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NATO-Artillerie für Russland: Erbeutet oder von ukrainischen Soldaten verhökert?

Archivmeldung vom 16.07.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
CAESAR- und M777-Batterie (2018)
CAESAR- und M777-Batterie (2018)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Wie die bulgarische Zeitschrift Bulgarian Military berichtet, ist es den russischen Truppen in der Ukraine gelungen , französische CAESAR-Haubitzen als Trophäen zu erbeuten. Bereits in der Vergangenheit haben Soldaten der ukrainischen Streitkräfte regelmäßig Waffen an "Separatisten" verkauft. Dies analysiert Rafael Fachrutdinow im Magazin "RT DE".

Weiter analysiert Fachrutdinow auf RT DE: "Den russischen Truppen in der Ukraine ist es gelungen, französische CAESAR-Haubitzen als Trophäen zu erbeuten. Dabei sei diese weittragende Artillerie einfach bei korrupten ukrainischen Militärs günstig eingekauft worden, so die bulgarische Zeitschrift Bulgarian Military. Obwohl die Zeitschrift keine Bestätigungen liefert, scheint das Schema selbst realistisch zu sein – die Soldaten der ukrainischen Streitkräfte (AFU) haben in der Vergangenheit regelmäßig Waffen an "Separatisten" verkauft, die dann gegen sie selbst eingesetzt wurden.

Bulgarian Military berichtet unter Berufung auf ihre Quellen in der Führung der französischen Armee und bei Interpol, dass die Russen die französischen 155-Millimeter-Panzerhaubitzen des Typs CAESAR nicht bei den ukrainischen Streitkräften beschlagnahmt hätten, wie bisher angenommen wurde. Übrigens, diese Geschichte über die Erbeutung der französischen Panzerhaubitzen als Trophäen ist nicht zugunsten der ukrainischen Armee widerlegt worden. Im Gegenteil: Den Angaben des bulgarischen Militärs zufolge haben die Ukrainer selbst die Artilleriesysteme für 120.000 Dollar pro Stück verkauft. Und das bei einem tatsächlichen Wert einer Haubitze von etwa 7 Millionen Dollar.

Gemäß der Zeitschrift handelte die Gruppe über einen bestimmten "Waffenhändler". Die Einzelheiten der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben, doch die an Kiew gespendeten Waffen gelangten so in russische Hände. Nun befinden sie sich Bulgarian Military zufolge möglicherweise in den Produktionsstätten des Maschinenbau- und Rüstungsunternehmens Uralwagonsawod. Die Quellen der bulgarischen Publikation und des französischen Politikers und Rechtsanwalts Régis de Castelnau stimmen überein. Er war der Erste, der Ende Juni bekannt gab, dass "zwei französische CAESAR-Geschütze von den Russen unversehrt erbeutet worden sind". "Sie befinden sich derzeit in den Betriebsstätten von Uralwagonsawod zur Studie mittels Reverse Engineering", schrieb de Castelnau.

Tatsächlich haben Vertreter von Uralwagonsawod diese Lieferung von französischen Artilleriesystemen an die Ingenieure des Werks bestätigt. Jedenfalls wurde der französische Anwalt über das offizielle Telegram-Konto des Werks gebeten, seinen Dank an Präsident Emmanuel Macron zu übermitteln.

Die Meldungen über den Verkauf der Haubitzen durch die Ukrainer, die von westlichen Verbündeten gespendet wurden, erscheinen durchaus plausibel. "Nach vorliegenden Berichten fließt ein Teil der ausländischen Waffen, die der Westen an die Ukraine liefert, in die Region des Nahen und Mittleren Ostens und gelangt auch auf den Schwarzmarkt", sagte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu am Dienstag, dessen Worte von RIA Nowosti wiedergegeben wurden.

Zuerst kam in der Presse Anfang Juni auf, dass im Darknet Inserate erschienen, die den Verkauf des Panzerabwehrraketensystems FGM-148 Javelin für 30.000 Dollar anboten. Nach den Informationen in der Anzeige befindet sich der Verkäufer der US-Militärhilfe in Kiew. Doch schon im April tauchte auf YouTube ein Video auf, das angeblich den Vorgang einer Geschäftsabwicklung zwischen einem AFU-Soldaten und Mitgliedern der DVR-Volksmiliz in der Nähe von Snegirjewka in der Region Nikolajew zeigt. Zu den Gütern gehörten ein gepanzerter Mannschaftstransportwagen für 15.000 US-Dollar, das sind 944.000 Rubel zum aktuellen Wechselkurs, sowie ein schwedisch-britisches NLAW-Panzerabwehrsystem für 100.000 Rubel.

Grundsätzlich weisen die Experten darauf hin, dass der Verkauf von Waffen durch die AFU-Soldaten im Donbass schon seit Langem stattfindet, wobei die ukrainischen Militärs verstünden, dass sie dann mit diesen Waffen beschossen werden. Ein derartiges Geschäft wird beim ukrainischen Militär seit 2014 betrieben, wobei verschiedene Waffentypen verkauft werden, so Alexei Leonkow, Redakteur der Zeitschrift Vaterländisches Arsenal, gegenüber der Zeitung Vzglyad. Es sei daher wahrscheinlich, dass die CAESAR-Systeme, die in recht großen Mengen in die Ukraine geliefert wurden, auch zum Verkauf angeboten wurden, so der Experte.

Insgesamt hat Paris eine Zusage für die Übergabe von 18 Artilleriesystemen des Typs CAESAR an Kiew gegeben, also ein Viertel seines Bestands an Haubitzen. Ende Juni bestätigte der russische Untersuchungsausschuss den Einsatz von CAESAR-Einheiten durch die ukrainischen Streitkräfte bei der Beschießung von Wasserwerken in Donezk. Vor etwa einer Woche erklärte Macron, dass Frankreich der ukrainischen Armee sechs weitere CAESAR-Panzerhaubitzen und eine beträchtliche Anzahl anderer gepanzerter Fahrzeuge übergeben werde. Eine Quelle des Telegram-Kanals "Rybar" kommentierte diese Meldung von Vzglyad mit der Darstellung, wie die französischen Haubitzen in die Hände des russischen Militärs gelangt sind und noch gelangen könnten.

"Verhandlungen über die Möglichkeit einer Anschaffung dieses oder jenes Modells ausländischer Ausrüstung laufen über die Spezialeinheiten", so die Quelle. Ihr zufolge ist die Kontrolle der vom Westen an die AFU gelieferten Waffen eher bedingt und "man kann höchstens darauf hoffen, dass ein relativ ängstlicher Kommandeur und ziemlich eifrige Vertreter des ukrainischen Geheimdienstes in die Quere kommen". Dabei sei die russische Seite nur an modernen Waffentypen interessiert, so die Quelle des Telegram-Kanals. Ihrer Meinung nach "einigt man sich darauf, einen massiven Artillerieangriff auf einen bestimmten, bereits leeren Platz zu organisieren, um die Aufmerksamkeit abzulenken, während parallel die eigentliche Verlegung der Ausrüstung stattfindet".

Der Militärexperte Leonkow bezweifelt die letztere Annahme – er glaubt nicht an das Schema, bei dem ein Artilleriebeschuss eines leeren Platzes durchgeführt wird, um dann den Feind für das Verschwinden der Haubitze verantwortlich zu machen. "Im Fall der CAESAR war es nicht so einfach, wie manche Blogger annehmen", unterstrich der Gesprächspartner. "In Wirklichkeit beinhaltete der Plan eine gute Portion List und war leise. Außerdem ist klar: Wenn ein Schema bekannt wird, dann wird es kein zweites Mal funktionieren.

Einer Sache bin ich mir sicher: Unsere Geheimdienste waren auf die eine oder andere Weise am Kauf der Haubitzen beteiligt", sagte Leonkow. "Egal, was in der westlichen Presse gesagt wird, wie, es gäbe in der Ukraine keine Verbündeten mehr, in Wirklichkeit gibt es auf der anderen Seite Menschen, die bereit sind, uns zu helfen, auch unter dem Risiko des eigenen Lebens."

Sowohl Interpol als auch die Kiewer Strafverfolgungsbehörden haben bestätigt, dass westliche Waffen aus den Arsenalen der Streitkräfte verschwunden sind. Anfang Juni zitierte die Defense Post die Meinung des derzeitigen Interpol-Generalsekretärs und deutschen Vertreters Jürgen Stock: "Selbst schweres Geschütz, welches das Militär benutzt, wird auf dem kriminellen Markt erhältlich sein."

Am Dienstag erklärte Wadim Melnyk, Direktor des ukrainischen Büros für wirtschaftliche Sicherheit (EBS), dass mindestens zehn Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Handel westlicher Waffen eingeleitet worden seien. "Armeegüter werden gegen Geld getauscht. Wir haben solche Tatbestände festgestellt", zitierte RBC den ukrainischen Gesetzeshüter. Laut Melnyk verzeichnet nicht nur der EBS, sondern auch andere ukrainische Strafverfolgungsbehörden vergleichbare Fakten.

"Ich weiß, dass wir die CAESARs besitzen. Und wie sie zu uns gekommen sind, das weiß ich nicht", sagte Konstantin Siwkow, ein Doktor der Militärwissenschaften. "Hätten es die Ukrainer verkaufen können? Durchaus möglich. Wenn solche Informationen im Umlauf sind, so sollte der Westen zehnmal darüber nachdenken, wem es die Waffen liefert."

"Für unsere Armee wäre es jetzt interessant, die amerikanischen HIMARS zu bekommen, ein leichtes Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem. Außerdem die Harpoon-Marschflugkörper zur Schiffsabwehr. Ich nehme an, dass in nächster Zeit auch sie in Besitz genommen werden. Alles andere haben wir. Selbstverständlich gibt es viele andere Arten von modernen Waffen, an denen wir theoretisch interessiert wären, doch die Amerikaner liefern sie einfach nicht an die Ukraine. Was die bekommen, sind in ihrer Funktion beschränkte Rüstungsgüter. "Nehmen wir als Beispiel die in Russland genannte 'Drei Äxte', die eigentliche M777, das ist eine moderne Haubitze des Jahres 2007, aber auch sie wird den Ukrainern in einem unvollständigen Bausatz übergeben", erklärte Siwkow.

"Es gibt viele andere moderne Waffen, an denen das Militär und die Konstrukteure unseres militärisch-industriellen Komplexes interessiert sein könnten", sagte Alexander Bartosch, Mitglied und Berichterstatter der Akademie der Militärwissenschaften.

"Von besonderem Interesse sind Systeme der Weltraumkommunikation für das Schlachtfeld, Wärmebildkameras, Bordausrüstung von Hubschraubern, Kampffahrzeugen und Panzern. Bei den HIMARS wäre es interessant zu sehen, wie das Lenk- und Kommunikationssystem funktioniert. Auch Proben von Treibstoff und Nutzlasten, die in diesen Raketen verwendet werden, könnten von Interesse sein. Doch die Hauptsache ist herauszufinden, ob sie durch einen Satelliten zum Ziel geführt wird oder nicht", erklärte Bartosch.

"Was die CAESARs betrifft, so vertraue ich den Berichten, dass sie als Trophäe im Kampf erbeutet wurden. Wohl aber ist bekannt, dass ukrainische Generäle verschiedene Arten von Waffen auf dem Schwarzmarkt verkaufen – allerdings nicht so sperrige wie die Haubitze", betonte Bartosch. "Lieferungen von Stinger-MANPADS sind beispielsweise bereits im Nahen Osten eingetroffen. Diese sind die gefährlichsten. Solche tragbaren Raketensysteme verbreiten sich weltweit und bedrohen damit auch zivile Flugzeuge, darunter übrigens auch diejenigen der Vereinigten Staaten und anderer westlicher Länder. Darin äußert sich die Verantwortungslosigkeit der Politik, die von den Amerikanern und der NATO in der Ukraine verfolgt wird."

Seinerseits erinnerte Leonkow daran, wie die Sowjets in Afghanistan einmal eine "Stinger" von den afghanischen Mudschaheddin erbeuteten. "Wir mussten analysieren und verstehen, wie der "Stinger" funktioniert, um unsere Flugzeuge und Hubschrauber zu schützen. Damals wurde von unserer Seite eine umfassende Spezialoperation durchgeführt, daran beteiligten sich Spezialeinheiten, und die Aufgabe wurde erfüllt", sagte er."

Quelle: RT DE

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