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Aktuelle Türkei Rundschau: Hrant Dink ist tot – aber die Probleme leben weiter

Archivmeldung vom 26.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

In der am Samstag (27. Januar) erscheinenden neuen Ausgabe der Aktuellen Türkei Rundschau setzen sich die Herausgeber Jürgen P. Fuß & Andrea Morawe aus europäisch-türkischer Sicht mit dem Mord an dem Herausgeber und Journalisten Hrant Dink auseinander. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis: „Hrant Dink ist tot – aber die Probleme leben weiter.“

Türkische Repräsentanten verzichteten nicht darauf, diesen Tod als schrecklich und als die Tat eines einzelnen irregeleiteten Jugendlichen zu bezeichnen. Leicht kann dabei übersehen werden, dass dem Mord ein Mensch zum Opfer gefallen ist, der in der Türkei unbequeme Sachen öffentlich gesagt hatte, und deshalb auch mehrfach schon bedroht worden war.

Wer die Geschehnisse in der Türkei regelmäßig beobachtet, kommt zu dem Ergebnis, dass schon derjenige das Türkentum verletzt, der sich die Freiheit nimmt, Anderes zu denken, als es der offiziellen Meinung entspricht. Solche Verhaltensmuster verbinden in Freiheit aufgewachsene europäische Bürger mit den Staaten des untergegangenen Ostblocks.

Und selbst jetzt, wo auch dem letzten rational denkenden Türken bewusst geworden sein muss, wohin die Diskriminierung von Minderheiten führt, verstummen nicht die Stimmen, die Hrant Dink auch nach seinem gewaltsamen Tod noch Vorwürfe machen. Es muss erschrecken, wenn in einem Kommentar der türkischen Tageszeitung Türkiye diese Woche zu lesen war: „Hrant Dink hat Artikel geschrieben, in denen die Türken gedemütigt werden.“

Dazu die ATR-Herausgeber: "Wer wenige Tage nach diesem Attentat einen solchen Satz schreibt, liefert den nächsten Gewalttätern die Argumente! Wer demütigt, verletzt die Ehre – und verletzte Ehre muss gesühnt werden. Davon sind viele Türken auch im Jahr 2007 immer noch überzeugt."

Auch eine andere Passage des Türkiye-Kommentars verdient unsere Aufmerksamkeit: „Außerdem würden wir durch die Ermordung eines Armeniers mit der Begründung, dass die Armenier in der Vergangenheit das Blut vieler Türken vergossen haben, auf das Niveau der Morde der armenischen Komitees herabsinken, was wir als Beschämung unserer Nation auffassen würden.“

Nur wegen der „Beschämung der türkischen Nation“ hätte Dink nicht ermordet werden dürfen? Eine eigenartige Begründung, die nur einen Schluss zulässt: Hrant Dink ist tot – aber die Probleme leben weiter.

Quelle: Pressemitteilung Aktuelle Türkei Rundschau

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