EU-Kommissionspräsident Juncker warnt Briten vor Illusionen über Brexit
Archivmeldung vom 08.05.2017
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Freigeschaltet durch André OttEU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die Briten vor Illusionen über den Brexit gewarnt. "Wir würden das Vereinigte Königreich gern eng an unserer Seite wissen", sagte der oberste europäische Beamte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). "An unserem Willen mangelt es nicht. Die Voraussetzung für eine Teilnahme am Binnenmarkt ergibt sich ganz klar aus dem Konzept desselben. Ebenso wie ein Auto vier Räder braucht, bedarf auch der Binnenmarkt der vier Freiheiten.
Er funktioniert nur, wenn sich Waren, Dienstleistungen, Kapital und natürlich Menschen frei bewegen können. Wer also die Vorteile genießen will, muss das ganze Menü bestellen. Einige Briten geben sich einer Illusion hin, wenn sie glauben, dass sie nur die Sahnehäubchen bekommen", ergänzte Juncker.
Der Präsident der EU-Kommission lobte die Einigkeit der Europäer beim jüngsten EU-Gipfel. "Die politischen Leitlinien für die Verhandlungen mit Großbritannien wurden beim Gipfel in nur vier Minuten angenommen. Das ist symbolisch für die beispiellose Einigkeit, die im Raum herrschte unter den 27 Staats- und Regierungschefs, die allesamt ihr Vertrauen in die Europäische Kommission und in Michel Barnier als unseren Chefunterhändler ausgesprochen haben", sagte Juncker.
In Bezug auf die Austrittsverhandlungen sagte der frühere Luxemburger Premierminister: "Wir werden kühlen Kopf bewahren - wie ein professioneller Scheidungsanwalt. Dabei werden wir immer auch das Wohl der Bürger, die vom Brexit direkt in ihren Biografien und Lebensentscheidungen betroffen sind, an vorderste Stelle setzen. Es geht bei dieser Scheidung nicht nur um Verträge und Paragrafen, sondern in erster Linie um das Leben von Menschen."
Mehr als vier Millionen, so Juncker, hätten berufliche und familiäre Brücken von und nach Großbritannien geschlagen. "Meine Kommission und das Europaparlament verstehen sich als deren Fürsprecher. Menschen dürfen niemals zur Verhandlungsmasse oder gar zum Faustpfand in Verhandlungen werden. Deshalb werden wir die Verhandlungen mit Großbritannien so führen, dass wir die menschlichen, wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten des Brexit so weit wie möglich lindern." Juncker: "Unser Ziel ist eine geordnete Trennung."
Quelle: Rheinische Post (ots)