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„Saatgut ist nur in den Händen der Bauern sicher!“

Archivmeldung vom 28.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
v.l.n.r.: Josef Jacobi, Bio-Landwirt und Aufsichtsratsvorsitzender der Upländer Bauernmolkerei und Percy Schmeiser, Träger des alternativen Nobelpreis 2007) Beim Besuch von Percy Schmeiser in Wolfhagen und im Upländer Milchmuhseum am 23. und 24. April 2010.
v.l.n.r.: Josef Jacobi, Bio-Landwirt und Aufsichtsratsvorsitzender der Upländer Bauernmolkerei und Percy Schmeiser, Träger des alternativen Nobelpreis 2007) Beim Besuch von Percy Schmeiser in Wolfhagen und im Upländer Milchmuhseum am 23. und 24. April 2010.

Beeindruckender Besuch aus Kanada in Nordhessen: Percy Schmeiser, kanadischer Landwirt und Träger des alternativen Nobelpreises, machte auf seiner Europa-Tour am 23. und 24. April 2010 Station in Nordhessen. Am Freitagabend hielt der 79-Jährige in der voll besetzten Wolfhager Stadthalle einen Vortrag zu Agro-Gentechnik.

Die Veranstaltung wurde durch die Upländer Bauernmolkerei, die Initiative Gentechnikfreie Region Wolfhagen und die Stadt Wolfhagen möglich gemacht. Den kulturellen Rahmen gestaltete das Wenigenhasunger Chörchen mit kritischen Weltanschauungen in ihren eigens umgeschriebenen Liedtexten.

Ein kurzer Filmausschnitt über Percy und seine Frau Louise Schmeiser auf ihrer Farm und der darauf folgende Vortrag durch den Landwirt selbst gaben einen nachdenklichen Einblick in seine Erfahrungen im Kampf gegen 14 Jahre Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut in Kanada. Dabei stellte er alarmierend heraus, dass es keine Koexistenz zwischen biologischem Anbau, konventioneller Landwirtschaft und dem Anbau gentechnisch veränderten Saatguts geben könne. Der engagierte Landwirt machte deutlich, dass es in Kanada faktisch kein Rapsfeld mehr mit gentechnikfreiem Saatgut gäbe.

Eindrucksvoll berichtete er von seinem jahrelangen Rechtsstreit mit dem Saatgutkonzern Monsanto und  über seine Erkenntnisse zu Einsatz und Wirkung von Gentechnik in der Landwirtschaft. Danach ist er der Ansicht, dass gentechnisch veränderte Pflanzen nicht dort bleiben, wo sie ausgesät werden, sondern sich durch Pollen- und Samenflug unkontrolliert über weite Strecken verbreiten. Sie beeinflussen das empfindliche ökologische Gleichgewicht der Natur und kreuzen sich mit verwandten Wildpflanzen und artgleichen Kulturpflanzen in jedem Gemüsegarten - mit unumkehrbaren Folgen. Auch die Theorie, dass der Welthunger mithilfe von gentechnisch veränderten Pflanzen bekämpft werden könne, wird durch Schmeiser widerlegt. Dieses Ziel sei bisher nicht erreicht worden; eher passiere seit zwei Jahrzehnten das Gegenteil.

Percy Schmeiser setzt sich mit vielen Gegnern der Agro-Gentechnik dafür ein, dass die biologische Vielfalt nicht durch Verunreinigung gentechnisch veränderter Organismen verloren geht und die Rechte der Bauern auf ihr eigenes Saatgut erhalten bleiben können.

Im Anschluss an den aufschlussreichen Vortrag stellten sich Percy Schmeiser sowie Josef Jacobi (Upländer Bauernmolkerei), Annemarie Volling (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) und Annette Wagner (Initiative Gentechnikfreie Region Wolfhagen) für Fragen zur Verfügung, um die Thematik auf die Region Nordhessen bezogen diskutieren zu können.

Der Wolfhager Bürgermeister Schaake wurde für sein Engagement und den Schritt, eine solche Veranstaltung in seiner Stadt mitzutragen, besonders gelobt und gewürdigt.

Am darauffolgenden Samstag stattete Percy Schmeiser mit seinem Begleiter und Übersetzer Bernward Geier in Willingen-Usseln der Upländer Bauernmolkerei und dem Upländer Milchmuhseum einen Besuch ab. Er zeigte sich begeistert vom Engagement der Molkerei gegen Gentechnik in der Region und vom Einsatz der Landwirte für faire Preise in der Milchwirtschaft. Die historischen Gerätschaften aus der bäuerlichen Milchverarbeitung im Museum erinnerten ihn an seine eigene frühere Arbeit.

Percy Schmeiser übt durch seine natürliche und einfache Art auf seine Zuhörerschaft einen motivierenden Einfluss aus und wünscht den Initiativen und Einzelkämpfern in Deutschland weiter viel Durchhaltevermögen.

„Wir stehen nun an einem Scheideweg, dessen Richtung für unsere Kinder und Enkelkinder eine unwiederbringliche und maßgebende Entscheidung für eine gesunde oder gentechnisch verseuchte Zukunft geben wird“, so Schmeiser in seinen Schlussworten.

Quelle: Upländer Milchmuhseum e.V.

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