Panama Papers: Kreml wirft dem Westen „Putin-Phobie“ vor
Archivmeldung vom 04.04.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie jüngsten Medienberichte, in denen der russische Präsident Wladimir Putin bzw. dessen Umfeld negativ dargestellt werden, lassen sich auf „einen hohen Grad an Putin-Phobie“ zurückführen, behauptet sein Sprecher Dmitri Peskow. Dies berichtet das russische online Magazin "Sputnik".
Weiter heißt es auf deren deutschen Webseite: "„Solche Informationseinwürfe sind unter anderem für das äußere Publikum bestimmt. Es ist offensichtlich, dass dort der Grad der Putin-Phobie dermaßen hoch geworden ist, dass es dort so gut wie a priori unzulässig ist, über Russland, über seine Erfolge und seine Handlungen etwas Gutes zu sagen“, betonte Peskow. „Dafür muss man aber viele schlechte Dinge über Russland erzählen. Und wenn es nichts zu sagen gibt, dann muss etwas versteckt werden.“
Obwohl die jüngst veröffentlichte Ermittlung im Allgemeinen diversen Korruptionsschemata gewidmet sei, an denen Spitzenpolitiker aus anderen Ländern beteiligt gewesen seien, „ist für uns die Tatsache offensichtlich, dass das Hauptziel solcher Einwürfe unser Präsident war“, vor allem im Kontext der baldigen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen, so Putins Sprecher.
Im Kreml sei man über die Behauptungen, Putins Umfeld wäre korrupt, enttäuscht, ergänzte er. „Die Informationsangriffe gegen unseren Präsidenten gehen weiter. Wir hatten darauf gewartet und sie angekündigt. Diese Einwürfe gehen weiter. Ehrlich gesagt, hatten wir qualifiziertere Ergebnisse der Arbeit dieser Journalistengemeinschaft erwartet.“
Im Grunde sei „nicht besonders viel veröffentlicht worden. Da kann ich eher meine Enttäuschung äußern. In vielerlei Hinsicht sind die Traditionen hochqualifizierter journalistischer Recherchen inzwischen Vergangenheit“, so Peskow weiter.
Putin habe sehr viele Freunde in Russland und in der Welt, darunter den Freund, der in der jüngsten ‚Recherche‘ erwähnt worden sei. „Roldugin und viele andere Personen aus ganz verschiedenen Bereichen sind und bleiben Putins Freunde“, betonte er.
Die jüngsten negativen Berichte haben das Ziel gehabt, die Öffentlichkeit von den Erfolgen Russlands in Syrien abzulenken. „Wenn man beispielsweise die Situation um Palmyra bedenkt, wo die strategische Wende der Situation unter Mitwirkung Russlands möglich geworden ist, so war das ein offenbarer Erfolg.“ Im Westen sei aber darüber kaum berichtet worden: Man habe versucht, diesen Erfolg zu verschweigen. „Natürlich musste diese potenziell positive ‚Informationsladung‘ zunichte gemacht werden.“
Im Kreml sehe man allerdings vorerst keinen Anlass, gegen solche „Informationsangriffe“ gegen Putin gerichtlich vorzugehen. „Denn das sind alles nur diverse Spekulationen um den Präsidenten, die wir hier und dort sehen“, so Peskow.
Dabei sei gerade Putin das Hauptziel dieses „Informationsangriffs“ gewesen, obwohl gleichzeitig auch von anderen internationalen Politikern die Rede gewesen sei. „Ich verstehe, dass dort auch die Namen anderer Staats- und Regierungsoberhäupter, Sportler usw. erwähnt wurden. Es ist allerdings offensichtlich, dass dieser Angriff vor allem gegen unser Land und gegen Präsident Putin persönlich gerichtet war“, stellte sein Sprecher fest.
Die Autoren der jüngst veröffentlichten Ermittlung über Putins Umfeld spiegeln falsche Tatsachen vor, betonte er weiter. Aber diese antirussischen Berichte werden die Stabilität in Russland nicht beeinträchtigen.
Peskow zufolge ist „die Arbeit in dieser Hinsicht kaum effizient, und es ist unwahrscheinlich, dass sie negative Auswirkungen haben wird – vor allem wegen der mangelhaften Qualifikation der Ermittler.“
„Was die Hauptmasse der Informationen angeht, so haben sie mit uns nichts zu tun. Das hat mit unserem Präsidenten nichts zu tun. Was spekulativ aus dem Finger gesogen und unserem Präsidenten angeheftet wird, das halten wir für keine Grundlage. Und was die Absicht gewisser Behörden angeht, dies oder das zu überprüfen, dann kann ich nicht für diese Behörden sprechen“, so Peskow. „Irgendwelche qualifizierten Informationen bezüglich unseres Präsidenten gibt es nicht. Das sind nur allgemeine Überlegungen, Insinuationen und Spekulationen, auf die wir gar nicht reagieren müssen.“
Kreml enttäuscht über Qualität des Journalismus
Der Kreml zeigt sich enttäuscht über die jüngsten Steuerenthüllungen aus der Steueroase Panama. Laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lässt die Qualität der journalistischen Recherchearbeit im Fall „Panama Papers“ viel zu wünschen übrig.
Die Daten aus den „Panama Papers“, laut denen Politiker und Prominente in Steueroasen mithilfe von Briefkastenfirmen Finanzgeschäfte betreiben, sind unter anderem von dem Internationalen Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) ausgewertet worden.
„Freilich hatten wir von diesem journalistischen Netzwerk mehr Qualität erwartet“, sagte Peskow am Montag. Er erinnerte daran, dass der Kreml bereits vor einer Woche davor gewarnt habe, dass das ICIJ eine mediale Desinformationsattacke gegen Präsident Wladimir Putin und dessen Familie vorbereite.
Die nun veröffentlichten „Enthüllungen“ enthalten „nicht so viel Neues, so dass ich nur meine Enttäuschung äußern kann“, sagte der Kreml-Sprecher. Im Fall ICIJ „gehört die Tradition des investigativen Qualitätsjournalismus der Vergangenheit an“.
Obwohl Putin in den veröffentlichten Informationen nicht direkt beschuldigt werde, „ist für uns offensichtlich, dass unser Präsident das Ziel dieser Desinformationen ist, insbesondere mit Blick auf die anstehenden Parlamentswahlen und die Präsidentenwahlen in zwei Jahren“, so Peskow.
Wie Medien mit Enthüllungsstories zur Selbstparodie werden
Die sogenannten „Panama Papers" wirbeln durch die Medien: Nach der Enthüllung von Geheimdokumenten behaupten Journalisten, dreckige Geschäfte führender Politiker beweisen zu können, besonders im Umkreis des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Doch statt Beweisen gibt es nur Spekulationen, wie die Seite Off Guardian berichtet.
Investigativ-Reporter von mehr als 110 Medien aus über 80 Ländern, koordiniert von der Süddeutschen Zeitung, rühmen sich mit einer angeblichen Sensation: Das Datenleck über 215.000 Briefkastenfirmen, die die panamaische Anwaltskanzlei Mossack Fonseca gegründet haben soll, soll über führende Politiker und Prominente dunkle Flecken ans Licht bringen: Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Geheimfinanzen.
Vor allem taucht im Zusammenhang mit den Panama Papers immer wieder der Name des russischen Präsidenten in den Medien auf. Bei zahlreichen Berichten wird davon gesprochen, dass Putin angeblich direkt an dem Finanzschema beteiligt sei. Komisch nur, dass sein Name nirgendwo in den enthüllten Dokumenten erscheint, im Gegensatz zu beispielsweise dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, dem König von Saudi-Arabien oder dem Vater von David Cameron, wie das Portal erläutert.
Als Beispiele werden Artikel von Luke Harding für die Zeitung The Guardian angeführt. Der Mann sei „eine Bastion des ethischen Journalismus und überhaupt nicht paranoid". Dennoch habe Harding zwei Artikel veröffentlicht, insgesamt etwa 5.000 Wörter, in denen er das Wort "Putin" fast genauso oft benutzt wie den Konjunktiv. Dabei erwähne der Journalist in keinem seiner zwei Artikel die Namen der zwölf aktuellen und ehemaligen Staats- und Regierungschefs, deren Namen tatsächlich in den Dokumenten zu entdecken sind, so Off Guardian. Stattdessen konzentriere sich Harding auf einen Cellisten, der Putins Freund sein soll, oder auf die Hochzeit von Putins Tochter.
„Unter anderem gibt es dort (in dem The Guardian-Beitrag – Anm. d. Red.) eine ganze Menge von Diagrammen mit großen Pfeilen, die auf Bilder von… Wladimir Putin zeigen. Das war´s dann anscheinend mit den Beweisen", geht aus dem Artikel hervor.
Die einzig wichtige und richtige Phrase in Hardings Artikel sei, dass „der Name des Präsidenten (Putin) in keinem einzigen Dokument erscheint", so Off Guardian. Damit mache sich die Zeitung selbst lächerlich und verkomme zur Selbstparodie, "indem ein großes Foto, eine irreführende Überschrift und 5.000 Worte (welche Harding vermutlich von jemandem kopiert hatte)" von einer zarten Verbindung zu dem russischen Präsidenten zeugen sollen.
Inzwischen sagte ein Vertreter der Kanzlei Mossack Fonseca, dass die Veröffentlichung ihrer Dokumente in den Medien „ein Verbrechen" und „ein Angriff" auf Panama sei. „Das ist ein Verbrechen, eine Straftat", sagte einer der Firmengründer, Ramon Fonseca, gegenüber der Agentur AFP. Dabei betonte er, dass dies ein Angriff auf Panama sei, weil einige Länder unzufrieden über den Erfolg des Unternehmens seien."
Quelle: Sputnik (Deutschland)