalen Gesundheitszentren müssen jeden Tag mindestens 40 Frauen, viele davon Kinder, in der Kivu-Region wegen sexueller Übergriffe medizinisch behandelt werden. "Anfang des Jahres haben wir Frauen und junge Mädchen befragt, wovor sie am meisten Angst haben. Die überwiegende Mehrheit der befragten Gruppe gaben an, dass sie Vergewaltigung mehr fürchten als den Tod", betont Ohuma. Sowohl Zivilpersonen, Mitglieder von Rebellenorganisationen, aber auch Soldaten der Regierungstruppen beteiligten sich nach Berichten der Vereinten Nationen an den Übergriffen.
World Vision Friedensexperte Ekkehard Forberg betont: "Es ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft, dass sie wieder zusieht, wie jeden Tag aufs Neue diese Gräueltaten passieren. Wir fordern, dass dieser Konflikt endlich ausgetrocknet wird. Ein Mittel dazu ist, den Handel mit Konflikt - Rohstoffen wie Coltan, Gold und Wolfram zu kontrollieren. Es muss endlich international verbindliche Regeln für eine Zertifizierung von Rohstoffen geben." Forberg erklärt, auch jeder Bürger in Deutschland könne mithelfen, dass solch ein Gesetz zustande komme, indem er beim Kauf von Handys oder Laptops nach der Herkunft des verwendeten Rohstoffs frage und seine Kaufentscheidung davon abhängig mache, ob Konflikt-Rohstoffe verwendet wurden. Des weiteren fordert Word Vision, dass Vergewaltiger konsequent verfolgt und bestraft werden. Falls die Regierung in der Demokratischen Republik Kongo dazu nicht fähig ist, sollte die internationale Gemeinschaft dabei unterstützend tätig werden. Zum Beispiel könnten Gerichte und Strafverfolgungsbehörden zur Hälfte mit internationalem Personal besetzt werden, damit die Rechtsprechung international anerkannten Standards genügt.
World Vision kümmert sich im Osten Kongos unter anderem darum, dass die Dorfgemeinschaften über ihre Rechte aufgeklärt werden, wie sie sich selbst schützen können, dass Frauen und Mädchen begleitet werden, wenn sie zum Beispiel im Wald Feuerholz holen müssen. Die Hilfsorganisation sorgt gemeinsam mit anderen Organisationen dafür, dass Gewaltakte gemeldet werden und Opfer Hilfe erhalten.
Quelle: World Vision