Protestbewegung in der Ukraine - Popstar Ruslana: „Wir stehen hier für unsere Träume“
Archivmeldung vom 30.11.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie ukrainische Sängerin Ruslana kämpft seit Beginn der Proteste für einen West-Kurs der Ukraine an vorderster Front. Gestern hätte auf dem Ost-Gipfel in Litauen ein Abkommen zwischen der Ukraine und der EU geschlossen werden sollen, das jedoch kurzfristig von der ukrainischen Regierung auf Eis gelegt wurde. Dagegen demonstrieren seit Tagen zehntausende Ukrainer auf dem Maidan, dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew. Die "EuroMaidan" getaufte Bewegung will eine Annäherung ihres Landes an die EU.
Ruslana, die 2004 den Eurovision Song Contest („Wild Dances“) gewann und im gleichen Jahr bei den demokratischen Prozessen der Orangen Revolution zur Symbolfigur wurde, harrt bei klirrender Kälte Nacht für Nacht aus und heizt die Menge musikalisch und mit Aufrufen an. Hier spricht sie über ihre Beweggründe und Visionen.
Maidan ist Begeisterung, Maidan ist Freude für mich, Maidan ist, wo ich merke, dass wir Ukrainer eine vollständige Nation geworden sind. Ich fühle mich hier zu Hause. Ich bin schon seit vielen Jahren eine glühende Verfechterin der europäischen Integration der Ukraine und jetzt ist es in gewissem Sinne ein Traum, der für mich in Erfüllung geht, weil ich sehe, dass meine Ideale und Werte so stark von anderen geteilt werden. Mein nächstes Ziel ist die Mitgliedschaft der Ukraine in der EU und ich werde alles dafür tun, was ich kann. Ich mache das, was ich am besten kann – singen, mit Leuten reden, sie begeistern und ihnen helfen, in Hochstimmung zu bleiben. Ich denke, dass die Menschen auf dem Maidan das beeindruckendste, ehrlichste und außergewöhnlichste Publikum sind, das ich seit Jahren hatte. Sie geben mir Kraft und Hoffnung.
Was macht die Ukraine zu einem europäischen Land?
Die Ukraine war schon immer Teil von Europa, auch wenn wir derzeit offiziell nicht in der EU oder einem anderen europäischen oder euro-atlantischen Bündnis sind. Aber wir sind Teil dieser europäischen Gesellschaft und ich glaube fest daran, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Ukraine vollständig in der breiteren europäischen Zivilisation integriert ist. In zehn Jahren wird das noch deutlicher und selbstverständlicher sein. Wir haben möglicherweise aufgrund unserer sehr schwierigen Geschichte und anderer Faktoren etwas die Verbindung verloren. Aber Europa ist für mich in erster Linie eine kulturelle, geistige und seelische Einheit. Schauen Sie sich all diese Tausenden Menschen auf dem EuroMaidan an. Bei Minusgraden harren sie nächtelang aus. Würden die Menschen da stehen, für etwas, das sie nicht aus tiefster Überzeugung vertreten, das nicht ihrer Natur entspricht und nicht Teil ihrer selbst ist?
Was ist das Ziel der EuroMaidan-Bewegung?
Durch das Assoziierungsabkommen haben wir eine historische Chance die Ukraine offiziell an Europa heranzuführen. Ich bin überzeugt, dass dies im Interesse unseres Landes und seiner Menschen ist. Das ist es, worauf ich mich konzentriere – das Abkommen zu unterstützen und den Präsidenten aufzufordern, es zu unterzeichnen. Wie dem auch sei, wir als Volk haben bereits eine Menge erreicht. Wir haben es geschafft, zusammenzustehen, unsere Unterscheide beiseite zu legen und uns als Nation zu fühlen. Die derzeitige Maidan-Bewegung ist „unpolitisch“, wenn ich diesen vielleicht nicht ganz korrekten Begriff verwenden darf. Es gibt definitiv keine Politik hier. Der Platz ist voll mit Menschen, die eine gemeinsame Zukunftsvision haben, unabhängig von der Ideologie, zu der sie sich bekennen. Ich denke, dass unser Glaube an eine bessere Zukunft wiedergeboren wurde. Wir stehen hier für unsere Träume und viel weniger aus irgendwelchen politischen Gründen. Wir haben uns als Volk vereint und brauchen keine Politiker, mit denen wir uns identifizieren.
Wie lange wird diese Bewegung anhalten?
Ich hoffe, dass diese Bewegung von Dauer sein wird. Sie mag verschiedene Formen annehmen, aber sie wird weiter existieren. Die Methoden sollten je nach Situation angepasst werden, aber der Kampf wird weitergehen.
Gibt es noch etwas, was Sie den Menschen in Deutschland sagen möchten?
Ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Ukraine der EU beitreten wird. Allerdings dürfen wir die Chance nicht verpassen, unserem Ziel näher zu kommen, um es eher früher als später zu erreichen. Es geht hier um Menschen, um ganze Generationen von Ukrainern die jetzt schon ein besseres Leben haben könnten. Wem das Schicksal unseres Landes am Herzen liegt, unterstütze unseren EuroMaidan!
Quelle: Ruslana-Team Deutschland