CIA wirbt russische Spione mit einem Werbevideo an und erntet Spott von "russischen Hackern"
Archivmeldung vom 19.05.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićEin Zeichen der Offenheit und Transparenz? Auf der Suche nach den russischen Staatsgeheimnissen hat der US-Geheimdienst CIA einen Werbeclip in russischer Sprache veröffentlicht. Die satirische Antwort von den "russischen Hackern" ließ nicht lange auf sich warten. Die berichtet Wladislaw Sankin im Magzain "RT DE".
Weiter berichtet Sankin auf RT DE: "Tristesse, Langeweile, Blockhäuser, Dunkelheit und viel, viel Schnee. Und ein russischer Beamter, womöglich ein Diplomat oder hoher Offizier, der vom Mitwissen über zu viel "Wahrheit" gequält wird. Aus dem Off ertönt die Stimme: "Das ist mein Russland. Das wird immer mein Russland sein. Ich werde es ertragen. Meine Familie wird es aushalten. Wir werden in Würde leben, weil ich so gehandelt habe."
In diesem Moment werden der Protagonist und seine Frau in getrennten Szenen gezeigt. Beide scrollen mit ihren Fingern über die Handy-Bildschirme, auf denen der Link "Contact CIA" zu sehen ist. Am Ende erscheint der Aufruf auf einer Texttafel mit dem abschließenden CIA-Logo: "Sie sind nicht machtlos. Kontaktieren Sie uns auf eine sichere Weise."
Der knapp zweiminütige Clip wurde vor wenigen Tagen auf dem Youtube-Kanal der CIA und dem extra dafür eingerichteten Telegram-Kanal in russischer Sprache veröffentlicht. "Securely contacting CIA" heißt dieser Kanal. Er teilt die Anweisungen und Links zu einer versteckten Tor-Seite der CIA mit.
Fast genüsslich berichten die US-Medien über das Vorhaben. CNN liefert die Gründe, warum hochrangige Russen angeblich aus patriotischen Motiven einen Verrat an ihrem Land zugunsten eines der berüchtigtsten Geheimdienste der Welt begehen sollen. Der ehemalige Leiter der CIA-Abteilung für Spionageabwehr, James Olson, lobte etwa die Bemühungen und sagte, dass heute "wahrscheinlich die beste Zeit der Rekrutierung von Russen ist, die wir je hatten".
"Es gibt viele unzufriedene Russen da draußen", sagte er, "sie schämen sich und sind angewidert von dem, was [Putin] ihren slawischen Brüdern und Schwestern in der Ukraine antut. Er macht Russland kaputt. Er tötet russische Jungen. Und es gibt gute Leute in Russland, darunter auch Geheimdienstler, die zurückschlagen wollen". "Wir suchen auf der ganzen Welt nach Russen, die darüber genauso empört sind wie wir", äußerte ein anderer hochrangiger CIA-Beamter.
Das Bedauern um die slawischen Brüder ist natürlich purer Zynismus und Heuchelei eines Geheimdienstlers, denn ausgerechnet die USA und Großbritannien sind die Hauptmoderatoren des Konflikts vonseiten des Westens. Infolgedessen werden jeden Tag zehntausende Ukrainer in den Ofen des Krieges für die Schwächung Russlands geworfen. Dass dieser Krieg für die Interessen des Westens geführt wird, ist die Tatsache, die von keinem anderen als den ukrainischen Regierungsvertretern selbst immer wieder betont wird.
Aber der Appell an die Gewissensbisse einiger Russen ist durchkalkuliert und tief in der russischen Kultur verwurzelt. So hat der Protagonist des Solschenizyn-Romans "Im ersten Kreis", Mitarbeiter eines Büros für die Entwicklung von Atomwaffen, auch Kontakt zu US-Geheimdiensten gesucht, um einen angeblichen Atomschlag der UdSSR zu verhindern.
Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow reagierte betont gelassen auf die offenen Anwerbeversuche direkt im russischen Internet. Er habe darauf noch nicht geachtet. "Ich bin davon überzeugt, dass unsere Spezialdienste auch diesen Bereich gut überwachen, denn wir alle wissen sehr gut, dass sowohl die CIA als auch andere westliche Geheimdienste ihre Aktivitäten auf dem Territorium unseres Landes nicht abschwächen", antwortete Peskow auf eine Frage der Journalisten.
Empört zeigte sich hingegen der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow. Die Versuche, Russen mithilfe der Propagandavideos zu rekrutieren, seien Provokation und Teil eines hybriden Krieges. Er wies auch auf Rekrutierungvideos des FBI hin, die seit vielen Monaten YouTube mittels Target-Werbung überfluten.
"Da es sich als unmöglich erwiesen habe, Russland eine Niederlage zuzufügen, ob durch einen Sanktionskrieg oder militärisch, versuchen Russlands Gegner nun, Verwirrung in der Gesellschaft zu stiften", betonte der russische Botschafter. "Die Aufgabe besteht darin, alles auf den Kopf zu stellen, damit wir nicht mehr an uns glauben. Dann, so sagen sie, können wir Russland mit unseren bloßen Händen einnehmen." Er versicherte, dass das "kreative" Vorhaben aus Washington in Russland auf taube Ohren stoßen werde und daher Geldverschwendung sei.
Und wie haben die russischen Medienmacher und PR-Leute auf das "Angebot" aus Übersee reagiert? Ironisch und vor allem – mit Genugtuung. So wies der bekannte Journalist und Medienmanager Andrej Medwedew auf gravierende Fehler im Werbevideo hin, die es nutzlos und sogar kontraproduktiv machen. Das Video sei im muffigen Arthouse-Stil gedreht, wobei spezielle Graufilter die russische Realität betont trist und hoffnungslos darstellen sollen. Dies sei zu offensichtlich. Der Text sei mit übertriebenem Pathos durchzogen und gekünstelt, aller Wahrscheinlichkeit nach eine Übersetzung aus dem Englischen und kein genuines Russisch. Aber mehr als alles andere fehle es dem Video an einer Vision, einem Ziel, das potenziellen Verrätern am Ende ihres beschwerlichen Weges leuchten würde.
"Sie geben uns Informationen, wir geben Ihnen etwas Nützliches. Wo steht das in dem Video? Nirgends", schreibt Medwedew. Das Video sei vor allem an diejenigen gerichtet, die bereit wären, ihre Heimat aus ideologischen Gründen zu verraten, aus Scham, weil Russland die ganze Welt angegriffen habe. "Aber Ideologen brauchen keine Werbung, sie sind sowieso bereit zu arbeiten."
"Die Helden des Videos bleiben auch am Ende mitten im russischen Schneeinferno, wo sie mit Sicherheit von einem streunenden Bären verschlungen oder von einem betrunkenen Nachbarn getötet werden. Kein schönes Ende, keine klare Perspektive. Wofür ist es dann eine Werbung? Russische Nachdenklichkeit und eine rätselhafte Seele?
Statt teurer und einfacher Agitation 'Komm zu uns Rotarmisten, du bekommst Weißbrot und wir werden gemeinsam die Judäobolschewisten besiegen' bekommen wir schlechtes Arthouse, das einen normalen Menschen zum Lachen bringt, aber einen Mann, der wirklich ideologisch bereit ist, für die CIA zu arbeiten, fassungslos zurücklässt."
Darauf wäre womöglich Satire die beste Antwort. Und sie kam: geschnitten und vertont von unbekannten Videomachern. Kaum einen Tag nach dem Erscheinen des CIA-Videos wurde die Reaktion auf Telegram in Umlauf gebracht. Im Unterschied zum CIA-Video, das an russische elitäre Gruppen gerichtet ist, spricht das russische Pendant breitere soziale Schichten der US-Bevölkerung an:
"Ist dies das Leben, von dem du geträumt hast?", fragt eine eindringliche Stimme mit starkem russischen Akzent aus dem Off, als ein Mann gezeigt wird, der aus dem Bett steigt. Sein Haar ist zerzaust, er sieht verkatert aus. "Der Weg, den du gewählt hast?" Jetzt ist eine übergewichtige Frau, Chips essend, auf dem Sofa zu sehen.
Es geht weiter mit gestressten Büroangestellten. "Du stehst jeden Tag auf und versuchst, deinen Weg zur Arbeit zu meistern, wobei du dich durch BLM-Proteste, entgleisende Züge und Gay-Paraden durchkämpfen musst". Als ein Mann gierig in einen Burger beißt, sagt die Stimme "Das ist Amerika" und fragt die Amerikaner, ob sie dies ändern können.
An dieser Stelle erscheint Arnold Schwarzenegger in seiner berühmten Rolle als brutaler Sowjetmilitär Danko. "Vielleicht kann dir der KGB helfen. Um uns zu kontaktieren, müsstest du eine verdächtige Person in einem Sportanzug (gezeigt wird ein stereotypischer Straßenkrimineller aus den 90er Jahren ‒ Anm. der Red.) in Brighton Beach (Stadtviertel in New York, wo Vertreter der ersten Welle der sowjetischen Migranten leben ‒ Anm. der Red.) aufsuchen und das Codewort sagen "I want to be a Russian hacker". Als das KGB-Logo erscheint, sagt die Stimme: "KGB. Wir kontaktieren dich. Werde schon heute unser Genosse."
Außer seinem Humor hat das russische "Angebot" einen weiteren Vorteil: Mit nur 40 Sekunden Länge kommt es auch viel schneller zur Sache."
Quelle: RT DE