30 Tibeter nach Zusammenstoß zwischen zwei Bevölkerungsgruppen festgenommen
Archivmeldung vom 13.07.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlBestätigten Informationen an das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie, Dharamsala, zufolge kam es am 27. Juni 2007 in der Siedlung Yagra im Bezirk Sog, Präfektur Nagchu, TAR, zu einem Konflikt zwischen muslimischen Migranten chinesischer Herkunft und tibetischen Jugendlichen, die gegen das anmaßende Verhalten dieser Händler protestierten. 30 Tibeter wurden daraufhin verhaftet.
Der Streit brach im Zusammenhang mit dem Geschäft um den Raupenkeulenpilz (tib. yartsa gunbu, botanischer Name: cordyceps sinensis), einem tibetischen Heilgewächs, aus. Wie berichtet, soll eine Gruppe chinesisch-muslimischer Händler zwei tibetische Jugendliche gefesselt und verprügelt haben. Daraufhin strömten mehrere Hundert tibetische Jugendliche zusammen, um gegen die Mißhandlung der beiden zu protestieren. Chinesische Behörden nahmen 30 der protestierenden Tibeter von der Siedlung Yagra fest.
Um die Bevölkerung zu beruhigen, ersuchten die Behörden den hochangesehenen Abt des Klosters Sog Tsenden um Vermittlung. "Ohne die Hilfe des Rinpoche hätte die Sache ein böses Ende nehmen können. Nur dank seiner Intervention kehrte die Ruhe wieder ein", meinte ein Einwohner dem TCHRD gegenüber. Die Läden der chinesischen Zuwanderer in der Siedlung Yagra blieben nach dem Vorfall für einen Tag geschlossen.
Der Groll der Tibeter gegenüber den zugewanderten Händlern ist geradezu greifbar, und ein Funke genügt, um einen Protest auszulösen. Häufig sind die Gleichgültigkeit und Mißachtung, welche die offiziellen Stellen gegenüber den Problemen der Tibeter an den Tag legen, der Auslöser. Heutzutage sind das Sammeln und der Verkauf von yartsa gunbu in vielen Gegenden Tibets zu einem lukrativen Geschäft geworden, obwohl viele Tibeter es als eine unheilsame Tätigkeit betrachten und darauf herabschauen.
Viele Bewohner dieser Gegend, die zumeist Nomaden sind, haben jedoch keine andere Wahl, da sie angesichts des sich ständig verringernden Weidelandes und der von den Behörden auferlegten Beschränkung der Anzahl der Tiere pro Haushalt ihren Lebensunterhalt nicht mehr erwirtschaften können. In den letzten Jahren haben sich immer mehr chinesische Einwanderer in dieses lukrative Geschäft gedrängt, was die Probleme der ortsansässigen Tibeter zusätzlich verschärft.
Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art im Bezirk Sog. Bereits 1993 kam es zu einem großen Zusammenstoß zwischen ortsansässigen Tibetern und zugewanderten muslimischen chinesischen Händlern. Zahlreiche Tibeter protestierten damals gegen die Anwesenheit der Zuwanderer in ihrer Gemeinde. 2004 protestierten wieder Tibeter aus dem Dorf Tsaray in der in Sog gelegenen Gemeinde Yagra zwei Tage lang gegen den in ihrer Gegend von Chinesen betriebenen Bergbau. Es kam zu einem Zwist zwischen Tibetern und Behördenvertretern.
Da bisher keine Informationen über die 30 Verhafteten vorliegen, bringt das TCHRD seine Besorgnis wegen ihres Gesundheitszustandes und ihres Aufenthaltsortes zum Ausdruck.
Quelle: Pressemitteilung Internationale Gesellschaft fur Menschenrechte (IGFM)