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Medienberichte: Pro-ukrainische Gruppe soll hinter Nord-Stream-Anschlägen stecken

Archivmeldung vom 08.03.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Ukraine USA Flagge (Symbolbild) Bild: Legion-media.ru / KAREN HOVSEPYAN
Ukraine USA Flagge (Symbolbild) Bild: Legion-media.ru / KAREN HOVSEPYAN

Medienberichten zufolge soll eine ukrainische Gruppe hinter den Anschlägen auf die Nord Stream-Pipelines stecken. Die "Enthüllungen" erscheinen zu einer Zeit, in der spekuliert wird, dass die westliche Unterstützung der Ukraine zu einem Ende kommen könnte. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Auch wenn oft über die Drahtzieher hinter den Nord Stream-Anschlägen spekuliert wurde, sind die Täter zumindest offiziell noch unklar. Zuletzt berichtete der US-Investigativjournalist Seymour Hersh, dass die USA und Norwegen hinter den Anschlägen stecken sollen, wofür er von transatlantisch geprägten Mainstream-Medien und "Faktencheckern" Kritik erntete.

Nun veröffentlichte die New York Times eine andere Version zu den Hintergründen des Anschlags: Der Zeitung zufolge soll es neue Erkenntnisse geben, die von US-Beamten geprüft werden und die darauf hindeuten, dass eine pro-ukrainische Gruppe den Angriff auf die Nord Stream-Pipelines im vergangenen Jahr verübt hat. Die US-Beamten behaupteten auch, dass es keine Beweise gebe, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij und seine Leute in den Anschlägen involviert gewesen sein soll.

Der Zeitung zufolge sehen die Beamten in der Ukraine und ihren Verbündeten das logischste mögliche Motiv für den Angriff auf die Pipelines. Sie lehnen das Projekt seit Jahren ab und sehen es als Bedrohung der nationalen Sicherheit, da Russland auf diese Weise leichter Gas nach Europa verkaufen kann.

Die US-Beamten erklärten auch, dass man bisher nicht viel über die Täter wissen. Nach Angaben des Geheimdienstes handelte es sich bei den Tätern des Anschlags um "Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin". Die Beamten lehnten es ab, die Art der Geheimdiensterkenntnisse, die Art und Weise, wie sie erlangt wurden, oder Einzelheiten über die Stärke der darin enthaltenen Beweise bekannt zu geben. Sie erklärten, dass es keine eindeutigen Schlussfolgerungen gebe, und ließen die Möglichkeit offen, dass die Operation inoffiziell von einer Stellvertretertruppe mit Verbindungen zur ukrainischen Regierung oder ihren Sicherheitsdiensten durchgeführt wurde. Unklar bleibt im Bericht der New York Times auch, wie die "ukrainische Gruppe" in der Lage gewesen sein soll, die Anschläge auszuführen.

Im Artikel der New York Times heißt es außerdem explizit, dass entsprechende Schlussfolgerungen "tiefgreifende Auswirkungen auf die Koalition zur Unterstützung der Ukraine haben könnten":

"Jeder Hinweis auf eine direkte oder indirekte ukrainische Beteiligung könnte die heikle Beziehung zwischen der Ukraine und Deutschland stören und die Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit, die 'im Namen der Solidarität hohe Energiepreise in Kauf genommen hat', schwächen."

Ende September fielen die beiden russischen Gasexportpipelines unter der Ostsee, Nord Stream und Nord Stream 2, infolge von Sabotage aus. Schweden, Dänemark und Deutschland ermitteln, sind aber noch zu keinem konkreten Ergebnis gekommen. Der Kreml bezeichnete den Notfall als einen Akt des internationalen Terrorismus.

Nach der Version des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten US-Investigativjournalisten Seymour Hersh wurde die Sabotage von den Vereinigten Staaten mit Hilfe von NATO-Verbündeten organisiert: US-Taucher verminten die Gasleitung während der Sommerübung Baltops und die Norweger zündeten die Sprengsätze drei Monate später. Laut Hersch wurde die Operation von US-Präsident Joe Biden nach mehr als neun Monaten geheimer Diskussionen mit dem nationalen Sicherheitsteam beschlossen. Der Grund, so der Journalist, sei Bidens Befürchtung gewesen, dass Deutschland, das über die Nord Stream-Pipeline Gas aus Russland bezieht, sich nicht mehr an der militärischen Unterstützung der Ukraine beteiligen wolle. Washington hat sämtliche Anschuldigungen zurückgewiesen.

Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung der New York Times wurde zudem am Dienstag ein gemeinsamer Bericht des ARD-Hauptstadtstudios, des ARD-Politikmagazins "Kontraste", des SWR und der Zeit zur Rekonstruktion der Pipeline-Anschläge veröffentlicht. Auch diesem Bericht zufolge sollen die vermeintlichen Spuren in Richtung Ukraine führen. Dem Artikel zufolge ist derzeit ebenfalls unklar, wer die Anschläge in Auftrag gegeben hat.

Nach Informationen der beteiligten Medien soll es den Ermittlern jedoch gelungen sein, das Boot zu identifizieren, das mutmaßlich für die Operation verwendet wurde. Es soll sich um eine Jacht handeln, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sei, die offenbar zwei Ukrainern gehört. Die Geheimoperation auf See soll den Ermittlungen zufolge von einem Team aus sechs Personen durchgeführt worden sein. Es soll sich um fünf Männer und eine Frau gehandelt haben.

Die Gruppe soll aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin bestanden haben. Diese sollen den Sprengstoff zu den Tatorten transportiert und dort platziert haben.  Die Nationalität der Täter sei jedoch noch unklar, da diese offenbar professionell gefälschte Reisepässe nutzten, die unter anderem für die Anmietung des Bootes eingesetzt worden sein sollen. Weiterhin heißt es im Bericht:

"Das Kommando soll den Ermittlungen zufolge am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen sein. Die Ausrüstung für die Geheimoperation sei vorher mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden, heißt es. Im weiteren Verlauf ist es den Ermittlern den Recherchen zufolge gelungen, das Boot am folgenden Tag erneut in Wieck (Darß) und später an der dänischen Insel Christiansø nordöstlich von Bornholm zu lokalisieren. Die Jacht sei dem Eigentümer im Anschluss in ungereinigtem Zustand zurückgegeben worden. Auf dem Tisch in der Kabine haben die Ermittler den Recherchen zufolge Spuren von Sprengstoff nachweisen können."

Nach Informationen der an der Recherche beteiligten Medien soll ein westlicher Geheimdienst bereits im Herbst, also kurz nach der Zerstörung, einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben, wonach ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich sei. Danach soll es weitere geheimdienstliche Hinweise gegeben haben, die darauf hindeuten, dass eine pro-ukrainische Gruppe verantwortlich sein könnte. Den Ermittlern sei es jedoch nicht gelungen, herauszufinden, wer die mutmaßliche Tätergruppe beauftragt habe. Der Bericht lässt auch die Option offen, dass es sich um eine "False Flag"-Operation handeln könnte und bewusst Spuren gelegt worden sind, die auf eine Täterschaft der Ukraine hindeuten. Die Ermittler hätten bisher jedoch keine Hinweise gefunden, die eine solche Aktion bekräftigen. Kiew hat sich bisher noch nicht zu den Berichten geäußert.

Die "Enthüllungen" der New York Times und der deutschen Leitmedien erfolgten nur wenige Tage nach dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Washington. Aufgrund der seltsamen Umstände der Reise, die kurzfristig angekündigt worden war und ohne die sonst übliche Begleitung in Form einer Wirtschaftsdelegation und ohne einen Tross von Journalisten erfolgte, spekulierte die New York Times, dass sich Scholz und US-Präsident Joe Biden über eine Neuausrichtung der Unterstützung der Ukraine berieten.

Auch wenn der Artikel spekulativ blieb, deutete sich an, dass der Wille zur Unterstützung der ukrainischen Regierung sowohl in Washington als auch in Berlin nicht mehr so unumstößlich ist, wie es noch vor einigen Wochen schien. Zudem mehren sich in Deutschland und der EU die Proteste gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.

Die Berichte über die mutmaßliche Täterschaft der Ukraine kommen außerdem zu einer Zeit, in der die ukrainischen Streitkräfte an zahlreichen Frontabschnitten schwere Verluste erleiden und beispielsweise in Artjomowsk vor der Einkesselung stehen. Sowohl der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij als auch der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Waleri Saluschny hatten einen Rückzug aus Artjomowsk bisher dennoch abgelehnt."

Quelle: RT DE

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