Internationale Gemeinschaft muss Krieg gegen die Kurden verhindern
Archivmeldung vom 07.10.2019
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Freigeschaltet durch André Ott
Foto: Maximilian Dörrbecker (Chumwa)
Lizenz: CC-BY-SA-2.5
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Die Ankündigungen des türkischen Präsidenten Erdogan, in Nordsyrien einzumarschieren und eine sogenannte "Sicherheitszone" zu installieren, sind ernst zu nehmen. Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international warnt vor einer Katastrophe und ruft die Bundesregierung zum sofortigen Handeln auf.
"Die Internationale Gemeinschaft muss sofort handeln und Erdogan stoppen. Der türkische Staat plant keine "Sicherheitszone", sondern einen Krieg gegen die Kurden. Die nächste humanitäre Katastrophe in der Region steht damit kurz bevor. Sollte es zu einem völkerrechtswidrigen Angriff kommen, macht sich die internationale Gemeinschaft mitverantwortlich", so Anita Starosta, Syrien-Referentin bei medico international. "Wir haben schon in Afrin erlebt, was ein türkischer Einmarsch in kurdische Gebiete bedeutet: Vertreibung, Zerstörung - und Schützenhilfe für islamistische Milizen durch das türkische Militär."
Insbesondere die Bundesregierung sei jetzt gefragt. "Vor wenigen Tagen hat Innenminister Seehofer bei einem Besuch in Ankara die Zusammenarbeit in der Migrationsabwehr bekräftigt und Erdogan damit neue Rückendeckung gegeben. Ein Krieg würde zur nächsten großen Fluchtbewegung führen und die Region weiter destabilisieren. So funktioniert keine Fluchtursachenbekämpfung - im Gegenteil."
Die Destabilisierung der kurdischen Selbstverwaltung könne außerdem zu einer erneuten Stärkung des IS in der Region führen. Die medico-Partner vom Kurdischen Roten Halbmond warnen schon seit langem vor einer Reorganisierung des Islamischen Staates. Die Situation im Flüchtlingslager al Hol sei so angespannt wie noch nie. IS-Anhänger verkünden, ein Kalifat im Lager errichten zu wollen, Helfer*innen werden angegriffen und trauen sich nachts nicht mehr ins Lager. Sollte es zu einem Einmarsch kommen, könne die Sicherheit im Lager nicht mehr gewährleistet werden und tausende inhaftierte IS-Kämpfer könnten frei kommen.
"Die kurdischen Kräfte haben gemeinsam mit der internationalen Anti-IS-Kolaition gegen den IS gekämpft und errichten eine zivile Demokratie in der Krisenregion. Jetzt werden sie scheinbar von ihren Partnern im Stich gelassen", so Starosta.
Quelle: medico international (ots)