Deutsche Außenpolitiker schicken scharfe Kritik nach Georgien
Deutsche Außenpolitiker gehen angesichts der weiterhin angespannten Lage in Georgien über Parteigrenzen hinweg hart mit der Regierungspartei Georgischer Traum ins Gericht.
"Die Proteste in Georgien haben inzwischen einen kritischen Punkt
erreicht", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der außenpolitischen
Sprecher der Fraktionen von Grünen, SPD, CDU/CSU und FDP, die am
Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Polizei habe Tränengas,
Wasserwerfer und Gummigeschosse eingesetzt, um gegen die Demonstranten
vorzugehen. "Mehrere Hundert Menschen wurden verhaftet, die meisten von
ihnen berichteten über Gewalt und unmenschliche Behandlung durch die
Sicherheitskräfte." Es bestehe die Gefahr zunehmender Repressionen durch
die Machthaber, so die Außenpolitiker Deborah Düring, Nils Schmid,
Jürgen Hardt und Ulrich Lechte.
Man sei zutiefst besorgt über die
Behinderung der Rechte der Georgier, "die mutig für ihre europäische
und demokratische Zukunft auf die Straße gehen, um gegen die Absicht des
Georgischen Traums zu protestieren, den EU-Integrationsprozess zu
torpedieren". Man verurteile die Anwendung von Gewalt gegen die
Demonstrierenden aufs Schärfste und fordere die zuständigen Behörden
auf, die Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstrierende einzustellen
und die Verhaftung von Protestierenden unverzüglich zu beenden. Alle
Gewalttaten müssten zudem untersucht und die Verantwortlichen zur
Rechenschaft gezogen werden.
Zugleich bezeichneten es die
Außenpolitiker unisono als richtig, dass sich die Bundesregierung auf
EU-Ebene für gezielte Sanktionen gegen diejenigen einsetzt, die für die
schweren Menschenrechtsverletzungen gegenüber friedlichen Demonstranten
verantwortlich sein sollen. Gegen neun Hauptverantwortliche seien
bereits nationale Einreisesperren erlassen worden. "Wir begrüßen, dass
die bilaterale Zusammenarbeit auf den Prüfstand gestellt worden ist und
bereits zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen suspendiert oder nicht mehr
bewilligt worden sind", so die Außenpolitiker.
Sie bekräftigten
zudem die "nachdrückliche Unterstützung" für die "legitimen europäischen
Bestrebungen der georgischen Bevölkerung und ihrem Streben nach
Wohlstand und Demokratie". Man werde der georgischen Zivilgesellschaft
weiterhin dabei helfen, das Land "zurück auf einen demokratischen und
europäischen Weg zu führen". Es brauche jetzt einen "pluralistischen
Prozess zur Wiederherstellung und Festigung demokratischer Prinzipien,
an dessen Ende freie und faire Parlamentswahlen stattfinden können",
hieß es.
Hintergrund der Erklärung ist unter anderem die
Ankündigung von Regierungschef Irakli Kobachidse vom 28. November 2024,
Beitrittsverhandlungen mit der EU bis 2028 auszuschließen und bis dahin
keine EU-Budgethilfen anzunehmen. Dies hatte in Georgien landesweit zu
massiven Protesten geführt.
Die Entscheidung der Partei
Georgischer Traum, entgegen der eigenen Versprechen im Wahlkampf die
Bemühungen zur Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit der EU zu
unterbrechen, verurteilten die deutschen Außenpolitiker scharf. Dies
habe eine Abkehr von der Politik aller früheren georgischen Regierungen
und den europäischen Bestrebungen der großen Mehrheit des georgischen
Volks nach einer Integration in die EU dargestellt. Der Georgische Traum
habe "bedauerlicherweise einen zunehmend autoritären und
anti-europäischen Kurs eingeschlagen", so die Außenpolitiker von CDU,
Grünen, SPD und FDP.
Quelle: dts Nachrichtenagentur