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Migration nach Europa: Weniger bedeutet nicht wenig

Archivmeldung vom 01.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Metropolico.org, on Flickr CC BY-SA 2.0
Bild: Metropolico.org, on Flickr CC BY-SA 2.0

Im abnehmenden Migrationsstrom nach Europa sieht der Experte der Wiener Universität Kunibert Raffer einen positiven Trend. Doch weniger bedeutet nicht wenig, weil die Anzahl der Migranten, die schon angekommen sind, auch präsent ist. Ihre Integration ist ein Problem, das die Regierungen noch lange nicht bewältigt haben.

„Ein Rückgang heißt nur, dass wenige kommen. Wenn Sie in einer Badewanne sitzen, die mit Wasser praktisch voll ist, und dann kommt weniger Wasser aus dem Hahn, das kann immer noch überlaufen“, so Kunibert Raffer im Gespräch mit Sputnik.

Nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes sind im Jahr 2017 weniger Personen nach Deutschland zugewandert. Im Jahr 2017 waren 416.000 Menschen mehr nach Deutschland gekommen als weggezogen. Der Wanderungssaldo dürfte der Schätzung zufolge nach dem Rekordjahr 2015 zum dritten Mal in Folge zurückgehen und das Niveau des Jahres 2012 erreichen. In Österreich seien die Zahlen ziemlich ähnlich wie in Deutschland, sagte der Migrationsexperte.

„Positiv ist, dass weniger Migranten kommen. Der Grund ist, dass die Willkommenskultur jetzt in Deutschland und in Österreich nicht mehr so ausgeprägt ist, dann hat auch der deutsche Innenminister Seehofer eine ziemlich veränderte Politik gegenüber den vergangenen Jahren eingeschlagen. Das dürfte sicherlich dazu beigetragen haben, dass wenige Flüchtlinge jetzt kommen. Die Anzahl der Leute, die schon hier sind, ist auch da.“

Laut Raffer sind die Migranten innerhalb der EU eine Sache und eine völlig andere sind die Migranten, die in die EU kommen. Länder wie Deutschland, Österreich oder auch Schweden sind auf Grund der sozialen Leistungen, die hier relativ liberal sind, sehr attraktiv für die Flüchtlinge.

„Aber das Problem, was man mit diesen Leuten macht, wie man sie integrieren soll, wenn es überhaupt geht, das bleibt. Es gibt immer wieder schlimme Vorfälle, die darauf zurückgehen, dass die Leute aus einer völlig anderen Kultur kommen. Was bei ihnen eine Ehrensache ist, ist bei uns ein Mord und strafrechtlich verboten. Solche Fälle passieren sehr häufig.“

Einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung  des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge nach sind die meisten Migranten weder in den Arbeitsmarkt integriert noch besitzen sie sichere Deutschkenntnisse. Nur 30 Prozent der Migranten haben einen Job, 25 Prozent haben noch keinen Zugang zu Sprachkursen gefunden.

„Das ist ein großes Problem, und das unterscheidet auch die Migration nach Westeuropa von der Migration nach Australien oder Kanada oder die USA – da müssen die Migranten die Staatssprache kennen, was ja auch vernünftig ist. Wie kann ich zum Beispiel eine einigermaßen qualifizierte Arbeit in einem Land machen, wenn ich die Sprache nicht kann. Das ist ein Problem, das unsere Regierungen, sowohl in Deutschland als auch in Österreich, schon lange nicht angegangen sind“, so Raffer.

Der Experte nannte die Versuche von Flüchtlingen, Europa im Mittelmeerraum zu erreichen, eine große Tragödie. Von Betrügern getäuscht, ertrinken viele von ihnen im Meer und erreichen nie das Land. Mehr als 2200 Flüchtlinge seien im vergangenen Jahr im Mittelmeer ertrunken, berichtet das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.  Nach Ansicht des Experten wäre der Schutz der Grenzen eine vernünftige Lösung.

„Man müsste die Außengrenzen, wie es eigentlich vertraglich korrekt wäre, auch schützen. Laut Seerecht muss jemand, der aus Seenot gerettet wird,  in den nächsten Hafen gebracht werden. Wenn man 50 Kilometer von der lybischen Küste gerettet wird, sollte man in den nächsten Hafen gebracht werden. Und das ist nicht auf Sizilien oder am Stiefel Italiens. Das ist offensichtlich in Libyen“, betonte Kunibert Raffer.

Dem Experten zufolge kann kein Kompromiss bei den Flüchtlingsquoten innerhalb der EU gefunden werden, denn „Ostmitgliedsländer wie Polen, Tschechien haben die Flüchtlinge nicht eingeladen. Sie sagen: Deutschland hat sie eingeladen, warum müssen wir einen Teil davon übernehmen? Das ist verständlich – niemand hat nach ihrer Meinung gefragt. Ungarn ist auch dagegen, wobei Ungarn das gemacht hat, wozu ein Land im Schengen-Raum verpflichtet ist, nämlich die Außengrenzen zu sichern. Das hat es gemacht und dafür wurde es kritisiert. Das finde ich nicht gerecht“, unterstrich der Experte."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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