Libanesische Front in Syrien-Krieg
Archivmeldung vom 27.05.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAndrei Fedjaschin berichtet bei bei Radio "Stimme Russlands", dass der Libanon tatsächlich zu einer neuen Front im syrischen Bürgerkrieg geworden ist. Am Samstag, dem 25. Mai, sagte der Anführer der libanesischen Schiiten-Gruppierung Hisbollah, Scheich Hassan Nasrallah, den al-Qaida-Söldnern in Syrien einen unversöhnlichen Krieg an, wobei er erklärte, dass einige Hisbollah-Soldaten schon dabei seien, auf der Seite von Baschar Assad gegen Islamisten zu kämpfen.
Weiter heißt es in dem Beitrag bei "Radio Stimme Russlands": "Am Folgetag, dem 26. Mai, schlugen in einem südlichen Vorort von Beirut, der Hochburg der Hisbollah, zwei Raketen ein. Der syrische Konflikt weitet sich auf den Libanon gerade zu dem Zeitpunkt aus, wo man gerade mit Müh und Not eine neue Konferenz zu Syrien vorbereitet.
Die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) drohte mit neuen Anschlägen auf Beirut und Tripoli, die zweitgrößte Metropole des Libanon, als Reaktion auf die Einmischung der schiitischen Hisbollah in den syrischen Konflikt.
Russische Experten sind der Meinung, dass die „libanesische Front“ des Krieges in Syrien sowieso über kurz oder lang eröffnet worden wäre. Die Verwicklung des Libanon in den syrischen Bürgerkrieg sei vorausbestimmt gewesen, wobei sich der Libanon in der Tat schon lange daran beteilige, erklärt Jewgeni Satanowski, Vorsitzender des russischen Nahost-Instituts:
„Der Libanon kann nicht umhin, einer militärischen Konfrontation in Syrien fernzubleiben. Das ist historisch bedingt. Wir wissen, dass sich Syrien in jeden einzelnen militärischen Konflikt im Libanon hat hineinziehen lassen. Auch der Libanon wird nun im syrischen Bürgerkrieg seine Hand im Spiel haben. Die Hisbollah ist ein schiitischer Kampfverband. Im Rahmen der Religionskriege ist der Widerstand gegen al-Qaida in Syrien für sie eine Üblichkeit.“
Die syrische Opposition und al-Qaida bestünden überwiegend aus Sunniten, so Jewgeni Satanowski. Die schiitisch geprägte Hisbollah führte schon immer im Rahmen der Religionskriege im Nahen Osten einen erbitterten Kampf gegen al-Qaida. Das in Syrien herrschende Regime von Baschar Assad gehört zum Alawiten-Zweig der Schia.
Wie Scheich Hassan Nasrallah erklärte, stellten die unversöhnlichen Islamisten, die die syrischen Grenzgebiete kontrollieren, nicht nur für Schiiten sondern auch für alle libanesischen Gemeinden eine große Gefahr dar. Die Hisbollah könne den Sturz Syriens nicht hinnehmen. Nach den Worten Nasrallahs werde dies dann zum Verlust von Palästina und der Besetzung des Libanon durch Israel führen.
Der Konflikt in Syrien sei im Kontext des interkonfessionellen Widerstandes im Nahen Osten zu betrachten, meint Sergej Demidenko, Analyst des russischen Instituts für Strategische Schätzungen und Analyse:
„Durch Syrien verläuft derzeit eine Art Trennlinie zwischen Schiiten und Sunniten. Diese Grenze bildet nun die Front, die aus dem Iran nach Syrien gerückt ist. Die Hisbollah ist bekanntlich einer der schiitischen Stoßtrupps, der gegen sunnitische Extremisten vorgeht. Und diese Wunde haben eben die USA aufgerissen, als sie in den Irak einmarschiert sind, ohne über Folgen nachgedacht zu haben. Eine der schwersten geopolitischen Auswirkungen war der tatsächliche Krieg zwischen Schiiten und Sunniten, den wir heute in Syrien beobachten.“
Schiiten machen bis zu 35 Prozent der libanesischen Bevölkerung aus und plädieren für die Unterstützung ihrer Glaubensgenossen Alawiten, die in Damaskus an der Macht sind. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief heute die Hisbollah-Anhänger auf, sich aus dem Konflikt in Syrien zu halten. Dieser Appell vermag aber kaum, die Situation zu beeinflussen. Heute, am späten Abend des 27. Mai, wird der russische Außenminister Sergej Lawrow sich mit seinem US-Kollegen John Kerry und dem französischen Chefdiplomaten Laurent Fabius in Paris treffen, um über die Vorbereitung der zweiten Genfer Konferenz zu Syrien zu diskutieren."
Quelle: Text Andrei Fedjaschin - „Stimme Russlands"