Crash für 2017 vorprogrammiert? - Finanzexperte Wolff warnt vor „bösem Erwachen“
Archivmeldung vom 03.01.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Weltwirtschaft wird 2017 weiter wachsen - so lauten zumindest die Prognosen. Der Finanzexperte Ernst Wolff warnt dagegen vor einem Crash. Das Hauptproblem ist das weltweite Finanzsystem, in das immer mehr Geld gepumpt wird. Auch die EU könnte ins Wanken geraten. Entscheidend für Russland und die USA ist dagegen der Ölpreis.
Im Interview, das von Armin Siebert geführt wurde und auf der deutschen Webseite des russischen online Magazins "Sputnik"nachzulesen ist, heißt es: "Herr Wolff, die Prognosen für die Wirtschaft sind eigentlich für die wichtigsten Märkte der Welt recht gut. Sehen Sie das ähnlich?
Das sehe ich anders. Ich denke, dass 2017 das Jahr des bösen Erwachens werden wird. Es gibt zu viele künstlich aufgeblähte Blasen an den Märkten. Die Zentralbanken pumpen unendlich viel Geld in die Märkte und halten sie so am Leben. Das ist nichts, was aus der Realwirtschaft entsteht oder durch normales Wachstum erzeugt wird.
Die Wirtschaft denkt ja ganz gern mal, wir könnten prima wirtschaften, wenn da nicht die Politik wäre. Und da ist die Stimmung ja sehr unsicher: Terrorismus, Flüchtlinge, Populismus. Inwieweit kann das die Wirtschaft erschüttern?
In großem Maße kann sie das. Die Zunahme von Terrorismus hängt ja unmittelbar mit Politik zusammen. Der Terrorismus im Nahen Osten ist ja vor allem durch die Politik der USA und ihrer Verbündeten in der Nato entstanden. Meine große Befürchtung ist, dass es im Nahen Osten in diesem Jahr zu einem ganz großen Krieg kommen wird. Der Ölpreis muss in die Höhe getrieben werden und das geht am besten, indem man Ölquellen im Nahen Osten zerstört. Donald Trump wird die amerikanische Politik in diese Richtung verändern. Er wird Russland aus dem Fadenkreuz nehmen und den Fokus Richtung Naher Osten verschieben.
Aber Deutschland ist nach wie vor und trotz einer Millionen Flüchtlinge gut aufgestellt wirtschaftlich?
Wir haben auch große Probleme, aber die kommen bei den meisten noch nicht zum Tragen. Erinnert sei an die Probleme bei der Deutschen Bank und bei VW. Und 25 Prozent der Menschen in Deutschland arbeiten im Niedriglohnsektor. Die soziale Schere weitet sich. Das sind schon Probleme, die spätestens bei den nächsten Wahlen zur Sprache kommen werden.
Die Flüchtlingskrise ist ja auch nicht gelöst. Noch dient die Türkei als Bollwerk. Aber wenn es zu weiteren Kriegen im Nahen Osten kommt, kann auch die Türkei all diese Menschen nicht mehr aufhalten. Dann wird es eine weitere große Flüchtlingswelle geben. Es sei denn, diese Kriegspolitik wird beendet.
Wird die EU 2017 ins Wanken geraten und wenn ja, an welchen Ästen dürfte besonders gesägt werden?
Ins Wanken bringen wird die EU die schwierige Situation der Banken und der Staatshaushalte in Südeuropa. Ländern wie Griechenland, Portugal, Spanien und vor allem Italien werden künstlich am Leben erhalten. Die EZB druckt zurzeit 80 Milliarden Euro im Monat, also über eine Billion, die sie in den letzten anderthalb Jahren ins System gepumpt hat. Das Ergebnis eines solchen Vorgehens kann nur das Zerplatzen des gesamten Systems oder eine Hyperinflation sein.
Der Brexit ist ja noch gar nicht richtig umgesetzt worden. Wird das 2017 kommen und Einfluss auf die EU haben?
Ich glaube nicht, dass der Brexit umgesetzt werden wird. Da kann man sehen, dass der Wille des Volkes in den angeblichen Demokratien nicht mehr entscheidet. Den Leuten wird immer wieder Sand in die Augen gestreut und gesagt, demnächst werden Maßnahmen ergriffen. Bisher ist nichts geschehen. Ich glaube, es wird alles getan werden, um den Brexit nicht durchzuführen. Wenn jedoch nun auch in Italien oder Frankreich Regierungen an die Macht kommen werden, die ihre Länder auch aus dem Euro herausholen wollen, wird es zu einer Implosion der EU kommen.
Wir schauen hier ja meist nur auf die EU oder auf die USA. Dabei scheint China immer mächtiger zu werden und auch Russland hat sich wieder gefangen.
Russland hat einen guten, niedrigen Schuldenstand, verglichen mit den westlichen Ländern. Aber Russland leidet natürlich auch unter dem niedrigen Ölpreis. Ich glaube, auch die Begeisterung, die im Moment noch in Russland für Trump besteht, hängt damit zusammen, dass Trump alles für einen höheren Ölpreis tun wird.
Hillary Clinton war ja diejenige, die den Krieg gegen Russland provozieren wollte. Trump ist da mehr auf der Linie eines "new realignement with Russia", eines neuen Auskommens mit Russland. Es ist sicher positiv für Russland, dass sie nicht mehr Hauptkriegsziel der Amerikaner sind. Und wenn die USA Krieg führen im Nahen Osten, würde ja auch Russland profitieren vom ansteigenden Ölpreis.
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Noch haben sie atemberaubende Wachstumsraten, aber auch das funktioniert nur noch durch ein arg manipuliertes Bankensystem. Da gibt es einen riesigen Schattenbankensektor und eine manipulierte Börse. Mit normalem Marktgeschehen hat das in China auch nichts zu tun.
Das gesamte weltweite Finanzsystem steht auf sehr tönernen Füßen. Ob es schon 2017 zusammenbricht, lässt sich aber noch nicht sagen."
Quelle: Sputnik (Deutschland)