Der Global Peace Index 2015 enthüllt eine zunehmend geteilte Welt
Archivmeldung vom 17.06.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer eskalierende Bürgerkrieg und die folgende Flüchtlingskrise waren gemäß dem Global Peace Index 2015, der heute von der globalen Denkfabrik, dem Institute for Economics and Peace, veröffentlicht wurde, unter den treibenden Kräften hinsichtlich Zunahme der Kosten für die globale Eindämmung der Gewalt.
Seit 2008 nahm die gesamte ökonomische Auswirkung der Gewalt um 1,9 Trillionen US$ (+15,3 %) zu. Die gesamte ökonomische Auswirkung der Gewalt für die Unterstützung von Flüchtlingen und IDPs (Internally displaced persons, Binnenflüchtlinge) allein hat seit 2008 um 267 % zugenommen und beträgt nun etwa 128 Milliarden US$. Militärausgaben, Tötungsdelikte und Polizeikräfte bleiben jedoch die teuersten Kategorien und machen zusammen 68,3 % der Gesamtkosten aus.
Steve Killelea, Gründer und Executive Chairman des IEP beobachtete: "Eine Reduktion von Konflikten ist ein wesentliches Wegstück bei der Sicherung der weiteren Erholung der Weltwirtschaft. Wenn globale Gewalt gleichmäßig um 10 % zurückginge, würden zusätzlich 1,43 Billionen US$ effektiv zur Weltwirtschaft hinzugerechnet. Im Verhältnis ist dies mehr als der sechsfache Gesamtwert des Rettungsplans für Griechenland und ein Darlehen des IMF, ECB und anderer Eurozone-Länder insgesamt."
Insgesamt blieben die globalen Friedensniveaus 2014 stabil; aber sie sind niedriger als 2008. Die Gesamtpunktzahl enthüllt jedoch eine zunehmende Trennung zwischen den friedlichsten und am wenigsten friedlichen Nationen. Seit dem letzten Jahr verbesserten 81 Länder ihre Niveaus an Friedfertigkeit, während 78 sich verschlechterten.
Viele europäische Nationen erfahren nun historische Friedensniveaus mit fallenden Tötungsraten, abnehmenden Militärbudgets und dem Rückzug von Militärkräften aus dem Irak und Afghanistan. Im Gegensatz zu Ländern, die sich traditionell am unteren Ende des Index befinden, wie der Irak, Syrien, Nigeria, der Süd-Sudan und die Zentralafrikanische Republik, wurden alle noch weniger friedlich. Libyen erfuhr in diesem Jahr die schlimmste Verschlechterung hinsichtlich des Friedens - von 162 Ländern fiel es auf den 149. Platz ab. Die Ukraine, die über 6.000 Todesfälle aus Konflikten und mehr als 1 Million Binnenflüchtlinge zu verzeichnen hatte, erlebte den zweitgrössten Abfall.
Vier Regionen - Europa, Nordafrika, Schwarzafrika und Mittelamerika sowie die Karibik - erfuhren seit dem letzten Jahr friedensbezogene Verbesserungen. Konfession gebundene Konflikte und Bürgerkriege reduzierten in der MENA-Region weiter ihre Friedensniveaus mit dem Ergebnis ihrer schlechtesten Punktzahl überhaupt, während Südamerika ebenfalls eine Verschlechterung seiner Punktzahl erfuhr, hauptsächlich aufgrund von Zunahmen bei Protesten der Bevölkerung und einem Anstieg in der Wahrnehmung von Kriminalität.
Trotz weiterer Verbesserungen hinsichtlich des Friedens in vielen Ländern nahm die Zahl und Intensität an bewaffneten Konflikten mit einem 267 %-igen Anstieg an Tötungen aufgrund von Konflikten seit 2010 dramatisch zu und schuf noch nie dagewesene Flüchtlingszahlen. Neueste Schätzungen des UNHCR deuten darauf hin, dass Flüchtlinge und IDPs nahezu 0,75 % der aktuellen Weltbevölkerung ausmachen, und zwar über 50 Millionen Menschen. Diese Zunahme von 131 % in weniger als zehn Jahren wurde nicht nur durch den Konflikt in der MENA-Region, sondern auch durch die andauernden Konflikte in der Demokratischen Republik Kongo und Kolumbien mit 23 % und 13 % von IDPs pro Ursprungsland 2013 verursacht.
2014 verzeichneten 69 Länder Tötungen durch Terrorismus im Vergleich zu 60 im Jahr zuvor, die den wachsenden Gebrauch von Terrortaktiken unterstreichen. Eine Zunahme terroristischer Aktivitäten weitete sich von der MENA-Region nach Schwarzafrika aus mit dem stärksten verbuchten Zuwachs in Nigeria, Kamerun und Niger. Nigeria ist nun das zweit tödlichste Land hinsichtlich des Terrorismus nach dem Irak mit einer Zunahme an Tötungen von 140 % auf 4.392 Fälle. Sein Nachbarland Kamerun verzeichnete 2014 191 Tötungen verglichen mit keinem Tötungsdelikt im vorangehenden Jahr. Weniger als 1 % terroristischer Todesfälle traten 2014 in der OECD auf. Das Massaker der Boko Haram an über 2.000 Zivilisten in Baga, Nigeria im Januar 2015 war der tödlichste terroristische Vorfall seit dem 11. September, ein Ereignis, überschattet von der Ermordung von 11 Journalisten bei der französischen Zeitung Charlie Hebdo im folgenden Monat.
Steve Killelea: "2014 war von zwei gegensätzlichen Trends gekennzeichnet:auf der einen Seite erreichten viele Länder in der OECD historische Friedensniveaus, während auf der anderen von Unruhen zerrissene Nationen, besonders im Nahen Osten,gewalttätiger wurden. Dies stellt eine echte Besorgnis dar; da diese Konflikte sogar noch heikler werden, verbreiten sie dann den Terrorismus in andere Staaten."
Ein gemeinsames Thema in den Ländern mit den größten Verbesserungen dieses Jahr war ein absinkendes Niveau der organisierten externen Konflikte oder der Kriege mit Nachbarstaaten, und Afrika profitierte von diesem Trend; Guinea-Bissau, die Elfenbeinküste, Ägypten und Benin überstiegen die Nationen mit den meisten Verbesserungen. Auch Europa erlebte eine Abnahme an Todesfällen aufgrund organisierter externer Konflikte.
Regionale Höhepunkte
Europa blieb die friedlichste geographische Region der Welt und sicherte die höchsten drei Positionen im GPI. Seine Friedfertigkeit hat sich seit den letzten vier Jahren jedes Jahr verbessert. Island steht an erster Stelle. Griechenland verbesserte sich in der Region am meisten und stieg 22 Plätze auf. Das stieg aufgrund des Abzugs aus Afghanistan acht Plätze auf.
Nordamerikas Punktzahl verbesserte sich leicht. Dies kam größtenteils dadurch, dass die USA wegen einer besseren Punktzahl hinsichtlich der Anzahl, Dauer und Rolle in externen Konflikten zwei Plätze aufstiegen, da sie ihre Präsenz in Afghanistan und dem Irak einschränkten.
Der asiatisch-pazifische Raum steht im GPI hinter Europa und Nordamerika an dritter Stelle. Er beinhaltet jedoch den größten Gegensatz in den Punktzahlen aller Regionen mit drei Ländern unter den höchsten 10 und einem einzigen Land, Nordkorea, unter den niedrigsten 10. Das Südchinesische Meer bleibt ein potenzieller Konfliktbereich, da die in den Streit involvierten Länder alle eine Abnahme in den Punktzahlen zeigen.
Südamerikas allgemeine regionale Punktzahl nahm ab und ist nun unter dem globalen Durchschnitt. Einige südamerikanische Länder verbesserten sich in der Tat: Peru zeigte die größte Verbesserung aufgrund der Reduktion in der Zahl von Todesfällen durch organisierte interne Konflikte; Chile verbesserte sich, gestützt auf eine bessere Punktzahl für den Waffentransfer, und Ecuadors Skala des politischen Terrors verbesserte sich einhergehend mit der Anzahl und Dauer von internen Konflikten. Die Punktzahl nahm für alle anderen Länder in Südamerika ab mit der beachtlichsten Verschlechterung in Uruguay, Venezuela und Brasilien.
Zentralamerika und die Karibik verbesserten ihre Punktzahlen leicht, dennoch bleibt es weniger friedlich als der globale Durchschnitt. Costa Rica und Jamaika wiesen die stärksten Verbesserungen auf. Costa Rica erlebte Verbesserungen in seiner Punktzahl für Tötungen, während Jamaikas Verbesserung hat seine Ursache in einer Reduktion seiner herausragenden Position aufgrund von UN-Friedensmissionen. Die Länder, die am meisten Punkte verloren, waren El Salvador aufgrund von Zunahmen auf der Political Terror Scale und Nicaragua aufgrund von Zunahmen bei Gewaltverbrechen.
Schwarzafrikas Punktzahl verbesserte sich 2015 und rückte vor Russland, Eurasien, Südasien und der MENA-Region weiter an die Spitze. Diese allgemeine Verbesserung maskiert scharfe Unterschiede in der Leistung des Landes; die schwarzafrikanischen Staaten registrierten einige der schärfsten Veränderungen in der Punktzahl, positiv wie negativ. Guinea-Bissau und die Elfenbeinküste registrierten die größten Verbesserungen der Punktzahl weltweit, während Djiboutis Rang um 42 Plätze absank, was ein zunehmendes Auftreten von sozialen Unruhen, Verbrechen und Ressentiments gegenüber der autoritären Herrschaft der Regierung widerspiegelt.
Russland und Eurasien verzeichneten eine mäßige Verschlechterung in ihrer allgemeinen Punktzahl in diesem Jahr, während ihre Position in der Aufstellung nach Regionen unverändert blieb. Es bestanden signifikante Veränderungen zwischen den Ländern; die Ukraine verzeichnete einen der größten Rückgänge in diesem Jahr für ihre Gesamtpunktzahl für inneren Frieden.
Die Position von Südasien bewegte sich in den regionalen Aufstellungen eine Stufe nach oben, nachdem es 2014 ganz unten war, aber nur, weil sich die Situation in der MENA-Region in schnellerem Tempo verschlechterte. Allgemein verschlechterten sich die Punktzahlen der meisten Länder in der Region, und nur Bhutan, Nepal und Bangladesh verzeichneten Gewinne.
Die MENA-Region bleibt von Konflikten überschattet und verzeichnet die schlechteste regionale GPI-Punktzahl. Die Punktzahl verschlechterte sich im Vergleich zum Index vom letzten Jahr, da mäßige Verbesserungen besonders in Ägypten und Tunesien durch sinkende Punktzahlen vor allem in Libyen, dem Yemen, dem Irak und Syrien aufgehoben wurden.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Website http://bit.ly/GPIreport.
Quelle: Institute for Economics and Peace (ots)