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Wenn die Superkrise kommt: Pleiteschock löst Lauffeuer am Geldmarkt aus – USA werden isoliert

Archivmeldung vom 10.09.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.09.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com  / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com / pixelio.de

Massenpanik, Straßenunruhen und eine Nationalisierungswelle wie die Welt sie in den letzten 50 Jahren nicht gesehen hat – so beschreibt der Chefanalyst von JP Morgan, Marko Kolanovic, die Zukunft der Weltwirtschaft. Die Verantwortlichen hätten nichts aus dem Crash von vor zehn Jahren gelernt, lautet sein Vorwurf. Die Weltfinanzmärkte sind heute noch krisenanfälliger als damals, im September 2008, als eine Finanzkrise die Welt erschütterte. Zu diesem Ergebnis kommt, wie das russische online Magazin "Sputnik" berichtet, Marko Kolanovic in einem Sonderbericht, den er anlässlich des zehnten Jahrestags der Lehman-Brothers-Pleite veröffentlicht hat.

Weiter heißt es im Beitrag von Iwan Danilow auf der deutschen Webseite: "Demnach könnte die Krise im schlimmsten aller möglichen Szenarien so um sich greifen, dass die nationalen Notenbanken gezwungen sind, durch Aktienaufkäufe ganze Konzerne zu verstaatlichen, um die Wirtschaft zu retten.

Eine derart düstere Prognose (zumal unverblümt formuliert und mit harscher Kritik an amerikanischen Regulierungsbehörden angereichert) könnte leichthin als ein weiterer Versuch eines Analysten abgetan werden, das Medieninteresse auf sich zu lenken – erst recht angesichts dessen, dass solche apokalyptischen Vorhersagen selten eintreten.

Der Punkt ist nur der: Es gibt gewöhnliche Analysten, es gibt bekannte und erfahrene Analysten, und es gibt Marko Kolanovic.

Seine jetzige Prognose hat in der Tat die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich gezogen, weil Kolanovic verdientermaßen als ein Experte gilt, dem übermäßige Schwarzmalerei zwar fremd ist, der aber schonmal bestimmte Turbulenzen auf den Märkten recht präzise voraussagte. Wer mehrere kleinere Krisen erkennt, wird auch eine große erkennen können, argumentieren die Fachmedien.

Außerdem: Man wird ja nicht einfach so zufällig zu einem führenden Analysten bei JP Morgan, jenem Geldhaus, das als „Hausbank der Rockefellers“ bekannt ist und Vermögenswerte in Höhe von 2,7 Billionen US-Dollar verwaltet.

In diesem Geldinstitut genießt Kolanovic den Ruf eines „mathematisch fundierten Hellsehers“, der die Marktentwicklungen ähnlich bemisst wie ein Astronom die Bewegungen von Planeten ausrechnet. Der Vergleich mit Sterneforschern kommt nicht von ungefähr, hatte Kolanovic doch in Physik promoviert, bevor er dem Ruf des großen Geldes an die Wall Street folgte.

Der Ausgangspunkt seiner Argumentation ist die strukturelle Verwundbarkeit der gegenwärtigen Finanzsysteme. In den zehn Jahren seit 2008 sei die Zahl der Transaktionen, die von automatisierten Computersystemen an der Börse vorgenommen würden, rapide gestiegen, so Kolanovic in seinem Bericht.

Wohlgemerkt: Ausgelöst werden die Transaktionen ohne menschliches Zutun, in Bruchteilen einer Sekunde. Die Aite Group schätzte schon 2014, dass rund 65 Prozent aller Käufe und Verkäufe auf dem amerikanischen Wertpapiermarkt nicht von Menschen, sondern von Computern getätigt würden.

Einige Kleinkrisen, die durch das „Herdenverhalten“ von Börsenrechnern ausgelöst wurden (im Februar dieses Jahres etwa, als der US-Aktienmarkt ohne sichtlichen Grund mehrere Prozentpunkte täglich verlor), hatte Kolanovic bereits vorausgesehen.

Denn in den Algorithmus der Handelscomputer ist ein einfacher Befehl eingearbeitet, der wie folgt in die menschliche Sprache übersetzt werden könnte: „Geschieht etwas Unklares oder Ungewöhnliches, verkaufe alles hier und jetzt.“

So kommt es also zu einer Kettenreaktion: Wegen eines äußeren Schocks geraten die Börsenrechner quasi in Panik, starten den Ausverkauf ihres Aktienportfolios um jeden Preis, andere Computer merken das und stoßen ihre Wertpapiere ab – es kommt zu einem Lauffeuer, bis das System crasht.

Dieses Lauffeuer bezeichnet Kolanovic als "Great Liquidity Crisis" (große Liquiditätskrise) und vermutet, dass zu deren Bekämpfung radikale Schritte wie das Anwerfen der Geldpresse durch die Notenbanken ergriffen würden – mit all den sozialen und wirtschaftlichen Risiken, die daraus resultieren.

Man könnte natürlich annehmen, so eine Kettenreaktion werde nur von kurzer Dauer sein. Letztlich würden Menschen eingreifen und die Lage wieder richten, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war. Denkbar ist dieses Szenario jedoch nur dann, wenn auch der äußere Schock nur von kurzer Dauer sein wird, der das Lauffeuer ausgelöst hat.

Erweist sich die Erschütterung aber als systemisch, wird der Markt mit konventionellen Maßnahmen nicht zu reanimieren sein.

In diesem Zusammenhang sei auf einen anderen Krisenpropheten verwiesen: Mark Zandi, Chefvolkswirt der Agentur „Moody’s“, der in seinem Bericht ein mögliches Schock-Szenario beschreibt, bei dem eine weitere Weltfinanzkrise durchaus ausgelöst werden könnte.

Beim Finanzcrash von 2008 habe die Krise auf dem Immobilienmarkt angefangen und dann über den Geldmarkt auf die gesamte Wirtschaft übergegriffen. Diesmal könnten überschuldete US-Firmen zum Epizentrum einer Kettenreaktion werden, so Zandi.

Die Geldpolitik der zuständigen Behörden in den USA habe in den letzten zehn Jahren dazu geführt, dass statt einer Immobilienblase eine Trash-Firmen-Blase entstanden sei – das heißt, in den USA seien Firmen massiv finanziert worden, die bei ordentlicher Geldpolitik überhaupt keinen Zugang zu Krediten bekommen hätten, erklärt der Volkswirt in seiner Analyse.

Die potentiell toxischen Schulden von US-Firmen belaufen sich demnach jetzt schon auf 2,7 Billionen Dollar und steigen schnell weiter. Der Großteil dieser Unternehmenskredite weist keine Zinsbindung auf, weshalb bei einer Leitzinserhöhung sowohl den Firmen selbst als auch deren Kreditoren der Zusammenbruch droht.

Experte Zandi betont: Zu behaupten, dass exakt diese toxischen Kredite die nächste Krise auslösen werden, wäre verfrüht. Doch seien die Parallelen zur Lage von 2008 beunruhigend.

Die Agentur „Moody’s“ jedenfalls hat ihre Kunden bereits darauf hingewiesen, dass auf die USA eine beispiellose Pleitewelle von Trash-Firmen zurolle, die für die gesamte Wirtschaft sehr negative Folgen haben könne. Dass so ein Pleiten-Tsunami der perfekte Schock sein kann, um eine Börsenpanik auszulösen, liegt auf der Hand.

Und wie beim letzten Mal würden auch bei der nächsten US-Krise Länder in Mitleidenschaft gezogen, die mit deren eigentlichem Ursprung nichts zu tun haben. Die heutige globale Wirtschaft ist ja eine eng verflochtene, so ist das Wesen der Globalisierung.

Doch im Unterschied zu 2008 würde diesmal bei vielen Ländern der Wunsch aufkommen, die Globalisierung gewissermaßen zurückzudrehen und, wenn möglich, Washington auf dem amerikanischen Kontinent zu isolieren, um sich und die ganze Welt von dessen toxischem politischen und wirtschaftlichen Einfluss zu erlösen."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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