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Giftaffäre: Dieser Brief könnte den Spieß umdrehen

Archivmeldung vom 03.04.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.04.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Der Schädel mit gekreuzten Knochen ist das traditionelle Piktogramm für Gift. Bild: de.wikipedia.org
Der Schädel mit gekreuzten Knochen ist das traditionelle Piktogramm für Gift. Bild: de.wikipedia.org

Russland hat der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) einen Brief mit 13 Fragen zum „Fall Skripal“ geschickt. Nach der Attacke des Westens auf Russland sieht der Politikwissenschaftler Dmitri Solonnikow nun Chancen für eine erfolgreichere Gegenattacke Russlands. Dies berichtet das russische online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es auf der Webseite: "Moskau hatte laut einer Mitteilung des russischen Außenministeriums der OPCW eine Liste mit 13 Fragen zum „Fall Skripal“ geschickt. Insbesondere interessiert das Außenministerium, welche Informationen London dem technischen Sekretariat dieser Organisation übergebe, aber ebenso, ob die OPCW über den Fortgang der nationalen Ermittlungen zu dem Vorfall informiert werde.

Auch will Moskau erfahren, ob das technische Sekretariat beabsichtige, mit dem Exekutivkomitee der Organisation, in dem auch Russland vertreten sei, die von der britischen Seite erhaltene Information zu teilen. Die russische Seite hat zudem um Erläuterungen gebeten, welche Experten zum Ort des Geschehens geschickt wurden und in welchen Laboratorien die entnommenen Proben analysiert werden, aber auch, ob die Vorgehensweise bei der Probenentnahme den grundlegenden Prinzipien der Organisation entsprochen habe.

Wie der Direktor des Instituts für moderne Staatenentwicklung, Dmitri Solonnikow, im Gespräch mit Sputnik sagte, wird der Westen nun genötigt sein, auf Russlands Standpunkt zu reagieren.

„Wir sehen, dass allmählich alternative Standpunkte auftauchen: so die Äußerungen mehrere europäischer Politiker, aber auch Expertenmeinungen. Und je mehr Russland diplomatisch aktiv wird, desto mehr Veranlassung gibt es, dass diese Meinungen das Auditorium erreichen und allmählich die allgemeine Stimmung ändern werden“, erklärte Solonnikow.

Doch die von der russischen Seite an die OPCW gerichteten Fragen würden auch dazu beitragen, dass die alternative Sichtweise doch triumphieren werde, meint der Politikwissenschaftler. Denn die Fragen seien gleichzeitig an London und auch an Paris gerichtet worden. Russland werde seinen Standpunkt allmählich voranbringen, und letztendlich werde man darauf reagieren müssen. Die Reaktion auf den russischen Standpunkt werde bereits eine ernsthafte Veränderung der Situation darstellen.

„Aber je mehr Instanzen an diesem Prozess teilnehmen werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit sein, dass irgendwo die Attacke gegen Russland durchbrochen wird, und unsere Gegenattacke wird ein ernsthafteres Ergebnis bringen“, so Solonnikow.

Polizei hat nun Buchweizen unter Verdacht

Die britische Polizei nimmt an, dass der Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia mit Buchweizengrütze vergiftet worden sind, die das Nervengift A234 enthalten hat. Dies berichtete die Zeitung „The Sun“ unter Verweis auf eigene Quellen.

Demnach soll die britische Polizei eine Freundin von Julia Skripal verhört haben, die für eine große Pharma-Firma arbeitet und in die Lieferung der vermutlich vergifteten Grütze verwickelt sein könnte.

Die Polizei gehe davon aus, dass Skripal seine Tochter Julia gebeten hatte, aus Russland Buchweizengrütze, Lorbeerblätter und Gewürze mitzubringen. Allerdings habe Julia in Eile vergessen, die Lebensmittel abzuholen und eine Freundin gebeten, die separat nach London flog, Buchweizengrütze zu kaufen und mitzubringen.

Die Ermittler würden also nicht ausschließen, dass die Grütze vergiftet gewesen sein könnte, so die Zeitung.

Der Chef des Ausschusses des russischen Oberhauses für Informationspolitik, Alexej Puschkow, hat sich in Bezug auf die neueste Version der britischen Ermittler recht skeptisch gezeigt:

„Ein Kampfgiftstoff — mal im Restaurant, mal auf den Türen, mal im Koffer, mal im Buchweizenbrei! Hirnrissige Versionen mehren sich. Und alle sind für Idioten bestimmt", schrieb der Politiker in seinem Twitter-Account.

Zuvor hatte Experten betont, dass Giftstoffe wie А234 nicht unbemerkt in einem Flugzeug transportiert werden können. So verwies das Ex-Mitglied der UN-Kommission zu Bio- und Chemiewaffen, Igor Nikulin, darauf, dass die Versionen der Medien über die Beförderung des Giftstoffes „im Koffer" unwahrscheinlich seien: A234 habe einen scharfen und unangenehmen Geruch und eine sofortige Wirkung, sagte er. Solche Nervengifte würden im Laufe von zwei bis drei Minuten tödlich wirken.

Der frühere russisch-britische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im britischen Salisbury bewusstlos aufgefunden worden. Von wem und unter welchen Umständen sie wirklich vergiftet wurden, ist unklar. Die britische Seite behauptet, dass in die Vergiftung der Skripals mit dem Stoff A-234 der russische Staat verwickelt sei. Russland weist diesen Vorwurf von sich und fordert eine unabhängige Aufklärung.

Großbritannien, die USA und andere Staaten, die diesen blind folgen, haben allen Anstand verworfen und greifen zur offenen Lüge. Dies teilte der Außenminister Russlands Sergej Lawrow am Montag mit.

„Derzeit haben aus meiner Sicht unsere westlichen Partner – ich meine damit vor allem Großbritannien, die USA und mehrere Länder, die diesen blind folgen – allen Anstand verworfen und greifen zur offenen Lüge und Desinformation“, so Lawrow.

„Wir reagieren meiner Meinung nach ziemlich ruhig und gelassen. Wir bestehen darauf, dass jegliche Vorwürfe und Behauptungen durch Fakten begründet werden sollen“, sagte Russlands Außenminister.

In der vergangenen Woche hatten mehrere Länder der Europäischen Union, ebenso die USA, Kanada, Norwegen und die Ukraine sowie andere Länder beschlossen, im Zusammenhang mit dem Vorfall in Salisbury russische Diplomaten auszuweisen. Moskau reagierte mit ähnlichen Maßnahmen."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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