Soros spielt Gandhi: Warum Russland kein zersplittertes Europa braucht
Archivmeldung vom 12.10.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Katalonien beobachten wir die Transformation der EU in die sog. Europäische Union der Regionen, in der Nationalstaaten endgültig in Kleinteile zerschlagen sein werden. Und in der es nur ein Machtzentrum geben wird – jenes in Brüssel, wie Iwan Danilow, Autor des Blogs „Crimson Alter“ schreibt.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik" schreibt weiter: "Ausgerechnet unter die Fittiche der EU wollen die katalanischen Separatisten, die aus irgendeinem Grund vor allem auf ihrer europäischen – nicht aber auf ihrer nationalen oder katalanischen – Identität bestehen. Entfernt man von den katalanischen Kundgebungen den Touch revolutionärer Romantik, entdeckt man darunter den Mechanismus einer typischen, sehr „Sorosschen“ Farbrevolution, zumal Soros selbst schon einmal bei der Finanzierung katalanischer Separatisten auf frischer Tat ertappt wurde.
Die Kämpfer für die katalanische Unabhängigkeit unterscheiden sich radikal von französischen, britischen oder deutschen Euroskeptikern und Nationalisten. Der katalanische Separatismus – das ist kein Kampf um die nationale Unabhängigkeit, das ist ein Kampf um die Möglichkeit direkter Unterwerfung Kataloniens unter die Brüsseler Bürokraten ohne die Vermittler in Madrid. Es ist bei weitem kein Zufall, dass der wichtigste Fürsprecher einer Ausweitung des Einflusses der Eurokommission und der Dekonstruktion europäischer Nationalstaaten, George Soros, zwei katalanische Einrichtungen finanziert, die eine Schlüsselrolle im Kampf um die katalanische Pseudo-Unabhängigkeit spielen.
Wie die älteste Zeitung Spaniens, „La Vanguardia“, 2016 berichtete, finanzierte Soros den Rat für öffentliche Diplomatie Kataloniens – Consell per la Diplomàcia Pública de Catalunya, eine Einrichtung, die de facto die Funktion eines katalanischen Außenministeriums erfüllt und ein Instrument der Lobby ist, die die katalanischen Interessen auf EU-Ebene forciert. Zudem unterstützte er die Nichtregierungsorganisation CIDOB, die die Rolle eines Denkzentrums spielt, das für die katalanischen Separatisten-Politiker arbeitet.
Und außerdem ist die symbolische Geste wichtig: Im Konflikt zwischen Barcelona und Madrid sind die Sympathien des US-Oligarchen klar auf der Seite pro-europäischer Separatisten. Höchstwahrscheinlich geht es auch gar nicht um Katalonien an sich, sondern um die Schaffung eines Präzedenzfalls und eines Schemas, das in unterschiedlichen europäischen Ländern solange angewandt werden kann, bis die Europäische Union sich de facto in einen einheitlichen Staat unter der Kontrolle europäischer Bürokraten verwandelt hat, die von niemandem gewählt wurden.
Einige weitere Indikatoren sind beachtenswert: Nach den Terroranschlägen in Barcelona, die eigentlich zu mehr Forderungen nach der Einschränkung unkontrollierter Einwanderung in die EU hätten führen sollen, erklärte Kataloniens Außenminister Raül Romeva, das Problem liege nicht in der Migration, sondern darin, dass „einige Menschen dies als Problem auffassen“, und forderte zum Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit auf, womit er bei den amerikanischen und britischen Medien geradezu eine Woge der Begeisterung auslöste.
Die britischen und amerikanischen Medien können vor lauter Begeisterung kaum noch atmen, wenn ein weiterer katalanischer Politiker aus dem „Sorosschen“ Lehrbuch Phrasen über Toleranz wiedergibt und darüber, dass die afrikanischen und nahöstlichen Migranten ein Glück für Europa seien und keineswegs ein Anlass zur Sorge und Schließung der Grenzen. Die Toleranz katalanischer Politiker hat ein derartiges Niveau erreicht, dass selbst die gerade erst Eingewanderten die Unabhängigkeit Kataloniens unterstützen. Ein weiterer Hinweis auf die erhöhte, wahrhaft „Sorossche“ Toleranz ist die Tatsache, dass Barcelona heute „ein „Zentrum des dschihadistischen Terrors in Spanien ist“, wie es die kanadische Zeitung „Globe and Mail“ ausgedrückt hat.
Was passiert nun weiter? Weiter wird es eine Umsetzung der typischen Strategie nach Gandhi-Art geben, die den sorgfältigen Aufbau eines Opfer-Images voraussetzt. Die katalanischen Separatisten werden Madrid treiben, bis das gesteckte Ziel erreicht ist: Bis zur Einmischung der Eurokommission als Vermittler – und von dort aus bis zum faktischen Zerfall Spaniens und der Auslösung einer Kettenreaktion in anderen europäischen Ländern. Nur einige wenige Schritte, die gar nicht so schwer umzusetzen sind. In diesem Kontext wird jene Logik kristallklar, welcher der Kreml folgt, wenn er erklärt, dass die Lage in Katalonien „eine innere Angelegenheit Spaniens“ sei. Spaniens, nicht der EU!
Und hier geht es nicht um irgendwelche Sympathien gegenüber Madrid – die gibt es nicht und kann es nicht geben. Es geht darum, dass für Russland ein Szenario äußerst ungünstig ist, nach dem eine „Zentralisierung durch Regionalisierung“ der Europäischen Union stattfindet und man in allen Fragen – von Nord Stream 2 bis zum Bau eines weiteren AKWs – mit Brüssel und den russophoben Bürokraten der Eurokommission verhandeln wird müssen, statt mit den Machthabern vergleichsweiser unabhängiger europäischer Staaten, die die Möglichkeit haben, sich bezüglich der Realisierung der Positionen von Eurokommissaren – falls notwendig – querzulegen. Die „unabhängigen“ Regionen à la Katalonien werden nicht imstande sein, eine mehr oder minder unabhängige Außenpolitik zu betreiben.
Quelle: Sputnik (Deutschland)