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Warum der Tschad befürchtet, dass es nicht Russland ist, das sich gegen das Land verschworen hat

Archivmeldung vom 12.04.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.04.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Platz der Nation in N'Djamena, Tschad Bild:  Superyouss, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Platz der Nation in N'Djamena, Tschad Bild: Superyouss, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Schlussendlich wurde der deutsche Botschafter aus der Republik Tschad ausgewiesen und nicht der russische, obwohl die USA vor etwas mehr als einem Monat behaupteten, Moskau plane die Ermordung des Präsidenten dieses Landes. Aber der Tschad befürchtet eine Verschwörung aus einer ganz anderen Ecke. Dies analysiert Andrew Korybko im Magazin "RT DE".

Weiter analysiert Korybko  auf RT DE: "Die Ausweisung des deutschen Botschafters aus der Republik Tschad wegen seiner "unhöflichen Haltung und der Missachtung diplomatischer Gepflogenheiten", was Berichten zufolge ein Euphemismus für seine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Tschad ist, war nicht das, was die USA erwartet hatten, als sie Ende Februar Informationen über Russland weitergaben. Das Wall Street Journal schrieb damals, dass amerikanische Offizielle ihre tschadischen Amtskollegen über Moskaus angebliche Pläne informiert hätten, regierungsfeindliche Rebellen zu bewaffnen und sogar den Präsidenten ermorden zu lassen.

Es gab schon damals Gründe, skeptisch zu sein. Nicht zuletzt, weil die russische Botschaft in der tschadischen Hauptstadt N'Djamena im vergangenen Januar vor westlichen Bestrebungen gewarnt hatte, einen Keil zwischen Russland und dem Tschad zu treiben, insbesondere nachdem Moskau seine Erwartung geäußert hatte, dass der tschadische Präsident am zweiten Russland-Afrika-Gipfel im kommenden Sommer teilnehmen wird. Allerdings haben sich die bilateralen Beziehungen tiefer entwickelt, seit ihrem Tiefpunkt im September 2021, als der tschadische Außenminister behauptete, das private russische Söldnerunternehmen Gruppe Wagner gefährde die Interessen seines Landes.

Die Präsenz der Wagner-Gruppe in den Nachbarländern der Zentralafrikanischen Republik und in Libyen soll angeblich dafür benutzt worden sein, um regierungsfeindliche Rebellen zu bewaffnen, weshalb die USA wahrscheinlich zum Schluss kamen, der Tschad würde auf eine neu aufgekochte Version dieses Narrativs hereinfallen. Die Worte des tschadischen Außenministers führten bei den USA aus eigennützigen Gründen zu der Schlussfolgerung, dass "der Tschad den Widerstand gegen Russlands Vordringen ins frankophone Afrika anführen will", nicht zuletzt, um inmitten wachsender Unzufriedenheit im eigenen Land die Unterstützung aus Paris sicherzustellen.

In den vergangenen 18 Monaten seither hat sich in Afrika jedoch alles radikal verändert. Frankreichs "Einflusssphäre" in den zentralen und westlichen Teilen des Kontinents wurde infolge der erfolgreichen russischen Politik der "demokratischen Sicherheit" in der Zentralafrikanischen Republik und in Mali erschüttert, wobei Paris jetzt N'Djamena viel mehr braucht als umgekehrt. Darüber hinaus ist kein einziges afrikanisches Land den Forderungen des Westens nachgekommen, Moskau für seine Sonderoperation in der Ukraine zu sanktionieren, wodurch die derzeitigen Grenzen des westlichen Einflusses offengelegt wurden.

Diese miteinander verbundenen Entwicklungen trugen dazu bei, dass der Tschad seine Wahrnehmung von Russlands wachsender Rolle in Afrika änderte, daher die Wahrscheinlichkeit, dass sein Präsident am zweiten Russland-Afrika-Gipfel teilnehmen wird. Es erklärt auch, warum dieses Land nicht auf die Behauptungen der USA hereingefallen ist, dass Moskau sich in seine inneren Angelegenheiten einmischen will. Stattdessen hat es sich etwas mehr als einen Monat dafür entschieden, den deutschen Botschafter auszuweisen anstatt den russischen, wie es Washington wahrscheinlich erwartet hatte.

Um es klar zu sagen, es besteht immer noch die Möglichkeit, dass einige einflussreiche Kräfte im Tschad die geopolitischen Gebote des traditionellen französischen Patrons ihres Landes erfüllen könnten, indem sie sich dafür einsetzen, dass Entscheidungsträger eine Art antirussische Provokation genehmigen. Aber es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass dies derzeit nicht der Fall ist oder zumindest noch nicht eingetreten ist. Dies bestätigt die Schlussfolgerung, dass sich die Wahrnehmung des Tschad gegenüber Russland zum Besseren verändert hat, so sehr, dass man dort nicht auf den jüngsten Versuch der USA, zu teilen und zu herrschen, hereingefallen ist.

Dies ist zugegebenermaßen beeindruckend, da der Tschad eine Bastion des französischen Einflusses in Afrika ist. Aber wie bereits erwähnt wurde, ist es heutzutage so, dass Frankreich den Tschad mehr braucht als umgekehrt, nachdem die "Einflusssphäre" von Paris in den zentralen und westlichen Teilen des Kontinents in den vergangenen 18 Monaten erschüttert wurde. N'Djamena kann nun zumindest theoretisch in Betracht ziehen, mehr Hilfe und andere Arten von Vorteilen aus Paris zu fordern, als Gegenleistung dafür, dass es weiterhin französische Streitkräfte beherbergt, ohne wie zuvor seine eigenen Interessen aufgeben zu müssen.

Beamte des Tschad können jetzt auch selbstbewusster dem Westen gegenübertreten, da das Szenario einer ernsthaften Verschlechterung der Beziehungen zum Westen nicht mehr allzu beunruhigend ist, weil das Land in diesem Fall einfach auf Russland umschwenken kann, wie es die Zentralafrikanische Republik, Mali und eine wachsende Zahl von afrikanischen Ländern derzeit tun. Tatsächlich könnte dies als Damoklesschwert über den Köpfen des Westens aufgehängt werden, um mehr Vorteile aus dem kollektiven Westen herauszupressen, der die Folgen fürchtet, sollte der Tschad in Russlands Arme getrieben werden.

Die Ausweisung eines Botschafters ist jedoch ein bedeutender Schritt, ganz zu schweigen davon, dass ein traditionell westlich orientiertes afrikanisches Land dies einem Land gegenüber tut, das de facto die Führungsnation der EU vertritt. Aus diesem Grund war diese Entwicklung wahrscheinlich nicht das Ergebnis eines gescheiterten Versuchs des Tschad, mehr Geld aus Deutschland zu bekommen. Vielmehr ist es höchstwahrscheinlich, dass Berichte über die Einmischung dieses Diplomaten in die inneren Angelegenheiten seines Gaststaates zutreffend sind, weshalb N'Djamena diesen beispiellosen Schritt unternahm.

Die Behörden im Tschad wollen eine Wiederholung der tödlichen Unruhen vom vergangenen Oktober vermeiden, die offiziell von der Unzufriedenheit darüber angetrieben wurden, dass sich der demokratische Übergang des Landes verzögert, aber von bestimmten Kräften ausgenutzt wurde, um einen Amoklauf der Gewalt in der Hauptstadt zu veranstalten. Der Westen ist darauf spezialisiert, Farbenrevolutionen zu organisieren, also könnte es der Fall gewesen sein, dass der kürzlich ausgewiesene deutsche Botschafter versuchte, eine weitere Runde ähnlicher Unruhen zu initiieren, um den tschadischen Präsidenten unter Druck zu setzen, möglicherweise im Juli nicht nach Russland zu reisen.

Seine Teilnahme am zweiten Russland-Afrika-Gipfel wäre ein Husarenstück für Moskau, da man damit beweist, dass es mit einem pragmatischen Engagement für den Kontinent gelungen ist, die Führer von traditionell westlich ausgerichteten Ländern wie dem Tschad zu wichtigen Partnern zu machen. Es wäre Russlands größter diplomatischer Sieg über den Westen, seit die NATO ihren Stellvertreterkrieg in der Ukraine zu führen begann, den Staatspräsidenten des Tschad und andere afrikanische Führer mit Präsident Putin in dessen Heimatstadt zusammen zu bringen.

Moskau hat keinen Grund, sich in die Angelegenheiten afrikanischer Länder einzumischen und damit zu riskieren, Gelegenheiten zu verderben, insbesondere nicht mit dem Tschad, der sich zuvor als Frankreichs Vorhut positioniert hatte, um Russland im gesamten "Einflussbereich" von Paris zurückzudrängen. Der Westen hat jedoch allen Grund, sich durch Desinformation und die Kultivierung des Drucks einer Farbenrevolution einzumischen, in einem verzweifelten Versuch, den bevorstehenden diplomatischen Sieg eines Rivalen präventiv abzuwenden.

Deshalb wurde letztlich der deutsche Botschafter aus dem Tschad ausgewiesen und nicht der russische, obwohl die USA vor etwas mehr als einem Monat behaupteten, Moskau plane die Ermordung seines Präsidenten. Er schenkte diesen Berichten keinen Glauben, sonst wäre Russlands Vertreter bereits des Landes verwiesen worden. Mit der Anordnung der Ausweisung des deutschen Botschafters hat der Tschad jedoch nur signalisiert, dass er befürchtet, dass seine traditionellen westlichen Partner diejenigen sind, die sich wirklich gegen ihn verschworen haben.

Aus dem Englischen

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien spezialisiert hat sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischem Balanceakt und hybrider Kriegsführung."

Quelle: RT DE

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