Putin führt nationales Zahlungssystem ein
Archivmeldung vom 28.03.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Russland wird ein nationales Zahlungssystem gegründet, sagte Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag. Dies berichtet die online Redaktion von Radio "Stimme Russlands". „In Ländern wie Japan und China funktionieren Systeme dieser Art sehr erfolgreich. Ursprünglich waren sie nur für den Binnenmarkt maßgeschneidert, nun werden sie aber immer populärer“, sagte er bei einem Treffen mit Föderationsratsmitgliedern. Heute sei das japanische System in 200 Ländern in Gebrauch, fügte Putin hinzu.
Weiter heißt im Beitrag: "Von einem russischen Zahlungssystem begann man zu sprechen, nachdem Visa und MasterCard den Kundendienst für eine Reihe russischer Banken wegen der US-Sanktionen eingestellt hatten.
Russland wird auf Visa und MasterCard nicht verzichten
"Russland braucht ein nationales Zahlungssystem, um die Störungsfreiheit innerer Abrechnungen sicherzustellen, aber es handelt um keinen Verzicht auf Visa und MasterCard", sagte die Chefin der russischen Zentralbank Elwira Nabiullina.
„Mit Rücksicht auf den Anteil der internationalen Zahlungskarten am russischen Markt in Höhe von rund 95 Prozent, handelt es sich zweifellos um kein Verbot“, sagte sie und fügte hinzu, dass die Zentralbank das russische Bankensystem unterstützen werde, wenn neue Sanktionen verhängt werden sollten.
Die USA hatten vergangene Woche als Reaktion auf die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation Sanktionen gegen mehrere Russen, darunter auch Mitinhaber der Bank Rossija verhängt. Später stellten Visa und MasterCard Abrechnungen der Rossija-Kunden ein.
Tausende russische Bankkunden mussten auf Barzahlung umsteigen
M. Djakonowa schreibt bei Radio "Stimme Russlands" dazu : "Letzte Woche mussten tausende russische Bankkunden wieder auf Barzahlung umsteigen: Die Kreditkarten-Giganten Visa und Mastercard haben die Zahlungsdienste bei einigen Banken gestoppt, nachdem die USA im Zuge der Krim-Krise gegen deren Großaktionäre Sanktionen verhängt hatten.
Es handelt sich insbesondere um die Bank Rossija, Hausbank enger Verbündeter von Russlands Präsident Wladimir Putin, die hundertprozentige Rossija-Tochter Sobinbank sowie die Bank SMP. Die Letztere wird von den Brüdern Arkadi und Boris Rotenberg kontrolliert, die auf der US-Sanktionsliste stehen. Mittlerweile nahmen die Kreditkarten-Anbieter ihre Geschäftsbeziehungen zur SMP-Bank wieder auf. Das Geldhaus habe die beiden davon überzeugen können, ihre Dienste zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs für SMP-Kunden fortzusetzen, hieß es.
Den Zwischenfall kommentiert für die Stimme Russlands Dmitri Piskulow, Vorstandsmitglied des russischen nationalen Währungsasverbandes:
"Das ist ein sehr gefährlicher Präzedenzfall. Wenn ich mich nicht irre, ist so was zum ersten Mal in der Geschichte passiert. Zumindest in der Geschichte Russlands. Dieser Fall hat die Verwundbarkeit des russischen Zahlungssystems gezeigt, gemeint sind vor allem physische Personen. Immer mehr Russen zahlen mit Kreditkarten. Sie machen das sowohl in Russland, als auch im Ausland. Betroffen waren vor allem die, die sich während der Aussperrung im Ausland befanden. Sie konnten für Hotels nicht zahlen, keine Flugtickets erwerben, keine Einkäufe machen. In Russland hätten sie mindestens ihr Geld von Bankautomaten abheben können, die zu ihrer Hausbank oder einer Partnerbank gehören.
Das heißt, dass einfache Leute, die nichts mit der Politik, und zwar mit den Ereignissen in der Ukraine, zu tun haben, sind zum Opfer dieser Maßnahme gefallen. Das machte die große Abhängigkeit des russischen Finanzsystems von den internationalen Zahlungssystemen deutlich - in diesem Fall von Visa und Mastercard, zwei US-Unternehmen, die den Entscheidungen der amerikanischen Regierung Folge leisten.
Im diesem Zusammenhang hat der Vize-Vorsitzende des Duma-Ausschusses für Finanzmarkt Wladislaw Resnik einen Gesetzentwurf über ein nationales Zahlungssystem vorbereitet. Seine Idee ist folgende. Erstens könnten wir von den internationalen Zahlungssystemen verlangen, Processing nach Russland zu verlegen, also den Zahlungsverkehr innerhalb Russlands abzuwickeln. Entweder könnten sie hier eigene Processing Centers errichten, die nach dem russischen Gesetz funktionieren werden. Dafür braucht man aber viel Geld, vielleicht Dutzende Millionen Dollar. Und auch viel Zeit. Oder sie könnten die bereits existierenden Centers der anderen Institute zertifizieren. Das würde ungefähr 6 Monate in Anspruch nehmen. Wie dem auch sei haben wir Recht dafür, dass unsere Souveränität von anderen Ländern nicht verletz wird.
Zweitens, könnten wir so machen, dass russische Kunden innerhalb ihres Landes mit russischen Karten zahlen und von den ausländischen Regierungen nicht abhängen. Zurzeit sind Visa und Mastercard die zwei weltgrößten Kreditkarten- Anbieter. Die meisten Karten, die von verschiedenen Banken ausgestellt werden, haben Visa oder Mastercard-Logos. Das ist natürlich bequem, wenn die ganze Welt zwei oder drei Zahlungssysteme benutzt. Das heißt, die Karten sind fast überall angenommen. Und wenn man reist, kann man überall mit diesen Karten zahlen. Doch in Russland braucht man sie eigentlich nicht.
Hier könnten wir ein eigenes Zahlungssystem einführen und unseren Zahlungsverkehr somit souveräner machen. Denn die russischen Bürger tätigen ihre Einkäufe meistens in ihrem eigenen Land. Sie gehen in russische Supermärkte und Kaufzentren, bezahlen hier Flugtickets und so weiter. Künftig könnte man ihnen folgende Option anbieten: für Zahlungen in Russland eine russische Karte zu benutzen und für Zahlungen im Ausland – eine Visa- oder Mastercard-Karte, ausgestellt von einer amerikanischen Bank. Ich weiß nicht, ob es pflichtig oder freiwillig und ob es günstig für sie sein wird. Mal schauen.
Diesen Gesetzentwurf hat man vor zwei bis drei Jahren bereits besprochen. Aber damals gab es eine starke Lobby, einen starken Druck seitens dieser Unternehmen, nämlich seitens Visa. Seine Vertreter haben klar gemacht, dass die Kosten fürs Errichten oder Zertifizieren solcher Centers auf den Kunden auferlegt werden und dass die Provisionen für Zahlungsdienste in diesem Fall erhöht werden. Deswegen verzichtete man auf diese Idee, obwohl die Zentralbank darauf bestand.
Ähnlich war es mit der internationalen Genossenschaft der Geldinstitute - SWIFT. Auch sie hat immer noch keine eigenen Centers in Russland. Doch durch diesen Präzedenzfall haben die Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard der ganzen Welt gezeigt, dass jeder unter den US-Sanktionen leiden kann und dass niemand dagegen versichert ist. Internationale Institute sollen wirklich international sein. Sie sollen mehreren Ländern gehören, und nicht nur den USA. Ansonsten können die Länder, die mit der US-Politik nicht einverstanden sind, auf Schwierigkeiten stoßen."
Quelle: Text M. Djakonowa - „Stimme Russlands"