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Immer mehr Amerikaner verzichten auf US-Staatsbürgerschaft

Archivmeldung vom 16.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: © Flickr.com/Steve Wampler/cc-by-nc - Radio Stimme Russlands
Bild: © Flickr.com/Steve Wampler/cc-by-nc - Radio Stimme Russlands

Die US-Behörden haben eine Statistik veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass immer mehr Amerikaner auf die US-Staatsbürgerschaft verzichten. Dabei geht es, wie Roman Mamonow bei Radio "Stimme Russlands" berichtet, um Bürger der Vereinigten Staaten im Besitz von zwei Staatsbürgerschaften, die große Aktiva in anderen Ländern besitzen und die meiste Zeit nicht in der Heimat, sondern im Ausland verbringen. In den letzten Jahren veranstaltet Washington eine regelrechte Jagd auf Amerikaner, die ihre Einkünfte verheimlichen und keine Steuern für ihren Besitz im Ausland zahlen. Die Antwort der wohlhabenden Leute ist radikal. Die Zahl der „Verweigerer“ wird nur noch weiter anwachsen, sind sich Experten sicher.

Weiter heißt es in dem Beitrag: "Das ist natürlich nicht der Exodus der Amerikaner aus den USA, aber eine Tendenz liegt vor – reiche Bürger der Vereinigten Staaten sind bereit, ihren Pass abzugeben, um ihre eigenen Aktiva in den stillen „Auslandshäfen“ zu bewahren. Laut den veröffentlichten Zahlen haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 1.810 Personen auf den Pass mit dem Seeadler verzichtet. Das ist mehr als im gesamten letzten Jahr. Der Hauptgrund für das Anwachsen ist die Verschärfung der Besteuerung von Privatpersonen durch die amerikanischen Behörden.

Hier muss ein wichtiges Detail erklärt werden. Die USA fordert im Unterschied zu den anderen 33 OECD-Mitgliedsstaaten von ihren Bürgern, Steuern zu zahlen, auch wenn sie einen ständigen Wohnsitz im Ausland nehmen. Es gibt natürlich Abkommen mit verschiedenen Staaten über die Nichtanwendung einer Doppelbesteuerung. Aber um den (äußerst geringen) Freibetrag zu bekommen, muss ein Amerikaner einen Berater hinzuziehen – selbst wird er die Formulare niemals verstehen. Und das kostet mehrere tausend Dollar. Wenn man diesen Antrag nicht stellt, können die Inspektoren eine Strafe von bis zu 50.000 Dollar erheben und bis zu 50 Prozent der Summe in ausländischen Banken konfiszieren.

Die wachsende Zahl von Amerikanern, die ihrer Staatsbürgerschaft entsagen, ist die Summe mehrerer Faktoren, meint Scott Michael, Rechtsanwalt des Washingtoner Anwaltsbüros Caplin & Drysdale. Er spezialisiert sich gerade auf Fragen der Steuerbelastung von ausländischen Aktiva und Einkünfte von Amerikanern:

„Die Amerikaner im Ausland haben Schwierigkeiten beim Beziehen von finanziellen Dienstleistungen. Aber was noch unangenehmer ist – sie sind verpflichtet, die amerikanischen Steuergesetze zu verfolgen, obwohl sie im Ausland leben. Das betrifft nicht nur die Einkommenssteuer, sondern auch Steuern auf Aktiva, von denen die USA ebenfalls Steuerzahlungen verlangen. Ich denke, viele sind unzufrieden, dass sie wegen der Staatsbürgerschaft in den Banken nicht bedient werden; andere wollen Verpflichtungen gegenüber den amerikanischen Steuerbeamten vermeiden; wieder andere sehen darin ein Mittel, um die Steuern zu minimieren.“

Früher haben wohlhabende im Ausland lebende Amerikaner ihr Geld und ihre Aktiva erfolgreich in ausländischen Banken und Offshore-Zonen angelegt und sich auf das, sollte man meinen, unerschütterliche Bankgeheimnis verlassen. Washington hat bei den Behörden anderer Länder den Zugang zu Bankinformationen erkämpft. Im nächsten Jahr tritt das „Gesetz über die Besteuerung ausländischer Konten“ (Fatca) in Kraft. Das Dokument wurde 2010 angenommen. Es verpflichtet ausländische Banken, der amerikanischen Steuerbehörde Daten über Konten von Amerikanern oder ihnen gehörende Firmen mitzuteilen. Das Abkommen über den Datentausch wurde bereits mit Großbritannien, Deutschland, der Schweiz, Irland, Spanien, Norwegen und anderen Staaten unterschrieben. Auch die Offshore-Jurisdiktion wird transparenter. All das soll nach dem Ansinnen der US-Beamten in den kommenden zehn Jahren acht Milliarden Dollar an Steuern in die Staatskasse spülen.

Aber die Frage ist: Wird der Wirtschaftsverlust durch den Verzicht auf die Staatsbürgerschaft nicht größer ausfallen als der Gewinn durch das Anziehen der Schrauben? Der Jurist Scott Michael ist überzeugt – die Zahl der Amerikaner, die den Pass eines anderen Landes vorziehen, wird weiter wachsen:

„Ich denke, wir werden einen ernsthaften Anstieg derjenigen zu verzeichnen haben, die nach der Einführung des „Gesetzes über die Besteuerung ausländischer Konten“ auf die amerikanische Staatsbürgerschaft verzichten; die Unzufriedenheit der im Ausland lebenden Amerikaner mit der verschärften Kontrolle ihrer Aktiva wird zunehmen. Das ist ein logischer Prozess – gucken Sie sich die kolossalen Änderungen der letzten Jahre im Finanzsystem an. Das schweizerische Bankgeheimnis ist verschwunden; solche Länder wie Singapur, Hongkong, Russland und die Karibikstaaten haben ebenfalls die Finanzkontrolle verschärft und arbeiten im Bereich Besteuerung mit den USA zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen den Ländern und die Erhöhung der Transparenz der Besteuerung sind eh zum globalen Trend geworden."

Interessant ist, dass die USA die vollständige Liste der Staatsbürgerschaftsverweigerer veröffentlicht hat. Experten nehmen an, dass die Menschen, die den US-Pass abgegeben haben, in die Reihen der Millionäre in den asiatischen Ländern eintreten werden, die aktiv damit beschäftigt sind, mit niedrigen Steuern reiche Ausländer anzulocken. Nach offiziellen Angaben leben insgesamt sechs Millionen US-Bürger im Ausland."

Quelle: Text Roman Mamonow - „Stimme Russlands"

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