Frankreichs Parlament stürzt Regierung durch Misstrauensvotum
Archivmeldung vom 05.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie französische Nationalversammlung hat am Mittwochabend mit einem Misstrauensvotum die Regierung des Ministerpräsidenten Michel Barnier (Republikaner) gestürzt.
Für einen entsprechenden Antrag des Linksbündnisses "Nouveau Front
Populaire" (NFP, deutsch: Neue Volksfront) stimmten 331 Abgeordnete des
577-köpfigen Parlaments. Damit ist der Premierminister gezwungen, seinen
Rücktritt bei Präsident Emmanuel Macron (Renaissance) einzureichen.
Hintergrund
ist eine Auseinandersetzung über den Haushaltsentwurf, der einen harten
Sparkurs und Steuererhöhungen zur Schuldenkonsolidierung vorsieht. Vor
der Abstimmung appellierte Barnier daher an die "Verantwortung" der
Abgeordneten und warnte vor einer "institutionellen Destabilisierung" im
Falle eines erfolgreichen Misstrauensvotums. Sollte der Haushalt nicht
binnen Jahresfrist verabschiedet werden, würde dies seiner Ansicht nach
zu höheren Steuern und einem Kaufkraftverlust der Franzosen führen.
Barnier
hatte versucht, den Sozialetat ohne Abstimmung im Parlament
durchzusetzen. Verfassungsartikel 49.3 sieht diese Möglichkeit nur vor,
sofern die Regierung ein Misstrauensvotum übersteht. Barniers Regierung
hatte keine eigene Mehrheit im Parlament und war auf Unterstützung von
anderen Fraktionen angewiesen. Medienberichten zufolge soll Macron daher
bereits vor der Abstimmung angefangen haben, sich nach einem neuen
Premierminister umzusehen.
Das Linksbündnis "Nouveau Front
Populaire", dem fünf führende linke Parteien und deren kleinere Partner
angehören, war nach dem zweiten Wahlgang bei der von Marcon vorgezogenen
Parlamentswahl im Sommer als Wahlsieger hervorgegangen, ohne jedoch
eine eigene Mehrheit in der Nationalversammlung zu erreichen. Macron
hatte im Anschluss die Wahl von Brexit-Verhandler Michel Barnier als
neuen Premierminister vorgeschlagen, der jedoch den konservativen
Republikanern angehört.
Neben Politikern der Republikaner waren
schließlich Mitglieder von Macrons liberaler Fraktion "Ensemble pour la
République" (deutsch: Zusammen für die Republik), dem
zentristisch-liberalen "Mouvement démocrate" (deutsch: Demokratische
Bewegung), der rechtsliberalen Partei "Horizons" (deutsch: Horizonte)
und der christdemokratischen "Union des democrats et indépendants"
(deutsch: Union der Demokraten und Unabhängigen) Mitglieder von Barniers
Regierung. Ein erstes Misstrauensvotum hatte die Minderheitsregierung
nur deshalb überstanden, weil sie vom rechtsextremen "Rassemblement
National" (deutsch: Nationale Sammelbewegung) geduldet wurde. Diese
Unterstützung erhielt Barnier nun nicht mehr.
Quelle: dts Nachrichtenagentur