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Geschichte versus Gas und Öl: Schwierige Gratwanderung von Macron in Algerien

Archivmeldung vom 25.08.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.08.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Olaf Scholz und Emmanuel Macron (2022)
Olaf Scholz und Emmanuel Macron (2022)

Bild: Eigenes Werk /SB

Der französische Präsident Emmanuel Macron trifft am Donnerstag in Algerien ein – zu einem Zeitpunkt, an dem die Beziehung zur ehemaligen Kolonie von Spannungen geprägt ist. Im Fokus des französischen Präsidenten dürften hauptsächlich die Öl- und Gasreserven des Landes stehen. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Angesichts der drohenden Energiekrise in Europa wendet Frankreich sein Augenmerk auch auf die Öl- und Gasreserven in Algerien, die nun an strategischer Bedeutung gewonnen haben. Präsident Emmanuel Macron besucht Algier am Donnerstag, und will, zumindest laut den offiziellen Erklärungen des Élysée, diesen Besuch "auf die Zukunft ausrichten".

Sein Besuch erfolgt nach einer langen Zeit der Spannungen aufgrund unterschiedlicher Beurteilungen des algerischen Unabhängigkeitskriegs von 1954 bis 1962. Im Zuge des Deutungsstreits rief Algerien Ende letzten Jahres seinen Botschafter in Paris zurück.

Doch jetzt soll alles besser werden. Nach Angaben des Élysée-Palastes hat Macron "die Entscheidung getroffen, diesen Besuch auf die Zukunft auszurichten … und die Grundlage für eine Wiederbelebung der Beziehungen zu schaffen". Die Wichtigkeit des Besuchs zeigt schon allein die Tatsache, dass Macron mit einer 90-köpfigen Delegation aus Ministern, Wirtschaftsführern und Sportlern nach Algier reist.

Noch im vergangenen Oktober kam es zu schweren diplomatischen Spannungen, als Macron das in Algier herrschende "politisch-militärische System" beschuldigte, mit den Erinnerungen [an den Krieg] "Kasse zu machen", um seine Existenz zu rechtfertigen. Einen Monat zuvor hatte Frankreich Algerien – wie auch das benachbarte Marokko – verärgert, indem es die Zahl der ausgestellten Reisevisa drastisch reduzierte. Damit reagierte Paris auf Vorwürfe, beide nordafrikanischen Länder würden die Rückführung von Staatsangehörigen behindern, die sich illegal in Frankreich aufhalten.

Neben den üblichen Gesprächen mit dem gastgebenden Präsidenten Abdelmadjid Tebboune und dem Besuch von Gedenkstätten wird Macron in der Hauptstadt Algier auch mit jungen Unternehmern zusammentreffen. Am Freitag wird er in der westlichen Stadt Oran einen Plattenladen besuchen, der als Zentrum der traditionellen algerischen Raï-Musik bekannt ist, und sich dabei auch eine Breakdance-Vorführung ansehen.

Allerdings wird Macron vermutlich nicht drumherum kommen, eine öffentliche Erklärung abzugeben, die den algerischen Bedenken hinsichtlich der Erinnerung an den Unabhängigkeitskrieg Rechnung trägt. Doch das Hauptanliegen des französischen Präsidenten dürfte eine engere Zusammenarbeit in dringenden Wirtschafts- und Sicherheitsfragen sein.

Hasni Abidi, Direktor des in Genf ansässigen Forschungszentrums für die arabische Welt und den Mittelmeerraum, sagte gegenüber der BBC:

"Man kommt nicht mit einer so großen Delegation – darunter der Außen-, der Verteidigungs-, der Wirtschafts- und der Innenminister – und bleibt zwei Tage lang, wenn man nur über die Vergangenheit sprechen will."

Vor allem dürfte Paris ein Augenmerk auf die riesigen Öl- und Gasreserven legen, von denen ein Großteil noch unerschlossen ist. Mit seinen Pipelines, die das Land mit Italien und Spanien verbinden, sei Algerien zwar "nicht in der Lage Russland zu ersetzen", so Abidi, dennoch könne es Europa "mittelfristig bei der Energieversorgung helfen". Aber dafür brauche es Investitionen.

Im Mai unterzeichnete Präsident Tebboune in Rom einen bedeutenden Vertrag, mit dem Algerien seine Gas- und Stromexporte nach Italien drastisch erhöhen wird, was nach Ansicht von Experten Frankreich dazu veranlasste, die Bedeutung Algeriens neu zu bewerten. Trotz der historischen und familiären Bindungen zwischen den beiden Ländern ist Frankreich nicht mehr der wichtigste Handelspartner Algeriens – diese Rolle hat längst China übernommen.

Gleichwohl ist nach Ansicht von Abidi auch Algier auf Paris angewiesen:

"Algerien braucht auch Frankreich … Es braucht französische Investitionen, um seinen Energiesektor zu entwickeln. Darüber hinaus verleiht Frankreich Algerien Glaubwürdigkeit."

Algerien habe zwar hervorragende historische Beziehungen zu Russland, doch nach der Eskalation im Ukrainekonflikt wolle das Land nicht "als Agent Moskaus oder als Teil einer russischen Achse des Bösen erscheinen", so Abidi weiter gegenüber BBC. Die Wiederbelebung der Beziehungen zu Frankreich ist eine Gelegenheit zu zeigen, dass "Algerien ein respektabler Teil der internationalen Gemeinschaft" sei."

Quelle: RT DE

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