Volkzählung 2022 in Ungarn: Deutsche bleiben prägend
Archivmeldung vom 04.10.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn Ungarn lebten Ende 2022 rund 9,6 Mio. Einwohner, darunter 143.000 Angehörige der deutschen Minderheit. Unter 218.000 Ausländern bilden 22.000 Deutsche hinter den Ukrainern die zweitgrößte Gruppe, 4.800 Österreicher waren für Platz 8 in der Nationenliste gut. Dies berichtet das Portal "AUF1.info".
Weiter berichtet das Portal: "Das Zentralamt für Statistik (KSH) hat exakte Ergebnisse der Volkszählung vom Oktober-November 2022 vorgestellt. Seit der letzten Volkszählung im Jahre 2011 sank die Bevölkerungszahl um 335.000 Personen, gegenüber dem Rekordstand von 1980 gingen dem Land mehr als eine Million Menschen verloren. Im vergangenen Jahr entfielen statistisch auf jeweils eintausend Männer 1.078 Frauen, 2011 waren es noch 1.106 Frauen.
350 Teenager verheiratet, fünf verwitwet
Die Alterspyramide verschiebt sich systematisch nach oben; mittlerweile gibt es 42% mehr Rentner, als Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Mehr Frauen und Männer als 2011 sind heute zwischen 45 und 55 bzw. zwischen 65 und 80 Jahre alt, bei den Ältesten stagnieren diese Zahlen, in allen jüngeren Altersklassen nehmen sie mit der genannten Ausnahme ab. Bei Frauen um 35 und um 55 Jahre fehlen heute in jedem einzelnen Jahrgang bis zu 30.000 Frauen, im Falle der Männer sind die heute 36-Jährigen ähnlich schwer betroffen.
Dank sozialpolitisch geförderter Eheschließungen nahm der Anteil junger Paare um die Hälfte zu, während insgesamt heute mit 43% anteilig ungefähr genauso viele Erwachsene verheiratet sind, wie das 2011 der Fall war. Ein Drittel der Bevölkerung verzichtet derweil auf den Bund der Ehe. Die Volkszählung brachte aber auch kuriose Zahlen an den Tag, wonach mehr als 50 Jungen und über 300 Mädchen unter 18 Jahren verheiratet, jeweils 8 Jungen und Mädchen schon wieder geschieden und fünf Teenager laut ihrem Status bereits verwitwet sind. Knapp drei Viertel der ungarischen Frauen bringen Kinder zur Welt; relativ die meisten Frauen (35%) erziehen zwei Kinder, 23% belassen es bei einem Kind, und 15% sind Mütter von drei und mehr Kindern.
Radikal höhere Schulabschlüsse
Seit der Jahrtausendwende wurde die Zahl der Schulabbrecher radikal dezimiert; heute sind weniger als 3% der Frauen und 2% der Männer ohne jeden Schulabschluss. Der Anteil der Ungarn, die nicht über die Achtklassen-Grundschule hinauskamen, hat sich binnen zwei Jahrzehnten auf 23% halbiert. Bei den Männern dominierten zur Jahrtausendwende noch der Grundschul- und der Berufsabschluss (31,5% bzw. 26,5%), aktuell haben die Abiturienten (31,5%) knapp die Nase vorn, gefolgt von Männern mit Berufs- (28%) und mit Hochschulabschluss (20%). Bei den Frauen waren schon vor zwanzig Jahren neben dem Grundschulabschluss (35,5%) viele Abiturientinnen (28%) präsent. Heute liegen Letztere (34,5%) an der Spitze, gefolgt von Akademikerinnen (24,5%).
Jeder zweite aktiv beschäftigt
Die tiefsten Spuren hinterlässt der Fidesz am Arbeitsmarkt: Galten 2011 weniger als 40% der Ungarn als Beschäftigte, sind es heute über 49%, die Zahl der Arbeitslosen sank parallel um 60%! Zwischen den Volkswirtschaftssektoren haben sich die Relationen derweil kaum verschoben: Industrie und Bauwesen sind stabil, die mit 68% absolut dominierenden Dienstleister haben der Landwirtschaft (3,5%) noch einen Prozentpunkt weggeschnappt.
Zitat Budapester Zeitung: "Seit 2011 eine Million Beschäftigte mehr, auch dank deutscher Großinvestoren wie Bosch – am Arbeitsmarkt hinterlässt der Fidesz tiefe Spuren." (Screenshot)
Weit über vier Millionen Christen
Die Frage nach der Konfession beantworteten 60% der Befragten, unter denen sich beinahe exakt die Hälfte, 2,9 Mio. als Katholiken zuordneten. Die zweitgrößte Gruppe (27%) gab an, keiner Religion zu folgen. Die reformierte Kirche zählt derweil weniger als 1 Mio. Anhänger. Weitere 370.000 Menschen gaben andere Glaubensrichtungen an. Ebenfalls freiwillig gaben 86% eine Antwort hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit. Mit Abstand die größten Volksgruppen sind demnach die Zigeuner oder Roma (210.000) und die Deutschen (knapp 143.000). Jeweils 20.-30.000 Angehörige zählen die Nationalitäten der Slowaken, Rumänen, Ukrainer und Kroaten.
Mehr Ukrainer als Deutsche angesiedelt
Die Zahl der Ausländer, die sich in Ungarn angesiedelt haben, nahm seit 2011 um mehr als die Hälfte auf 218.000 Personen zu. Auf 36.000 verdreifacht hat sich die Zahl der Ukrainer, weshalb die Deutschen ungeachtet eines Zuwachses um gut fünftausend auf über 22.000 wie schon bislang nur die zweitgrößte Gruppe der Ausländer stellen. Die Volksgruppe des früheren Spitzenreiters Rumänien hat sich binnen zehn Jahren von einst über 38.000 Personen halbiert und liegt nur noch knapp vor der Gruppe der Chinesen und der Slowaken auf Platz 3. Neben Rumänen haben auch Serben im Saldo Ungarn eher den Rücken gekehrt, es kamen derweil deutlich mehr Vietnamesen, Russen und Inder, Franzosen und Italiener ins Land. Die Zahl der Österreicher nahm um ein Fünftel zu, liegt aber auch so noch unter 4.800 Personen. Bemerkenswert ist ein Zustrom aus Drittstaaten, wo sich die Zahl der Bürger seit 2011 auf über 63.000 Personen mehr als verdoppelt hat.
Englisch hängt Deutsch ab
Unter den Fremdsprachen hat sich Englisch seit 2011 klar abgesetzt, das heute von gut 2,4 Mio. Menschen in Ungarn gesprochen wird. Deutsch erlebte einen minimalen Zuwachs auf 1,2 Mio. Menschen. Russisch folgt – vermutlich auch wegen des Zuzugs aus der Ukraine – mit 200.000 Menschen, Französisch und Rumänisch sprechen bereits weniger als 150.000 Bewohner, Italienisch und Spanisch zusammengenommen so viele."
Quelle: AUF1.info