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„New York Times“ deckt Fake-News zu US-Hilfskonvois in Venezuela auf

Archivmeldung vom 11.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Screenshot Twitter
Bild: Screenshot Twitter

Ende Februar hatten Bilder von brennenden Hilfskonvois an der Grenze zu Venezuela US-amerikanische Forderungen nach einem „Regime Change“ angeheizt. Die „New York Times“ hat nun rekonstruiert, dass die Hilfskonvois gar nicht von der Maduro-Regierung, sondern von der Opposition in Brand gesetzt wurden.

Weiter berichtet Armin Seibert in der deutschen Ausgabe des russischen online Magazins "Sputnik": "Am 23. Februar ging ein empörter Aufschrei durch die westliche Welt, als Hilfskonvois an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze in Flammen aufgingen. Unmittelbar waren die Schuldigen gefunden: Regierungstruppen von Präsident Nikolas Maduro hätten die Lebensmittel verbrannt, waren sich amerikanische Regierungsvertreter, aber auch deutsche Spitzenpolitiker sicher.

Keine Hilfstransporte nach Venezuela?

Maduro hatte tatsächlich die vom Oppositionsführer und selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaido gemeinsam mit den USA initiierten Transporte nicht ins Land gelassen, da er Provokationen bis hin zum Schmuggel von Waffen und Militär befürchtete. Diese Befürchtungen sind nicht ganz abwegig, da der Venezuela-Beauftragte der USA Elliott Abrams schon an einigen Regime-Stürzen in Lateinamerika beteiligt war, bei denen ähnliche Techniken eingesetzt wurden.

Umfangreiche Hilfstransporte über den Luftweg, unter anderem aus Russland, vom Roten Kreuz oder der Uno, wurden jedoch von der venezolanischen Regierung genehmigt, was in den Medien meist verschwiegen wurde. Das offizielle Narrativ, das auch von den meisten Politikern in der westlichen Welt wiederholt wurde, war: Maduro lässt keine Hilfstransporte ins Land. Der venezolanische Präsident hat jedoch nur Hilfstransporte der USA und ihrer Verbündeten Kolumbien und Brasilien abgelehnt.

Stoppen, aber nicht anzünden

Präsident Maduro hat die Hilfstransporte zwar stoppen, aber nicht anzünden lassen, wie die US-amerikanische Zeitung „New York Times“ nun in einem Video und einer Analyse beweist. Die Hilfskonvois wurden am 23. Februar nicht von Maduros Truppen, sondern von vermummten Anti-Maduro-Protestlern mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt. In dem Video der „New York Times“ wird auch noch einmal nachvollzogen, wie die Lüge von der Schuld der Maduro-Regierung erst von US-Offiziellen in die Welt gesetzt und dann von großen Medienhäusern wiederholt und verbreitet wurde.

Der Ton verschärft sich

Die US-Administration verschärfte nach dem Brand der Hilfskonvois ihren Ton und drohte mit einem militärischen Eingreifen in Venezuela. Vizepräsident Mike Pence traf sich nur einen Tag nach den Vorfällen, am 24. Februar, an der venezolanischen Grenze mit dem US-Protegén Guaido in Kolumbien. Zuvor hatte Pence getwittert:

„Der Tyrann in Caracas tanzte, als seine Handlanger Zivilisten töteten und Lebensmittel und Medizin, die auf dem Weg nach Venezuela waren, verbrannten…“

„Vermummte Schläger, Zivilisten durch scharfe Munition getötet und Konvois mit bitter benötigten Lebensmitteln und Medizin verbrannt. Das ist Maduros Antwort auf friedliche Bemühungen, den Venezolanern zu helfen. Die Länder, die Maduro immer noch anerkennen, sollten sich überlegen, was sie hier befürworten.“

​Deutsche Politiker schlossen sich diesem Narrativ sofort an und forderten Sanktionen gegen Maduro. So sagte der FDP-Außenpolitikexperte Alexander Graf Lambsdorff der BILD: „Wir können nicht tatenlos dabei zusehen, wie Maduro Hilfsgüter verbrennen und sein Volk weiter verhungern lässt. Deutschland sollte zusammen mit den EU-Partnern über weitere Sanktionen beraten, die Maduro treffen können.“

Deutschland hatte zuvor bereits Juan Guaido als Interimspräsidenten anerkannt. Deutschlands Botschafter in Venezuela, Daniel Kriener, hatte offen mit Guaido sympathisiert und ihn unterstützt, woraufhin er von Venezuela zur „Persona non Grata“ erklärt wurde.

Von Anfang an Zweifel

Guaido wollte einen Durchbruch der Hilfstransporte inszenieren, um gleichzeitig seinen Einzug als Heilsbringer und neuer Präsident zu zelebrieren. Mit dem Stopp der Hilfskonvois an der Grenze war der geplante „Regime Change“ in Venezuela vorerst kläglich gescheitert. Die Stimmung weltweit war durch diese Aktion allerdings gekippt und das Image der Maduro-Regierung beschädigt.

Dabei hatte es in alternativen Journalistenkreisen von Anfang an Zweifel an der Version der US-Regierung gegeben. So hatte der US-amerikanische Journalist Max Blumenthal, der selbst vor Ort war, bereits am 24. Februar auf Twitter ein Video verlinkt, das zeigt, wie ein Protestler einen Molotow-Cocktail auf einen US-Hilfskonvoi wirft  — also das, was die „New York Times“ jetzt, zwei Wochen später, als ihre große Story verkauft.

​Im weltweiten Kanon der Berichterstattung gingen solche Stimmen allerdings unter. Die Bilder der brennenden Hilfskonvois führten ab dem 24. Februar zu einem entscheidenden Stimmungswechsel gegen die Maduro-Regierung in den westlichen Medien, der Bevölkerung und in der Politik. Wer bis dahin noch Zweifel hatte, war nun überzeugt, dass Maduro ein grausamer Diktator ist, der weg muss.

„Klassische Fake-News“

Der berühmte US-amerikanische investigative Journalist Glenn Greenwald bezeichnet die voreiligen Schlüsse zu den Hilfskonvois auf seiner Website “The Intercept” als “klassische Fake-News – auf Twitter von US-Offiziellen und Medienstars verbreitet – mit dem klaren und bösartigen Ziel, einen Krieg anzuzetteln“

​Greenwald verweist in seiner Analyse ebenfalls darauf, dass es bereits unmittelbar nach dem Brand der Hilfskonvois Videos gab, die die Schuld der Maduro-Streitkräfte widerlegten. Greenwald bemerkt, dass auch „RT America“ entsprechende Videobeweise gepostet hat. Auch von offizieller russischer Seite hätte es entsprechende Hinweise gegeben. Die Russische Botschaft in Südafrika verlinkte am 24. Februar auf Twitter ein entsprechendes Video und kommentierte:

„Hände weg von Venezuela. Videomaterial von dem Vorfall an der venezolanisch-kolumbianischen Grenze aufgetaucht, das zeigt, wie die von den USA unterstützte Opposition Molotow-Cocktails auf die US-Hilfskonvois wirft…“

​Greenwald erinnert in seinem Artikel auch daran, dass dies nicht die erste Medienlüge im Venezuela-Konflikt gewesen sei. Zuvor sei ein Foto von der leeren Brücke zwischen Kolumbien und Venezuela um die Welt gegangen als Beweis dafür, dass die Maduro-Regierung die Grenze wegen der Hilfskonvois geschlossen hat. Allerdings ist die Brücke bereits seit Jahren aufgrund von Konflikten zwischen den beiden Ländern geschlossen.

Alles begann mit einer Lüge…

Greenwald beginnt seinen Artikel zu Venezuela mit den Worten „Jeder große US-Krieg der letzten Jahrzehnte begann damit, dass die US-Regierung eine aufhetzende, emotional provozierende Lüge fabriziert hat, die dann von den großen Medien unkritisch als Wahrheit behandelt wird.“ Als Beispiel führt Greenwald den Golfkrieg an, zu dessen Legitimation die USA behaupteten, dass irakische Soldaten bei der Invasion Kuwaits im August 1990 kuwaitische Frühgeborene getötet hätten, indem sie diese aus ihren Inkubatoren gerissen und auf dem Boden hätten sterben lassen. Auch der Irakkrieg, der zu Hunderttausenden Toten führte, begann mit der von den USA verbreiteten Lüge, dass der damalige irakische Präsident Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge.

Weltweite Bekanntheit erlangte Greenwald, als er die von Edward Snowden im Jahr 2013 übermittelten Dokumente zum streng geheimen NSA-Überwachungsprogramm PRISM aufbereitete und Anfang Juni 2013 in der britischen Tageszeitung „The Guardian“ zusammen mit einem Interview Snowdens veröffentlichte."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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