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Zivilisten greifen zu Waffen: Taliban wollen Gebiete in Afghanistan überrennen

Archivmeldung vom 22.06.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Irreguläre Truppen (Symbolbild)
Irreguläre Truppen (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /SB

In Afghanistan weiten sich die Kämpfe zwischen den Taliban und den Regierungskräften aus. Nun droht die große Stadt Masar-e Scharif an die Taliban zu fallen. Lokale Politiker rufen mittlerweile Zivilisten auf, sich zu bewaffnen und gemeinsam gegen die Taliban-Offensive vorzugehen. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "In Afghanistan weiten sich die Kämpfe zwischen den Taliban und den Kräften der Regierung im Norden des Landes aus. Binnen 24 Stunden sind mindestens acht weitere Bezirke in den Provinzen Tachar, Baglan und Balch an die Taliban gefallen. Nun machen Berichte die Runde, dass Taliban-Milizen dabei seien, die große Stadt Masar-e Scharif einzunehmen – eine Stadt, in der weiterhin noch Kräfte der deutschen Bundeswehr stationiert sind. 

Zudem haben sich die Taliban Gefechte mit Sicherheitskräften um die strategisch bedeutsame nordafghanische Stadt Kundus geliefert. Die Taliban-Kämpfer sollen es bis an die Zugänge zur Stadt geschafft haben, die Regierungstruppen hätten sich zurückgezogen.

Die Taliban haben auf ihrer Website und in WhatsApp-Gruppen Videos verbreitet, in denen sie behaupten, dass sie dort Regierungssoldaten zeigen, welche sich ergeben hätten, und die von den Taliban Geld erhalten und aufgefordert wurden, in ihre Häuser zurückzukehren. Am Sonntag gab der Taliban-Führer Hibatullah Achundsada eine Erklärung ab, in der er seinen Soldaten befahl, "diejenigen, die sich ergeben, gut zu behandeln und ihnen gegenüber gutes Benehmen zu zeigen", berichtet AP. 

Andererseits rufen lokale Politiker – etwa in der Provinz Kapisa – mittlerweile selbst ehemalige Mudschahidin-Kämpfer und Zivilisten auf, sich zu bewaffnen und mit Unterstützung der Sicherheitskräfte gegen die Taliban-Offensive vorzugehen.

Afghanistans ehemaliger Präsident Hamid Karzai sagte in einem Interview mit AP, die USA seien in ihrer zwei Jahrzehnte währenden Mission in Afghanistan gescheitert, dem Land Stabilität im "Kampf gegen Extremismus" zu bringen. Er erklärte, dass die abziehenden Truppen eine Katastrophe hinterlassen würden: "Die internationale Gemeinschaft kam vor 20 Jahren mit diesem klaren Ziel hierher, den Extremismus zu bekämpfen und Stabilität zu schaffen, aber der Extremismus ist heute auf dem Höhepunkt. Sie (die USA) sind also gescheitert."

Trotz seines klaren Statements zum US-Abzug aus Afghanistan sagte Karzai, dass die Afghanen ohne US-militärische Präsenz die Sicherheitsprobleme besser bewältigen werden. "Ihre Anwesenheit hat uns beschert, was wir jetzt haben. Wir wollen mit diesem Elend und dieser Demütigung, mit der wir konfrontiert sind, nicht weitermachen. Es ist besser für Afghanistan, dass sie (die US-Soldaten) abziehen", betonte der ehemalige Präsident Afghanistans. 

Angesichts der wieder zunehmenden Gewalt in Afghanistan erwägt die US-Regierung nun einen langsameren Abzug ihrer Truppen aus dem Land. Das Verteidigungsministerium behalte die Lage an Ort und Stelle ständig im Blick und sei bereit, flexibel darauf zu reagieren, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Montag in Washington. "Es ist eine dynamische Situation, und das haben wir von Anfang an gesagt", sagte Kirby.

In dieser Woche wird US-Präsident Joe Biden mit dem afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani und Abdullah Abdullah, dem Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung des Landes, zusammentreffen. Das Treffen am Freitag in Washington soll laut einer Erklärung des Weißen Hauses die finanzielle und humanitäre Hilfe der USA bekräftigen, "um das afghanische Volk zu unterstützen, einschließlich afghanischer Frauen, Mädchen und Minderheiten".

Letzte Woche berichtete die New York Times, das Pentagon würde erwägen, nach dem US-Abzug vom Boden des Landes Luftangriffe in Afghanistan durchzuführen, wenn die Hauptstadt Kabul oder eine andere Großstadt an die Taliban zu fallen droht. Die Möglichkeit weiterer Luftangriffe in Afghanistan zur Unterstützung der afghanischen Nationalarmee nach dem Abzug der US-Truppen wurde dann später vom obersten US-Kommandanten imNahen Osten, General Kenneth McKenzie, dementiert. 

Unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hatte die US-Regierung mit den Taliban in Doha einen Abzug aller internationalen Truppen bis zum 1. Mai 2021 vereinbart. Joe Biden brach diese Zusage umgehend. Die US-Regierung verkündete dagegen unlängst, dass die USA ihre Truppen bis zum symbolträchtigen 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 (9/11) aus Afghanistan abziehen wollen."

Quelle: RT DE

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