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Schlegel: "Die Erdgemeinschaft hat nur zusammen eine Chance!"

Archivmeldung vom 06.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
ESA-Astronaut Hans Schlegel. © NASA
ESA-Astronaut Hans Schlegel. © NASA

Die Erdgemeinschaft habe nur zusammen und unabhängig von Religion, Staatsgrenzen oder politischer Zugehörigkeit eine Chance, den Heimatplaneten "in einer guten Verfassung zu halten und solange wie möglich auf ihm ein gesundes Gleichgewicht herzustellen zwischen Nutzung und Ausnutzung der Ressourcen".

Das sagte Hans Schlegel (56), deutscher Astronaut der European Space Agency (ESA), in einem Interview mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Umweltbewusstsein dürfe nicht an den Grenzen Deutschlands oder Europas aufhören, forderte er. "Von oben gibt es keine Grenzen!" Aus der Perspektive der niedrigen Erdumlaufbahn erkenne man eines ganz genau: "Die Erde in ihrer Verletzlichkeit, sehr diffizil, sehr filigran." Für Schlegel sei Umweltschutz "ein ganz wichtiges Thema". Deshalb nehme er auch den "Graslöwen", den DBU-Umweltbotschafter für Kinder, als Maskottchen mit auf seine Mission. Morgen startet der ESA-Astronaut zur Internationalen Raumstation ISS.

"Was ich dem Graslöwen - und dafür stellvertretend allen Kindern der Erde - zeigen kann, ist zu erkennen, dass die Bemühungen, die wir Menschen in Deutschland unternehmen, ein richtiger Anfang sind, um umweltverträglich zu leben!" Das allein aber reiche nicht. "Für uns muss es wichtig sein, dass alle Menschen auf der Erde die Chance begreifen, die Umwelt schonend zu behandeln!"

Für ihn sei die Erde nichts weiter als ein großes Mutterraumschiff mit einer endlichen Atmosphäre, mit endlichen Ausmaßen, so Schlegel. Wir müssten auf ihr wie in einer Raumstation mit Strom, Luft oder Verunreinigung sehr sorgsam umgehen. "Wir müssen jeden Abfall, den wir erzeugen, sehr gut wiederverwerten und uns darum sorgen, wie wir ihn verstauen. All das im Kleinen ist sofort im Großen auf die Erde zu übertragen. Wir haben endliche Ressourcen! Wir können es uns nicht leisten, sie zu verschwenden!"

Nur wenn die Primärbedürfnisse der Menschen in der ganzen Welt gedeckt seien, so Schlegel, wäre es möglich, dass Menschen überall verantwortungsbewusst mit der Erde und den Ressourcen umgingen. Schlegel: "Wir in Deutschland müssen alles tun, um weniger entwickelten Ländern dabei zu helfen!"

"Wir leben auf einem Planeten. Wir müssen global denken und unsere Mitmenschen anregen, genauso global zu denken", so Schlegel. Ganz wichtig sei es, Länder, die andere politische oder wirtschaftliche Interessen hätten, davon zu überzeugen, dass alles nationale, egoistische Denken in eine Sackgasse münde.

Vor fast 15 Jahren war Schlegel selbst zum letzten Mal im All - in der Zwischenzeit hat er vielen Missionen vom Boden aus geholfen zu fliegen. Wird sich die Erde in dieser kurzen Zeit verändert haben? Schlegel: "Ich denke, dass die Waldgebiete am Amazonas, die Waldgebiete auf Madagaskar deutlich kleiner geworden sind."

Die Menschen gingen in den Weltraum, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen, erklärte der Astronaut. "Um den Einfluss der Schwerkraft auf die Naturgesetze besser zu verstehen und um dies in Materialwissenschaften, Biologie oder Humanmedizin anzuwenden." Er hoffe, dass das Wissen und Verständnis, das Astronauten mit zurück zur Erde brächten, ausschließlich dazu genutzt werde, die Natur im positiven Sinne zu beeinflussen.

Außerdem sei es von Nöten, dass die Menschen über ihren Gartenzaun - über die Erde - hinaus schauten, um zu sehen, wie Leben in der Schwerelosigkeit möglich sei: "Können wir Leben transportieren von einem Planeten zum anderen? Von einem Sonnensystem zum anderen? Was sind die Grundlagen dafür, um später einmal eine Station, eine Zivilisation auf dem Mars aufzubauen?" Schlegel ist sich sicher: "Das wird kommen, und wir werden es brauchen!"

Quelle: DBU

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