Außenpolitiker warnen vor Beteiligung Chinas an Ukraine-Wiederaufbau
Außen- und Verteidigungspolitiker von Union und FDP warnen vor einer Beteiligung Chinas Wiederaufbau der Ukraine. "China darf beim Wiederaufbau der Ukraine definitiv keine Rolle spielen", sagte die Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung im Europäischen Parlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), dem "Tagesspiegel".
"Im Gegenteil, es wird Zeit, dass der Ausverkauf europäischer
Infrastruktur ein Ende hat", sagte Strack-Zimmermann. Deshalb sei eine
größere Unabhängigkeit vom chinesischen Markt so wichtig.
"Ohne
Chinas Unterstützung hätte Putin nicht nur nicht gewagt, die Ukraine
anzugreifen, er bekommt auch militärische Komponenten aus chinesischer
Produktion geliefert", sagte die FDP-Politikerin. China sei bei allen
wirtschaftlichen Verbindungen mit Europa ein Systemrivale und beobachte
genau, ob Europa nur die "Ode an die Freude" singe oder militärisch dazu
bereit sei und den politischen Willen besitze, Freiheit, Demokratie und
Menschenrechte zu verteidigen, sagte Strack-Zimmermann.
"Europa
sollte verhindern, dass China beim Wiederaufbau der Ukraine eine Rolle
spielt, denn China würde Abhängigkeiten schaffen und konsequent
Einflussnahme betreiben, wie es das in allen Staaten tut", sagte
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter dem "Tagesspiegel". China habe
"ein sehr klares Interesse, in der Ukraine Einfluss zu erlangen, wegen
der vorhandenen Ressourcen, aber auch der ukrainischen Fähigkeiten im
Bereich von IT und moderner Kriegführung".
Kiesewetter verwies
auf Chinas Mitgliedschaft in der Autokraten-Allianz CRINK mit Russland,
Iran und Nordkorea. "Europa sollte verhindern, dass China als Teil der
CRINK-Koalition beim Wiederaufbau der Ukraine eine Rolle spielt, denn
China würde Abhängigkeiten schaffen und konsequent Einflussnahme
betreiben, wie es das in allen Staaten tut", sagte Kiesewetter. Da dürfe
man sich "keine Illusionen machen".
Der Vorsitzende des
Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), zeigte sich
hingegen offen für eine Beteiligung Chinas am Wiederaufbau der Ukraine.
"Mit seiner Erfahrung im Infrastrukturausbau könnte China einen
wichtigen Beitrag leisten - allerdings ohne die Ukraine in Schulden oder
Abhängigkeiten zu drängen, wie es in der Vergangenheit in anderen
Ländern häufig der Fall war", sagte Roth. Die Ukraine entscheide selbst,
welche Rolle China beim Wiederaufbau spielen solle.
Die AfD
sprach sich für eine Beteiligung Chinas am Wiederaufbau der Ukraine aus.
"Wenn China einen guten Job macht, können sie natürlich vom
Wiederaufbau der Ukraine profitieren, so wie die US-Amerikaner es
ebenfalls anstreben", sagte AfD-Fraktionsvize Stefan Keuter. Ihm gehe es
"hier nicht um Verhinderung anderer Akteure".
Gregor Gysi,
außenpolitischer Sprecher der Linken-Gruppe im Bundestag, sagte,
selbstverständlich entschieden die Ukrainer, wer ihnen wie beim
Wiederaufbau helfen dürfe. "Sie werden nicht wählerisch sein", sagte
Gysi: "Die anderen Länder entscheiden, ob und in welchem Umfang sie der
Bitte um Hilfe entsprechen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur