Shawkan sofort freilassen
Archivmeldung vom 11.08.2016
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Freigeschaltet durch André OttReporter ohne Grenzen (ROG) fordert die sofortige Freilassung des ägyptischen Fotografen Abdel Shakour Abu Zeid, besser bekannt unter dem Pseudonym Shawkan. Am Sonntag (14. August) jährt sich zum dritten Mal seine Festnahme. Bis heute sitzt er ohne formelle Anklage und ohne formellen Prozess in Haft. Erst am Dienstag dieser Woche wurde der Prozessbeginn erneut auf den 6. September vertagt.
Shawkan hat als freier Fotograf für internationale Medien wie die Fotoagenturen Demotix und Corbis oder das deutsche Magazin Focus gearbeitet. Er wurde am 14. August 2013 festgenommen, als er über die gewaltsame Auflösung der Protestcamps von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi berichtete.
Während mehrere ausländische Journalisten, die zusammen mit ihm festgenommen wurden, nach kurzer Zeit freikamen, wird Shawkan bis heute festgehalten. Shawkans Bruder hat den Behörden eine Bestätigung der Agentur Demotix übergeben, dass er zum Zeitpunkt seiner Festnahme in deren Auftrag berichtet habe.
Zahlreiche ausländische Medien, für die er arbeitete, haben sich für ihn eingesetzt. In einer Protestmail-Aktion (http://t1p.de/2z73) hat Reporter ohne Grenzen den internationalen Druck für Shawkans Freilassung seit längerer Zeit ebenfalls bereits verstärkt. Mehrere Beschwerden gegen seine fortgesetzte willkürliche Inhaftierung sind abgewiesen worden. Shawkan soll in Polizeigewahrsam und im Gefängnis wiederholt misshandelt worden sein.
"Der Fotojournalist leidet nun schon seit drei Jahren unter den schweren Bedingungen der Untersuchungshaft, ohne dass seine Festnahme jemals ausreichend begründet wurde. Wir fordern den ägyptischen Präsident Abdelfattah al-Sisi zur sofortigen Freilassung von Shawkan und allen anderen inhaftierten Journalisten auf, " sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.
Im April 2015 verurteilte ein Gericht in Kairo drei Journalisten zu lebenslangen Haftstrafen. Abdullah al-Facharani, Samhi Mustafa und Mohamed al-Adli wurde Verbreitung von Chaos und Falschinformationen zur Last gelegt. Zudem wurden sie beschuldigt, an der Bildung einer "Kommandozentrale" beteiligt gewesen zu sein. Deren Ziel sei es gewesen, vorsätzlich falsche Nachrichten und manipulierte Bilder von Menschenrechtsverletzungen und massiver Gewalt der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten im Ausland zu verbreiten, um die Regierung zu destabilisieren.
Mindestens 26 weitere Journalisten und ein Bürgerjournalist sitzen derzeit im Gefängnis - zum Teil seit bald mehr als eineinhalb Jahren ohne formale Anklage oder Prozess. Gegen viele weitere Medienschaffende sind Verfahren anhängig.
Unter Präsident al-Sisis Führung hat die Kriminalisierung kritischer Journalisten in Ägypten ein bisher ungekanntes Ausmaß erreicht. Unabhängige Stimmen werden mit Verweis auf Sicherheitsgründe und Anti-Terror-Gesetze systematisch verfolgt. Die Freilassung aller inhaftierten Journalisten wäre ein erster kleiner Schritt, um die umfassende Unterdrückung abweichender Meinungen zu beenden.
Die Verfassung von 2014 hat in Ägypten nur auf dem Papier mehr Presse- und Meinungsfreiheit gebracht. Regierung und Justiz gehen systematisch gegen Medien mit Verbindungen zur oder Sympathien für die Muslimbruderschaft vor.
Militärprozesse gegen Journalisten sind unverändert möglich. Reporter müssen mit Gewalt von Sicherheitskräften und Demonstranten rechnen, häufig werden sie von aufgebrachten Menschenmengen bedrängt. Willkürliche Festnahmen und Folter sind an der Tagesordnung. Selbstzensur ist verbreitet. Viele Medien ergreifen offen Partei für Armee und Regierung.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Ägypten auf Platz 159 von 180 Ländern. Weitere Informationen zur Lage der Journalisten in Ägypten finden Sie unter (http://t1p.de/1m7g).
Quelle: Reporter ohne Grenzen e.V. (ots)