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Syrien wehrt sich gegen die westliche Invasion

Archivmeldung vom 30.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Syrien: Zerstörter Straßenzug
Syrien: Zerstörter Straßenzug

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Unter welchen Bedingungen der Krieg in Syrien in einem Monat zu Ende sein könne, hörte STIMME RUSSLANDS von Thierry Meyssan, einem in Syrien lebenden Schriftsteller und Journalisten, Regierungsmitglied Libyens aus der Zeit der letzten Tage der Dschamahirija.

Im Westen wird dieser syrische Konflikt furchtbar personifiziert. Frankreichs Außenminister sagt nicht mehr "Präsident von Syrien" oder "Baschar al-Assad". Er nennt das Oberhaupt des unabhängigen Landes einfach Baschar. Vielleicht sollten auch wir dann nicht "François Hollande", sondern einfach "François" sagen? Syriens Regierung wehrt sich aktiv gegen den Zustrom ausländischer "Wahabs". Im Laufe von zwei Jahren haben sie es geschafft, ihre Zahl auf Syriens Territorium auf 200.000 – 250.000 Personen zu bringen. Man vergleiche die zahlenmäßige Stärke dieses Kontingents mit der einheimischen Bevölkerungszahl. Heute machen sie rund ein Prozent aus, was, beispielsweise an Frankreich gemessen, die Einreise von 650.000 ausländischen ausgebildeten und kampferprobten Soldaten bedeutet, deren Ziel die Vernichtung des Landes ist! Niemand könnte dem standhalten. Aber Syrien ist ein starker Staat, und es leistet weiter Widerstand. In dieser Region gibt es sehr wenig starke Staaten. Daher auch die Versuche, Syrien zu vernichten.

Ein unbedeutender Teil der syrischen Armee ist bei der "Antiterror"-Operation eingesetzt. Alles in allem nicht über 25 Prozent der Gesamtstärke der Streitkräfte. Drei viertel der Militärs bewachen nach wie vor den äußeren Ring des Areals, versuchen also, die Grenze gegen die Nato und gegen Israel zu halten. Wird der Zustrom ausländischer Militärs und Waffen nach Syrien unterbrochen, so wird der Krieg in einem Monat zu Ende sein. Wenn nicht, kann er noch jahrezehntelang dauern.

Die Syrer haben nichts gegen ihre Regierung. Ich will nicht sagen, dass die gesamte Bevölkerung ihre Führung liebe, Unzufriedene gibt es schließlich in jedem Land. Jetzt aber sind sie, unabhängig davon, was die Menschen über Baschar Assad denken, davon überzeugt, dass sie ihr Land gegen eine ausländische Intervention schützen. Und Verräter hat es schon immer in jedem Land der Welt gegeben.

Was die Armee betrifft, so setzt sie sich aus einheimischen jungen Leuten zusammen, die für ihr Land kämpfen. Anfangs erzählte man uns von Fällen einer massierten Fahnenflucht. Ich möchte jedoch noch einmal betonen, dass diese Fälle nicht über fünf Prozent ausmachten. Die genannten jungen Leute haben ihre Seite gewählt. Und gegenwärtig gibt es keine Fahnenflucht mehr! Das Volk hat sich mobilisiert, um das eigene Land zu verteidigen!

Vor der Einreise in Syrien lebte ich in Libyen, in den letzten fünf Wochen des Bestehens der Dschamahirjia war ich Regierungsmitglied. Deshalb bin ich mit dieser Frage natürlich gut bekannt. Libyen war ein rein nomineller Staat. Das war der Wille von Muammar Gaddafi, den er in seinem "Grünbuch" klar darlegte. Dieses Werk war vom Erbe der französischen Sozialisten des 19. Jahrhunderts und anderen diversen Denkrichtungen inspiriert. In Wirklichkeit ist eine solche nominelle Regierung vielleicht für Friedenszeiten gut, aber für den Kampf gegen den Imperialismus absolut nicht.

Außerdem verhandelte Gaddafi direkt während des Kriegs mit verschiedenen Vertretern des Lagers der Aggressoren. Wir wussten gut, dass er sich mit Vertretern der USA, Frankreichs und Israels traf. Deshalb eben war Russland völlig außerstande, ihm zu helfen. Die Russische Föderation legte den Grundstein zum Widerstand gegen Gewalt im UN-Sicherheitsrat, vermochte es jedoch nicht, einem Verbündeten, der kein Vertrauen erweckte, wesentliche Unterstützung zu erweisen. Was unglücklicherweise den Untergang Libyens als Staat erklärt.

Muammar Gaddafi war ein großer Mann, der gegen den Kolonialismus kämpfte, aber er betrieb eine verworrene Politik, die ihn denn auch zum Verlust aller ernst zu nehmenden Bündnisse führte.

Wenn von Baschar Assad die Rede ist, so erkläre ich, dass wir es hier mit einem Führer von einem absolut anderen Typ zu tun haben. Er ist äußerst rational, zeichnet sich durch seine bemerkenswerte Kaltblütigkeit aus und ist in seinen Handlungen sehr konsequent. Vielleicht fehlt es ihm ein wenig an Intuition, doch in jedem Fall besitzt er jene Eigenschaften, die sich für die gegebene Situation bestens eignen. Das ist ein rechter Mann am rechten Ort! Er ist ein demokratischer Revolutionsführer, was dem widerspricht, was von ihm beharrlich erzählt wird. Hugo Chavez z. B. sagte, dass sein politisches Ideal zwar Fidel bleibe, aber dem Typ des Verhaltens nach und als Fortsetzer der Sache von Castro stehe ihm Baschar Assad am nächsten.

Er erbte eine Diktatur und gestaltete sie Schritt für Schritt binnen eines ganzen Jahrzehnts um. Er gab den Menschen Bildung sowie Geldmittel für den Übergang zu einem demokratischen Regierungssystem. Und jedesmal, wenn er einen Schritt vorwärts tat, wurde er bedroht. Man wollte ihn an der Umgestaltung seines Landes hindern. Aber trotz des Krieges führt Baschar Assad nach wie vor Verfassungsreformen fort.

Demnach treibt der Westen eine Politik weiter, die sich in ihrem Wesen vom "Drang nach Osten" aus der Zeit des Hitlerismus wenig unterscheidet. Es ist interessant, zu sehen, was geschieht, wenn Baschar Assad mit dem Krieg fertig wird. Mag er auch ein Diktator sein, wie Stalin ein Diktator war, um aber das massierte Anrücken der entwickelten Industrieländer zu stoppen, ist wahrscheinlich gerade ein solcher charismatische Diktator, den die satten und zufriedenen Herren in Washington und Paris verächtlich einen "Fanatiker" schimpfen, notwendig.

Quelle: Text Alexander Artamonow - „Stimme Russlands"

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