Der afghanische Partner von Monti
Archivmeldung vom 19.11.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMinisterpräsident Monti feierte am 4. November den Tag der Streitkräfte durch einen “Überraschungs-Besuch ” in Afghanistan. Den italienischen Streitkräften in Herat sagte er: Sie sind nicht der Ausdruck einer in Krieg befindlichen Nation: wir sind hier, um Sicherheit, Stabilität und Wohlstand diesem Land sicherzustellen. Dann traf er Präsident Karzai, und versicherte, dass Italien, wie andere Staaten, “seine Unterstützung umwandeln wird, was nicht bedeutet, das Land allein zu lassen “.
Das ist der Inhalt des in Rom am 26. Januar unterzeichneten Partnerschaftsabkommenn zwischen Monti und Karzai. Für die “strategische Infrastruktur” in der Provinz Herat stellt Italien der afghanischen Regierung einen Kredit von 150 Millionen Euro zur Verfügung (während Aquila und andere von der Katastrophe in Italien betroffene Gebiete kein Geld zum Wiederaufbau erhalten). Es sind auch italienische Investitionen für den Bergbau in Afghanistan (während die Minen in Sardinien geschlossen werden) und für die Unterstützung von afghanischen Klein- und Mittelbetrieben (während die italienischen in Konkurs gehen) vorgesehen. Zusätzlich zu den in der Vereinbarung vorgesehenen Verpflichtungen gibt es diejenigen, die Italien im Rahmen der NATO übernimmt. Nachdem der Afghanistan-Krieg schon 650 Milliarden Dollar gekostet hat, verpflichten die USA die Alliierten, einen Beitrag zur Bildung von “afghanischen Sicherheitskräften” zu leisten, der bereits rund 60 Milliarden Dollar gekostet hat sowie einen Beitrag zum “Fond für den Wiederaufbau“, der bereits rund 20 Milliarden gekostet hat. Wohin geht das ganze Geld?
Weitgehend in die Taschen der großen Familie von Hamid Karzai, dem im Quirinal (Sitz der Präsidentschaft der Republik Italien, d.Ü.) von Staatspräsident Napolitano mit vollen Ehren empfangenen Partner. Teilweise schon bekannte Familienangelegenheiten wurden bei einer Untersuchung von der New York Times enthüllt.
Die Brüder des Präsidenten und andere Verwandte, von denen viele die US-Staatsbürgerschaft besitzen, haben sich mit den Milliarden der NATO bereichert, durch Unter-der-Hand-Geschäfte mit ausländischen Unternehmen, mit manipulierten Ausschreibungen und beim Drogenhandel. Bei der Bereicherung ist zwischen den Brüdern ein Kampf um Leben oder Tod ausgebrochen.
Während Qayum Karzai sich darauf vorbereitet, die Stelle seines Bruders Hamid als Präsident einzunehmen, wurde ein anderer Bruder, Ahmed Wali Karzai, Chef des südlichen Afghanistan, ermordet. Dank Korruption und Drogenhandel hatte er hunderte von Millionen Dollar angesammelt und nach Dubai überwiesen. Präsident Karzai ernannte an seiner Stelle einen anderen Bruder, Shah Wali Karzai, Manager des Unternehmens Afco. Afco wiederum ist Eigentum von Mahmoud, eines anderen Mitglieds der Karzai-Brüder, der sich durch Immobilien-Spekulationen bereichert hatte. Nachdem er sich 40 Quadratkilometer (4000 Hektar) staatliches Land angeeignet hatte, baute er in Kandahar Tausende von Häusern für reiche Afghanen. Mahmoud ist auch eine cleverer Banker: im Jahr 2010 konnte er $ 900 Millionen aus der größten Bank des Landes herausziehen und auf ein Privatkonto in Dubai überweisen. Einmal an der Macht, brach Shah Wali mit seinem Bruder Mahmoud (gegen den ein Mordanschlag ausgebrütet wurde): er gründete seine eigene Firma, auf die er heimlich 55 Millionen Dollar von der Bank für Immobilienentwicklung übertragen hat.
Das Partnerschaftsabkommen der Monti-Regierung wurde vom Parlament einstimmig und vom Senat mit überwältigender Mehrheit am 30. Oktober bzw. am 6. September angenommen. Auf der Grundlage der feierlichen Erklärung, dass die beiden Parteien “geteilte Interessen und gemeinsame Ziele“ haben.
Die Vergabe öffentlicher Gelder an Mafiosi der Dritten Welt dient als Schlüssel zur Ausbeutung derselben durch die multinationalen Konzerne und Bankster. Der Vorteil dieser Art von Bestechungsgelder ist offensichtlich: Sie müssen nicht von den Konzernen aufgebracht werden, sondern werden den Bürgern der westlichen Staaten über Steuern aus der Tasche gezogen.
Afghanistan ist nicht nur der größte Opiumproduzent der Welt, sondern auch führend in der Produktion von Haschisch (UNODC). Afghanistan ist für die CIA und die City of London (wo die Drogengelder gewaschen werden) was Bengalen für die Ostindische Kompanie war. Absolut unverzichtbar. Aber nicht nur wegen des Drogengeschäfts.
Die amerikanische Regierung wusste bereits vor dem Überfall auf Afghanistan, dass das Land mit reichen Bodenschätzen “gesegnet” ist. Unter der Rubrik “Bodenschätze” listet das erste Kapitel der Länderstudie der US-Regierung von 1986 folgendes auf: “Zahlreiche Bodenschätze – Erdgas, Kohle, Kupfer, Eisenerz, Barium, Chrom und Lapislazuli. Es wird über Erdöl und Uranerzfunde berichtet.”
Aus einem Bericht des US-Außenministeriums: “Afghanistan ist reich an Bodenschätzen, zu denen umfangreiche Vorkommen an Erdgas, Erdöl, Kohle, Kupfer, Chrom, Magnesium, Barium, Schwefel, Blei, Zink, Eisenerz, Salz, Edelsteinen und Halbedelsteinen gehören.”[1]
Darum handelt es sich beim “Abzug” der Truppen aus Afghanistan nur um eine Scheinoperation und die City of London weiß auch schon, was mit dem Land zu geschehen hat: Es wird balkanisiert. Die Karzai-Brüder werden hilfreich zu Seite stehen.
Quelle: Manlio Dinucci / Übersetzung Horst Frohlich (einige Textänderungen zum besseren Verständnis von politaia.org)