Wagenknecht will sich von Trump "nicht erpressen lassen"
BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht hat die Bundesregierung und die EU dazu aufgerufen, sich in der Rüstungs- und Verteidigungspolitik nicht vom designierten US-Präsidenten Donald Trump erpressen zu lassen.
"Donald Trump versteht nur die Sprache des Selbstbewusstseins und auch
einer selbstbewussten Politik", sagte Wagenknecht dem TV-Sender "Welt"
anlässlich dessen Forderung, die Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten
auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. "Wir dürfen uns
von Donald Trump nicht erpressen lassen."
Mit immer höheren
Rüstungsausgaben werde man nicht zu mehr verteidigungspolitischer
Sicherheit kommen, glaubt sie. "Ich finde diesen Überbietungswettbewerb
'Wer stellt die dicksten Waffenschecks aus' wirklich krank." Die
Bundeswehr müsse in der Lage sein, das Land zu verteidigen. "Aber das
Problem der Bundeswehr ist nicht in erster Linie zu wenig Geld, sondern
das Problem ist ein intransparenter Beschaffungsfilz, ist ein massiver
Lobbyismus der Rüstungskonzerne, auch Abhängigkeiten von Politikern, so
dass dann viel zu hohe Preise durchgewinkt werden und teilweise auch
viel Geld in völlig undurchsichtigen Kanälen versickert, unsinnige Dinge
bestellt."
Wagenknecht verwies auf Unterschiede in den
Interessen der USA und Europas. "Wir sehen ja, wie die Vereinigten
Staaten, deren Einfluss in der Welt insgesamt sinkt, mit immer größerer
Rüpelhaftigkeit dafür ihre Macht und ihre Dominanz gegenüber den eigenen
Verbündeten durchsetzt, auch die eigenen Interessen, die US-Interessen
über unsere Interessen stellt", sagte die BSW-Chefin. "Und das zeigt
natürlich, dass Europa endlich mal die eigenen Interessen auch vertreten
sollte. Die Europäische Union ist hier aktuell ein ziemlicher
Totalausfall und auch die deutsche Politik sollte sich wirklich darauf
besinnen: Was sind die Interessen unseres Landes?"
Die
Interessenlage sei in Europa fundamental anders als in den USA, so
Wagenknecht. "Das Hauptinteresse ist, dass wir alles tun müssen, dass es
keinen großen europäischen Krieg gibt, dass es keinen Krieg mit der
Atommacht Russland gibt, weil wir den hier in Europa nicht überleben
würden. Für die USA, die tausende Kilometer entfernt ist, ist das eine
andere Situation." Es gelte daher, "dass wir unsere eigenen Interessen
endlich vertreten und uns nicht in dieser Vasallenhaftigkeit
unterwerfen, immer das machen, was die Vereinigten Staaten sagen,
sondern wir haben in Europa andere Interessen und wir haben auch in
Deutschland andere Interessen", sagte die Parteigründerin.
Wagenknecht
sprach sich für eine Neuausrichtung der Verteidigungspartnerschaften
aus. "Wir brauchen ein Verteidigungsbündnis, ein wirklich defensives. Da
sollten sich die europäischen Staaten zusammenschließen. Da sollten,
wenn es auf Augenhöhe geschieht, gerne auch die USA dabei sein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur