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Fall Wyschinski: Kiews Geheimdienst versucht RIA-Novosti-Journalistin anzuwerben

Archivmeldung vom 02.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Offene Handschellen
Offene Handschellen

Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat versucht, die Journalistin Irina Wyssokowitsch der Agentur RIA Novosti in Litauen anzuwerben. Sie kam in die Ukraine, um über das Gerichtsverfahren gegen den Chef des ukrainischen Nachrichtenportals RIA Novosti Ukraina, Kirill Wyschinski, Bericht zu erstatten. Wyssokowitsch zufolge kamen Unbekannte in Zivil am 1. Juni vor dem Eingang in den Sitzungsaal des Gerichts zu ihr. Zuvor hatte eine unbekannte Frau ihr vorgeworfen, beim Ersten Baltischen Fernsehender zu arbeiten. Die Ausstrahlung des Senders, wie auch vieler anderer, ist in der Ukraine verboten.

Weiter schreibt Sputnik Deutschland: "„Man hat mich zuerst auf die Straße gebracht und unter dem Vorwand, ich werde vor rasenden ukrainischen Patrioten gerettet, gezwungen, in ein Auto einzusteigen. Sie haben sich als SBU-Mitarbeiter vorgestellt und gesagt, dass wir in ein Büro des Dienstes fahren“. Wyssokowitsch ist Ukrainerin und hat eine ständige litauische Aufenthaltserlaubnis. Ihre Festnahme sei nicht offiziell registriert und das Gespräch nicht zu Protokoll genommen worden.

„Auf die Frage, für wen ich den Bericht über den Prozess gegen Wyschinski mache, antwortete ich ehrlich, dass ich mit RIA Novosti arbeite. Danach sagte einer der Männer, dass sie mich gern freilassen würden, dass ihre Chefs aber ‚Blut‘ und ‚Rummel um die Situation‘ verlangen, deshalb müsse ich einige Dokumente unterzeichnen“, so die Reporterin.

Ihr zufolge übte man auf sie den Druck aus, jedoch „in einer weichen Form“. „Man hat mir leise und ruhig gesagt, dass ich hier bleiben könne, wenn ich aber ehrlich erzählen würde, was sie interessiere, könne ich nach Hause gehen“. Sie sei „sehr erschrocken“ gewesen. Nach einem stundenlangen Gespräch wurde Wyssokowitsch gezwungen, ein Dokument zu unterzeichnen, laut dem sie bereit sei, mit dem SBU zusammenzuwirken und über die Mitarbeiter der Agentur RIA Novosti zu berichten.

Die Frau wurde freigelassen und durfte nach Litauen zurückkehren. Wegen der Festnahme konnte sie aber die Aufgabe der Redaktion nicht erfüllen und keine Berichte über den Wyschinski-Prozess schreiben. Kirill Wyschinski war am 15. Mai vor seiner Wohnung in Kiew festgenommen und in der Nacht nach Cherson gebracht worden. Dem Journalisten werden Landesverrat und Unterstützung für die selbsterklärten Republiken der Donbass-Region zur Last gelegt. Bei einer Verurteilung drohen Wyschinski bis zu 15 Jahre Haft.

Der Inlandsgeheimdienst SBU durchsuchte noch am selben Tag das Büro der Vertretung von RIA Novosti in Kiew und die Wohnungen einiger Mitarbeiter der Redaktion. 47 Mitarbeiter sind bereits zum Verhör vorgeladen worden. Das Stadtgericht von Cherson hat gegen den Journalisten eine zweimonatige Untersuchungshaft ohne Möglichkeit einer Freilassung auf Kaution verhängt."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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