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Rubelzahlung für Gas & neue China-Pipelines: So hebelt Russland die West-Sanktionen aus

Archivmeldung vom 24.03.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.03.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Pipeline: Freepik; Putin/Jinping: kremlin.ru, Wikimedia Commons, CC BY 4.0; Komposition: Wochenblick/Eigenes Werk
Bild: Pipeline: Freepik; Putin/Jinping: kremlin.ru, Wikimedia Commons, CC BY 4.0; Komposition: Wochenblick/Eigenes Werk

Präsident Wladimir Putin hebelt jetzt die West-Sanktionen aus. Europa muss künftig für Gas-Lieferungen in Rubel bezahlen. Er „entwertet“ damit die Handelswährungen US-Dollar und den Euro und zwingt die Gas-Kunden, sich mit Rubel einzudecken. Moskau entkoppelt sich zudem vom europäischen Gasabnehmer-Markt. Im Februar unterzeichnete Putin einen langfristige Liefervertrag mit China und baut neue Pipelines Richtung Osten. Dies berichtet das Magazin "Wochenblick.at".

Weiter berichtet das Magazin: "Analysten warnen vor einer geostrategischen Verschiebung zum Nachteil Europas.

Neue Gas-Route –  „Power Siberia 2“

Russland beliefert China bereits seit 2019 über seine „Power Siberia 1“ Pipeline mit Gas und verkauft den Chinesen auch Flüssiggas. Diese 4000 Kilometer lange Pipeline ist nicht an jene Netze angeschlossen, die Gas nach Europa liefern. 2021 exportierte Russland 16,5 Mrd. Kubikmeter Gas nach China. Bis 2025 sollen es 38 Mrd. Kubikmeter sein. Die neue Pipeline wird „Power Siberia 2“.

Gazprom, das ein Export-Monopol für russisches Gas über Pipelines hat, wird über dies Route künftig den chinesischen Energie-Staatskonzern CNPC mit zusätzlichen 10 Mrd. Kubikmeter Gas/Jahr beliefern. Dies Route verbindet Russlands äußersten Osten mit dem Nordosten von China.

Moskau nimmt Europa in die Zange

Die ersten Lieferungen sollen in zwei bis drei Jahren starten. Die neue Pipeline wird an das interne Gasnetz Russlands andocken, und so China mit denselben Gasfeldern Russlands in der Yamal-Region verbinden, aus denen auch Europa versorgt wird. Damit hat Gazprom die Möglichkeit, nach Belieben, Gas von einem Markt auf den anderen umzulenken. Analysten zufolge, dürfte Russland dabei dem Höchstbieter-Prinzip folgen. Moskau hat damit neue Druckmittel auf Europa – in den kommenden Jahrzehnten.

China profitiert

Der Deal zwischen Putin und seinem Amtskollegen Xi Jinping ging anlässlich der Olympischen Spiele über die Bühne. Die Gespräche begannen schon vor Jahren, nach der Inbetriebnahme und Gaslieferung nach China über die „Power of Siberia 1“. Das Ganze beschleunigte sich, nachdem Peking sein Ziel für die CO2-Neutralität für 2060 festgelegt hatte, heißt es aus informierten Quellen. Der neue Deal wird auch den Flüssiggas (LNG)-Import Chinas reduzieren.

Denn Leitungsgas aus Russland kann zu ähnlichen Preisen geliefert werden. Laut Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird China weiterhin das größte Einzelland sein, das zum Wachstum der LNG-Importe beiträgt. Die Wachstumsrate werde allerdings von 17 Prozent im Jahr 2021 auf 9 Prozent in diesem Jahr zurückgehen.

Dollar und Euro am Abstellgleis

Die strategische Beratungs-Firma, McKinsey, schätzt bis 2035 eine Verdoppelung des chinesischen Gas-Bedarfs. Für Russland ist das eine gute Perspektive. Die Preisgestaltung des neuen Gasgeschäfts werde ähnlich der von „Power of Siberia 1“ sein, heißt es. Der Handel sollte ursprünglich in Euro abgewickelt werden, was nach aktuellem Stand nicht halten wird. In jedem Fall koppelt sich Russland zielstrebig von den Handelswährungen, US-Dollar und Euro, ab. Auch das wird der Westen bald spüren.

Geostrategischer Schachzug

Russland will aber auch „Power Siberia 2“ noch expandieren. Im April 2021 wurde eine zugehörige Machbarkeitsstudie angenommen. Das Erweiterungs-Projekt heißt „Soyuz Vostok“, verbindet Russland über die Mongolei mit China und hat eine geschätzte Kapazität von 50 Mrd. Kubikmeter Gas/Jahr. Westliche Beobachter befürchten, all diese Pläne können ernsthafte geostrategische Auswirkungen auf die EU haben. Denn die hochtrabenden Umstiegs-Pläne Brüssels auf vorwiegend erneuerbare Energien, lassen sich nicht über Nacht verwirklichen.

Deutschland räumte bereits an, man könne aktuell nicht völlig auf russisches Gas verzichten. A Brüssels Sanktionspolitik gegenüber Moskau könnte die EU sogar spalten und den Zusammenhalt der 27 Mitgliedsstaaten massiv schwächen. Denn bei stagnierenden Energie- und Warenströmen und gleichzeitig steigenden Preisen, steigt der innenpolitische Druck in den Mitgliedstaaten und, damit, auch der Druck auf Brüssel. Dass ein “Frieren gegen Putin”-Mindset die Versorgungssicherheit der Bürger nicht sichern kann, ist offenkundig – Wochenblick berichtete. Auch Nehammer realisierte daher mittlerweile, dass es nicht ganz ohne russisches Gas gehen wird."

Quelle: Wochenblick

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