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Neue Videos aus Kiew: Nationalisten werfen Frau aus Vorortbahn, alle schweigen

Archivmeldung vom 24.11.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Screenshot RT DE / Eigenes Werk
Bild: Screenshot RT DE / Eigenes Werk

Andersdenkende haben es in der Ukraine derzeit nicht leicht, und die meisten ziehen es vor zu schweigen. Was geschieht, wenn man als Normalsterblicher sich "prorussisch" äußert, musste eine Frau in einer Kiewer Elektritschka an der eigenen Haut erfahren. Es besteht Hoffnung, dass sie noch lebt. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Seit zwei Tagen sind in russischen und ukrainischen sozialen Netzwerken Videoaufnahmen eines Vorfalls in einer Kiewer Vorortbahn im Umlauf, der sich laut der Anzeige in dem Wagen am Montagabend ereignet hat.

Die Aufnahmen sind im inneren einer S-Bahn oder Vorortbahn entstanden. Laut der Haltestellenanzeige ist es der 21. November, 18:23 Uhr, im Berufsverkehr. Entsprechend voll ist die Bahn sowjetischen Typs. Die Sitze sind in Sechsergruppen auf jeder Seite des Wagens angeordnet und an diesem Abend voll besetzt. Einige Passagiere müssen sogar im Gang zwischen den Sitzbänken stehen.

In dem zum Ausgang hin ersten Sitzabteil läuft eine hitzige Diskussion. Es ist nicht ganz klar, wie viele der Passagiere sich an ihr beteiligen, man hört drei oder vier Stimmen. Die Frau, die auf dem Platz am Fenster in der Ecke sitzt, mit dem Gesicht zur Kamera, beteiligt sich nicht. Stattdessen schaut sie demonstrativ zum Fenster hinaus. Draußen ist es dunkel, alle tragen Winterkleidung und die Anzeige des Wagens zeigt in regelmäßigen Abständen die Außentemperatur an: + 1 Grad Celsius.

Besonders aufgeregt sind zwei Personen: Ein neben der zum Fenster schauenden Unbeteiligten sitzender Mann, schätzungsweise in seinen Dreißigern – und schräg ihm gegenüber eine mit dem Rücken zur Kamera auf dem Fensterplatz sitzende Frau mittleren Alters, vielleicht vierzig, vielleicht fünfzig, vielleicht sechzig. Sie trägt eine bunt gestreifte Strickmütze auf dem Kopf. Die Diskussion scheint sich um Kriegsverbrechen der ukrainischen Seite zu drehen, es fällt mehrfach das Wort "Mörder". Der Mann kontert mit Vorwürfen gegen Russland, ist aber schwer zu verstehen. Beide sprechen russisch, akzentfrei, Kiew eben. Der Filmende, der zwei Sitzabteile weiter im Gang steht, lässt seine Kamera nicht zufällig laufen. Denn die Diskussion ist mehr als nur angespannt und kontrovers, es braut sich spürbar etwas zusammen. 

Jetzt sagt die Frau etwas, was den Mann ihr gegenüber auf die Palme bringen wird: 

"Russland kam, um uns zu schützen."

Der Mann läuft sichtlich rot an, krallt die Finger in zuckende Figuren, griffbereit wie ein Geier: 

"Das macht mich nervös, ich bringe Sie jetzt um, verstehen Sie?"

Die unbeteiligte Frau am Fenster wendet sich von diesem ab, schaut abwechselnd den Mann und die Frau in der gestreiften Mütze an. Sie will etwas sagen, fängt sich aber in letzter Sekunde und blickt weiterhin schweigend in die Runde. 

Eine kräftige weibliche Stimme ertönt aus dem Hintergrund, vermutlich eine der stehenden Passagierinnen: 

"Basar, Bahnhof und ab nach Russland! Basar, Bahnhof und ab nach Russland!"

Die Phrase wird mehrfach wiederholt. 

Wer immer das spricht, ist nicht im Visier der Kamera: Alle anderen Fahrgäste außer den beiden "Debattierenden" und der erwachten, aber schweigenden Frau am Fenster in dem ersten Sitzabteil schauen ostentativ weg, haben sich in ihre Mobiltelefone vertieft, zeigen keinerlei Regung.

Die Anspannung des Mannes macht sich in einem Vorschlag Luft: 

"Lasst uns sie aus dem Zug werfen."

Zwei Stimmen nicht sichtbarer Frauen nacheinander:

"Ja, machen wir das. Ja, machen wir das!"

Auch diese Stimmen: Russisch, akzentfrei, Kiew. Das "Los, machen wir das!" wird mehrmals wiederholt. 

Eine andere weibliche Stimme aus dem Hintergrund, wohl an den Mann gerichtet, fragt: 

"Und wieso bist du nicht im Krieg? Es reicht! Mit dem Mund zu schwatzen, solche gibt es genug ..."

Die Frau in der buntgestreiften Mütze wird daraufhin mutiger: 

"Na los, na los, wirf mich doch raus! Ich habe hier gesessen und dich überhaupt nicht angefasst."

Der Mann greift nach ihr, fuchtelt im Sitzen mit den Händen, die Frau wehrt sich.  

Die schweigende Frau am Fenster entpuppt sich als "echte" Ukrainerin: Erstmals ist entweder Ukrainisch oder Russisch mit ukrainischem Akzent in diesem Wagen, in diesem Video zu hören: 

"Beruhigt euch, was ist denn mit euch los? Seid ihr schon ganz (durchgeknallt)? Hier sitzen doch Menschen... Ihr seid nicht normal!"

Sie spricht, und sieht dabei den Mann an. 

Der Mann ergreift den Fuß der ihm gegenüber Sitzenden, dreht an ihm: 

"Noch ein Mal und ich breche dir das Bein!" 

Nun steht er auf, ergreift ihren Arm, dreht ihr diesen auf den Rücken: 

"Bist du eine Separatistin?" 

Auf der letzten Silbe hört man erstmals einen leichten "kleinrussischen" Akzent, so einen wie Gorbatschow ihn hatte. 

Die Frau befreit sich aus dem Griff, der Mann weicht zurück:

"Beruhige dich!" 

Eine männliche Stimme im Hintergrund: 

"Jemand soll die Polizei rufen!"

Der Mann: 

"Welche Polizei? Du siehst doch, wer die Frau ist."

Er wendet sich wieder der Frau zu, stößt sie auf die Bank zurück, greift ihr an den Hals: 

"Halt dein Maul. Wenn du gegen die ukrainische Armee bist, dann stirbst du jetzt. Ich erwürge dich!"

Einer der Passagiere im zweiten Sitzabteil hat den Blick kurz von seinem Handy gelöst und sich zu den Streitenden umgedreht. Als die Todesdrohung fällt, wendet er sich wieder ab, beginnt die Schnur des Ladegerätes zusammenzurollen. Sein Sitznachbar starrt weiterhin, wie schon die ganze Zeit, reglos auf den Monitor. 

Der Ukraine-Fan greift seiner Widersacherin an den Hals, stößt ihren Kopf in einer kraftvollen Bewegung gegen die Scheibe des Zugfensters. Die Frau schreit auf. Das erste Video reißt hier ab. 

Zweites Video. Der Filmende ist etwas zurückgegangen in dem Gang. Die Kamera eröffnet nun auch den Blick auf die weiter vorn im Gang Stehenden, deren Stimmen man zuvor aus dem Hintergrund gehört hat, sowie auf weitere in anderen Abteilen sitzende Passagiere. 

Eine Frau im dritten Sitzabteil zeigt überdurchschnittliches Interesse an dem Geschehen, dreht sich mehrfach zu den Streitenden um, lächelt. 

Vorn läuft weiterhin das Handgemenge der beiden Protagonisten aus dem ersten Sitzabteil. Jetzt steht auch die Frau, wird von dem Mann auf die Bank zurückgestoßen, steht wieder auf. Der Mann verschwindet hinter der Tür, die Ukrainerin, die neben ihm saß, steht auf und setzt sich in ein anderes Abteil um. Die "Separatistin" bleibt vorerst allein zurück: 

"Ich werde umgebracht, seht ihr das nicht?"

Allgemeine Belustigung im Wagen. Das zweite Video endet. 

Drittes Video. Die Anzeige über dem Gang zeigt 18:25 als Uhrzeit an. Der Ukraine-Freund mit Gorbatschows Dialekt ist mit drei weiteren Männern zurückgekehrt: Stämmig, schwarze Jacken, schwarze gestrickte Sportmützen auf den Köpfen. Einer greift sich die Frau, nimmt sie von hinten in einen festen Griff, ringt mit ihr. Die anderen Passagiere haben sich in ihre eigenen Angelegenheiten vertieft. Die lachende Frau aus dem dritten Abteil, Mittelsitz, deutet dem Filmenden an, er solle das Filmen einstellen.

Just in diesem Augenblick beginnt die "Separatistin" im ersten Sitzabteil vor Schmerz zu schreien. Die Passagiere zeigen keine Regung. Nur die Frau im Mittelsitz schimpft über den Filmenden, deutet gegenüber ihrer Sitznachbarin auf ihn. Dann deutet sie per Handbewegung an, dass sie ihn für dumm hält. 

Die "Separatistin" schreit weiter, man sieht nun, dass einer der Männer an ihrem Arm dreht und zerrt, ein anderer stößt sie aus dem Sitzbereich in den Einstiegsraum. Auch das dritte Video endet. 

Was weiter geschah, wissen wir nicht. Oleg Zarjow, der frühere langjährige Rada-Abgeordnete und nunmehr "Separatistenführer", scheint mehr zu wissen. Er schreibt, dass die Frau aus dem Zug geworfen wurde, aber lebt: 

"So weit ist es gekommen. Ein elektrischer Vorortzug in Kiew. Eine Frau wurde verprügelt, die es gewagt hatte, Einspruch zu erheben und zu behaupten, Putin sei in die Ukraine gekommen, um die Russen vor den Nazis zu schützen. Als die Frau aus dem Wagen geworfen wurde, hat sich niemand für sie eingesetzt, und sie wird in Zukunft schweigen. Wenigstens gut, dass sie nicht getötet wurde. Und die anderen, die in der Ukraine überleben, werden ebenfalls schweigen. So wird es bleiben, wenn nicht unsere Armee kommt und die Ukraine befreit."

Quelle: RT DE

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