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Allianz Trade Studie: Turbulenzen voraus für Airlines und Tourismus durch US-Zölle

Freigeschaltet am 25.04.2025 um 09:51 durch Sanjo Babić
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
Bild: Andrea Damm / pixelio.de

Die US-Zölle und damit verbundene Unsicherheiten bringen nicht nur die Weltwirtschaft und den Welthandel ins Wanken. Sie sorgen auch in der Tourismusbranche und bei den Fluggesellschaften für Turbulenzen. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Analyse des weltweit führenden Kreditversicherers Allianz Trade.

Flugzeugkosten dürften in die Höhe schnellen und die Nachfrage nach Reisen (weiter) sinken. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem Fluggesellschaften nach der Pandemie wieder im Aufwind waren. Der aktuelle Handelskrieg hat den finanziellen Höhenflug der Jahre 2023 und 2024 jäh ausgebremst, in denen die Umsätze der Airlines um +23 % (2023 vs. 2022) beziehungsweise +7 % (2024 vs. 2023) gegenüber dem Vorjahr stiegen und die Gewinne wieder positiv wurden.

"Nach der Schönwetterphase in den vergangenen Jahren ziehen nun dunkle Wolken auf am Tourismus-Himmel", sagt Maria Latorre, Branchenexpertin bei Allianz Trade. "Die Pandemie hat die Tourismusbranche unwetterartig verwüstet. Fluggesellschaften hatten drei Jahre in Folge mit Gewinnverlusten zu kämpfen. Nach kurzer Verschnaufpause fliegen sie in die nächste Zone mit Turbulenzen, ausgelöst durch das Zoll-Gewitter über den USA. Dies treibt insbesondere die Flugzeugkosten in die Höhe und verschärft damit die bestehenden Produktionsprobleme. Unter allen aktuellen Herausforderungen ist die begrenzte Kapazität besorgniserregend. Aber auch der Tourismus in die USA dürfte weiter ins Trudeln geraten."

Reiseunlust: Besonders deutsche und spanische Touristen meiden die USA

Die Flugrouten des US-Tourismus verlagern sich. Das dürfte sich vor allem auf Fluggesellschaften mit hoher Exposition gegenüber dem US-Markt auswirken. Jüngste Daten des National Travel and Tourism Office (NTTO) zeigen, dass der Tourismus aus Westeuropa in die USA im März deutlich eingebrochen ist.

"Tatsächlich sind zuletzt deutlich weniger Touristen aus Westeuropa in die USA gereist", sagt Latorre. "Im März brachen die Zahlen um 17 % gegenüber dem Vorjahr ein, in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 um 7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders deutsche (-28 % im März 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und spanische Touristen (-25 %) meiden derzeit die USA."

Nicht ohne Folgen: US-Markt beim Tourismus und Passagieraufkommen unter den Top 3

Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen, denn sowohl beim Tourismus als auch beim Passagieraufkommen der Fluggesellschaften sind die USA in den Top 3.

"Die Vereinigten Staaten liegen beim internationalen Tourismus weltweit an dritter Stelle, hinter Frankreich und Spanien auf den Plätzen eins und zwei", sagt Latorre. "Mehr als die Hälfte (52 %) der 72 Millionen internationalen US-Touristen stammen aus Kanada und Mexiko. Hier zeigt sich im Februar und März ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (-6 % bzw. -8 %). Das trifft sowohl den zuletzt boomenden Tourismussektor in den USA generell, der 2024 einen Rekordumsatz von 215 Milliarden US-Dollar erzielte (+14 % im Vergleich zu 2023), als auch die amerikanischen Airlines im Besonderen. Aber auch Transatlantikflüge zeigen einen Nachfragerückgang, so dass auch viele internationale Fluggesellschaften in unruhige Zeiten fliegen."

Gemessen am Passagieraufkommen ist Nordamerika mit einem Anteil von rund 23 % am Weltmarkt nach Asien-Pazifik (36 %) und Europa (27 %) die drittwichtigste Region für die Luftfahrtindustrie.

Turbulenzen ja, Bruchlandung nein: Günstige Kerosinpreise verschaffen Luft bei Margen

Die Finanzergebnisse des ersten Quartals 2025 reflektieren den Rückgang der Nachfrage nach Reisen in die Vereinigten Staaten. Die Auslastung[1] der Fluggesellschaften, die innerhalb der USA und in die USA fliegen, liegt derzeit bei durchschnittlich 78 %. Vor der Ankündigung der US-Zölle lag sie noch bei rund 84 %. Für die großen US-Fluggesellschaften bedeutet dies für den Zeitraum Januar bis März 2025 einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 10 % gegenüber dem Vorquartal. Die Prognose für das Umsatzwachstum von nordamerikanischen Fluggesellschaften für das Gesamtjahr 2025 liegt bei mageren +1 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist das schwächste Umsatzwachstum unter den globalen Wettbewerbern. Chinesische Fluggesellschaften dürften ein Umsatzwachstum von immerhin noch durchschnittlich 3 % verzeichnen.

Europäische Airlines kommen vergleichsweise gut durch die Turbulenzen

"Die Aussichten für europäische Fluggesellschaften sind trotz der Turbulenzen vergleichsweise gut", sagt Latorre. "Den Nachfragerückgang bekommen sie zwar auch zu spüren, wir erwarten dennoch ein durchschnittliches Umsatzwachstum von +10 % im Jahr 2025. Zudem arbeiten die Airlines heute mit wesentlich höheren Margen- vor allem aufgrund von deutlich gesunkenen Kerosinpreisen. Diese verschaffen den Fluggesellschaften Rückenwind auf dem aktuell eher unruhigen Flug."

Die durchschnittliche EBITDA-Marge liegt für US-Fluggesellschaften bei 11 %, für europäische bei 16 % und für chinesische Fluggesellschaften bei 20 %. Zum großen Teil ist dies auf den deutlichen Rückgang der Kerosinpreise (-22 % im Jahresvergleich und -56 % unter dem Höchststand von Mitte 2022) zurückzuführen. Tatsächlich sind die Kerosinpreise ein wichtiger Faktor für die Gewinne der Fluggesellschaften, da der Treibstoff mit 29 % der Gesamtkosten den größten Teil ihrer Betriebskosten ausmacht. Daher gleicht dieser die Nachfragerückgänge aktuell mehr als aus.

Begrenzte Kapazitäten und historisch lange Lieferzeiten für neue Flugzeuge

Allerdings machen den Airlines Kapazitäten und Flugzeugpreise zu schaffen, vor allem perspektivisch.

Tatsächlich stehen die Hersteller von Flugzeugen und Schlüsselkomponenten weiterhin vor Herausforderungen bei der Rückkehr zur Produktion auf das Niveau vor der Pandemie, was die Auslieferungen verzögert. Die beiden größten Flugzeughersteller lieferten 2024 nur 90 % der Flugzeuge aus, die sie vor Beginn der Schwierigkeiten vor fünf Jahren auf den Markt gebracht hatten. Da die Nachfrage nach neuen Flugzeugen weiter steigt, erreichte der weltweite Auftragsbestand Ende 2024 ein noch nie dagewesenes Hoch von 17.000 Flugzeugen, was es für die Flugzeugbauer sehr schwierig macht, die Nachfrage zu befriedigen. Lieferzeiten für Flugzeuge sind in der Folge auf einem historisch hohen Niveau insbesondere für Schmalrumpf- (Kurzstrecken) und Großraumflugzeuge (Langstrecken).

Durch die Decke: Flugzeuge dürften bis 2030 um rund ein Fünftel teurer werden

"Der aktuelle Handelskrieg dürfte die anhaltenden Störungen in den globalen Lieferketten sowie spezifische Probleme auf Herstellerebene verschärfen und Flugzeuge verteuern", sagt Latorre. "Die Lieferketten der beiden großen Flugzeugbauer sind zwar unterschiedlich komplex - zu höheren Kosten dürften Zölle aber bei beiden führen. Tatsächlich sind Flugzeuge in den letzten fünf Jahren bereits um 16 % teurer geworden. Angesichts der jüngsten Entwicklungen dürften die Preise bis 2030 um weitere 20 % steigen."

Durch Zölle verursachte Preissteigerungen könnten die Marktdynamik verschieben. Auch Regierungen haben teilweise ein Wort mitzureden: So hat zuletzt China seine Fluggesellschaften angewiesen, Lieferungen aus den USA auszusetzen. Weitere Regierungen könnten diesem Schritt folgen.

[1] Der Auslastungsfaktor ist eine Kennzahl, die in der Luftfahrtindustrie verwendet wird, um den Prozentsatz der mit Passagieren belegten Sitzplätze zu messen. Fluggesellschaften mit hohen Auslastungsfaktoren verkaufen den Großteil ihrer verfügbaren Sitzplätze. Je höher der Auslastungsfaktor, desto besser kann eine Fluggesellschaft ihre Fixkosten auf die Passagiere verteilen

Allianz Trade ist weltweiter Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist für Bürgschaften und Garantien, Inkasso sowie Schutz gegen Betrug oder politische Risiken. Allianz Trade verfügt über mehr als 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und Forderungsmanagement zu unterstützen.

Über das unternehmenseigene Monitoring-System verfolgt und analysiert die Allianz Trade Gruppe täglich die Insolvenzentwicklung von mehr als 83 Millionen kleiner, mittlerer und multinationaler Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die 92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen.

Mit dieser Expertise macht die Allianz Trade Gruppe den Welthandel sicherer und gibt den weltweit über 70.000 Kunden das notwendige Vertrauen in ihre Geschäfte und deren Bezahlung. Als Tochtergesellschaft der Allianz und mit einem AA-Rating von Standard & Poor's ist die Holding von Allianz Trade mit Sitz in Paris im Schadensfall der finanzstarke Partner an der Seite seiner Kunden.

Das Unternehmen ist in über 40 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 5.800 Mitarbeiter weltweit. 2024 erwirtschaftete die Allianz Trade Gruppe einen konsolidierten Umsatz von EUR 3,8 Milliarden und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 1.400 Milliarden.

Quelle: Allianz Trade (ots)

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