Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Weltgeschehen Beginn des Artikels Guantanamo-Prozess: Freiheit oder Farce?

Beginn des Artikels Guantanamo-Prozess: Freiheit oder Farce?

Archivmeldung vom 05.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Im US-Militärcamp Guantanamo Bay beginnt der Prozess gegen fünf Islamisten, die maßgeblich hinter den Terroranschlägen vom 11. September 2001 stecken sollen. Schon vor Beginn der Verhandlung steht das Urteil wohl fest - dabei ist noch gar nicht klar, wie rechtens das Militärtribunal selbst ist.

Der nüchterne Saal hat weiße Wände und grauen Teppichboden. Der moderne Raum ist mit einer Klimaanlage und Flachbildschirmen ausgestattet, auf denen die Beweise präsentiert werden. Die Angeklagten sind vor den Verhandlungen in rund zwei mal drei Meter große Zellen direkt am Gerichtsgebäude untergebracht. Es wurde extra für diesen Prozess gebaut.

Es ist nicht der erste in Guantanamo, aber sicher der spektakulärste. Vor dem Militärtribunal werden die Verantwortlichen der Anschläge des 11. September abgeurteilt: Kalid Scheich Mohammed, das "Gehirn", der sich rühmt, den Anschlagsserie ersonnen zu haben. Ramsi Binalshibh, Chef-Koordinator aus der "Hamburger Zelle". Dazu Walid Bin Attasch, Ali Abdel Ali und Mustafa al Hausawi. Am Ende des Prozesses wird wohl die Todesstrafe verkündet werden.


Selbst Gegner der Todesstrafe sind ratlos

So fordern es die Ankläger und selbst erklärte Gegner staatlicher Hinrichtungen fehlen angesichts des Ausmaßes der Anschläge Argumente, die gegen die Verhängung dieser Strafe stehen könnten. Bei den Attentaten vom 11. September 2001 sind mehr als 3000 Menschen ums Leben gekommen, unzählige wurden verletzt, als zwei Flugzeuge ins New Yorker World Trade Center rammten, eines das Verteidigungsministerium traf und ein weiteres auf dem Weg zum Washingtoner Capitol abgestürzt war. An der Schuld Scheich Mohammeds und Binalshibh besteht kaum ein Zweifel. "Ja, wir waren es", hatte "Mastermind" Mohammed in einem Interview 2002 offen wie eitel gesagt.

Angehörige der Todesopfer halten das Verfahren für überfällig. Allerdings ist noch unklar, ob das US-Militärtribunal selbst einer rechtlichen Prüfung standhält. Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 2006 ein ähnliches System schon als verfassungswidrig gestoppt. Noch im Juni entscheidet es über die Rechte der Gefangenen in Guantanamo, was das Verfahren verzögern und zu Verschiebungen führen könnte. Zudem ist US-Präsident George W. Bush nur noch acht Monate im Amt und die Kandidaten für seine Nachfolge, der Demokrat Barack Obama und der Republikaner John McCain, haben schon beide erklärt, dass sie das Lager auf Kuba schließen wollen.


Wie viel Folter darf es sein?

Und dann ist da noch diese Sache mit der Folter. CIA-Chef Michael Hayden hatte bestätigt, dass Scheich Mohammed mit Hilfe des umstrittenen Waterboardings, dem simuliertem Ertränken, seine Aussagen gemacht habe. Die umstrittene Verhörmethode, bei der die Angeklagten unter Wasser gedrückt werden und deshalb fürchten zu ertrinken, gilt nach internationalen Standards als Folter, und eigentlich auch in den USA. Allerdings steht die Leitung des US-Gefängnisses auf dem Standpunkt, Waterboarding sei keine Folter, ergo dürften die so erpressten Aussagen vor Gericht verwendet werden.

Es gibt noch einen weiteren Haken an den Geständnissen: Sie könnten übertrieben sein. Die Zeitung "Los Angeles Times" zitiert einen Ex-Anti-Terror-Fahnder des FBI, der sagte, Kalid Scheich Mohammed habe sich "auch Dinge ans Revers geheftet, mit denen er nichts zu tun hat". Experten wissen: Viele Befragte sagen unter Folter alles, was von ihnen erwartet wird.


Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte abgabe in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige