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Krisenökonom Otte sieht in S&P-Warnung "Währungskrieg" gegen Europa

Archivmeldung vom 06.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de
Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Der renommierte Krisenökonom Max Otte hat mit scharfer Kritik auf die Warnung der Ratingagentur Standard & Poor´s reagiert, die Bonität von 15 Euro-Staaten herabzustufen. "Der Währungskrieg geht weiter", sagte der Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms "Handelsblatt-Online".

Nachdem Standard & Poor´s die Kreditwürdigkeit der USA im Rahmen des "entwürdigenden Spektakels" zwischen Republikanern und Demokraten um die Anhebung der amerikanischen Schuldengrenze im US-Kongress auf AA+ gesenkt hatte, habe drei Wochen später der Chef gehen müssen. "Nun scheint Standard & Poor´s in vorauseilendem Gehorsam umso stärker gegen Euro-Staaten vorzugehen", sagte Otte. Es sei aber "absurd", dass die USA mit 10,8 Prozent laufendem Haushaltsdefizit und 15 Prozent Arbeitslosigkeit als größter Schuldner der Welt bei anderen Ratingagenturen weiter mit AAA bewertet würden und etlichen soliden europäischen Ländern die Herabstufung angedroht werde, kritisierte der Bestsellerautor und Fondsmanager. "Das Ganze ist politisch motiviert. Es findet ein Wettlauf um den Weltwährungsstatus statt."

Die USA benötigten den Dollar als Weltreservewährung, um über die Ausgabe weiterer Dollars ihr Außenhandelsdefizit zu finanzieren, erläuterte Otte. Der Euro habe aber in den letzten zehn Jahren von 17 auf 27 Prozent der Weltreserven zugelegt. "Durch aktive Schwächung des Euro könnten die USA ihren Weltreservestatus erhalten", ist sich Otte sicher.

Massive Kritik der Union an Standard and Poor`s

Die Wirtschaftspolitiker der Union haben massive Kritik an der US-Ratingagentur Standard and Poor`s geübt. "Hier wird Politik gemacht, um von englischen und amerikanischen Problemen abzulenken", sagte der Chef des Parlamentskreises Mittelstand in der CDU/CSU-Fraktion, Michael Fuchs, der "Rheinischen Post". Die Agentur hatte am Dienstag die Herabstufung der deutschen Bonitätsnote angedroht. "Die Kreditwürdigkeit Deutschlands wird weltweit als extrem hoch eingeschätzt", sagte Fuchs. Erst am Dienstag seien Bundesanleihen mit extrem niedriger Rendite dreifach überzeichnet gewesen. Deutschlands Defizitquote werde zudem 2011 voraussichtlich "unter einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts" liegen. "Standard and Poor`s soll sich mal mehr Großbritannien und die USA anschauen, wo die Defizitquoten bei acht Prozent und mehr liegen", sagte Fuchs.

S&P-Warnung: Merkel verweist auf Reformpläne

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf die jüngste Warnung der Ratingagentur Standard & Poor`s gelassen reagiert und statt dessen auf die Reformpläne verwiesen. "Was eine Ratingagentur macht, das ist in der Verantwortung der Ratingagentur", sagte Merkel in einer Pressekonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai am Dienstag in Berlin. "Wir werden am Donnerstag und Freitag die Entscheidungen treffen, die wir für die Euro-Zone für wichtig und unabdingbar halten und damit einen Beitrag zur Stabilisierung der Euro-Zone leisten", sagte Merkel mit Blick auf den EU-Gipfel.

Am Mittwoch wollen Deutschland und Frankreich ihre Vorschläge in einem Brief an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy übermitteln. In Brüssel wolle man dann klären, in welchem Rahmen Verträge geändert und die Spielregeln zur besseren Haushaltskontrolle verschärft werden sollen. Auch Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat die drohende Herabstufung der Kreditwürdigkeit als «unfaire» und «komplett exzessive» Entscheidung scharf kritisiert. Im Deutschlandfunk sagte Juncker, die Ankündigung der Ratingagentur wirke angesichts der Spar-Bemühungen in der Euro-Zone wie ein Keulenschlag.

Standard & Poor`s hatte am Montagabend trotz der Reformpläne die Kreditwürdigkeit der Euro-Staaten auf "negativ" gesenkt.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle attackiert S&P

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat gegen die US-Ratingagentur Standard & Poor´s schwere Vorwürfe erhoben. "Ich bin kein Freund von Verschwörungstheorien. Aber manchmal fällt es schwer, den Eindruck zu widerlegen, dass einige amerikanische Ratingagenturen und Fondsmanager gegen die Euro-Zone arbeiten", sagte Brüderle dem "Handelsblatt". Tägliche Spekulationen über Herabstufungen von Euro-Ländern brächten Bewegung in die Märkte. "Damit verdienen manche sehr viel Geld. Umso wichtiger ist, dass die Euro-Zone stark bleibt und wir europäische Ratingstrukturen aufbauen", sagte Brüderle.

Ratingwarnung alarmiert die deutsche Politik

Der Vize-Vorsitzende der Unions-Fraktion im Bundestag, Michael Meister (CDU), hat angesichts der drohenden Herabstufung von 15 Ländern der Eurozone durch die US-Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) Konsequenzen gefordert. "Die Europäische Kommission sollte endlich das Monopol der Rating-Agenturen aufbrechen. Ich habe das schon mehrfach gefordert", sagte Meister "Handelsblatt-Online". Mit Blick auf den EU-Gipfel zur Rettung des Euro Ende der Woche fügte der CDU-Politiker hinzu: "Der Europäische Rat wird am Wochenende seine Handlungsfähigkeit beweisen." Sofern die der Ergebnisse umgesetzt würden, "sehe ich keine Gefahr für das deutsche Rating", sagte Meister.

Auch FDP-Fraktionsvize Volker Wissing sieht aktuell nicht die Gefahr der Herabstufung der Kreditwürdigkeit Deutschlands. Dennoch zeige die S&P-Drohung "wie wichtig es ist, dass auf die Euro-Krise gemeinsam eine umfassende Antwort gegeben wird", sagte Wissing "Handelsblatt-Online". "Die Entscheidung von Standard & Poors zeigt deutlich, dass die Eurokrise auch vor Deutschland nicht halt macht", betonte der FDP-Politiker. "Das könnte zu einer Versachlichung der Diskussion über die Euro-Stabilisierung beitragen."

Die Grünen machten die Bundesregierung für die S&P-Drohung verantwortlich. "Die Bundesregierung sollte endlich wahrnehmen, dass ihr Versuch, mithilfe der Finanzmärkte die anderen Staaten in Europa zu disziplinieren, Deutschland schadet und unsere Bonität gefährdet", sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion,

Gerhard Schick, "Handelsblatt-Online". Der negative Ausblick der Ratingagentur Standard & Poor`s habe das noch einmal deutlich gemacht. "Jetzt sollte die Bundesregierung den Vorschlag des Sachverständigenrats aufgreifen und einen Schuldentilgungspakt auf den Weg bringen, der sich über europäische Anleihen finanziert", forderte Schick. "So können die Staaten in Europa die Finanzmärkte und ihre zu hohen Schuldenstände in den Griff bekommen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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