Welthungerkrise durch Fleischkonsum
Archivmeldung vom 19.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDerzeit leiden 842 Millionen Menschen an Unterernährung oder Mangel an gesunden Lebensmitteln. Jede Minute sterben weltweit elf Kinder an Hunger. Die Verzweiflung der Menschen löst Revolten in Nordafrika, Asien und Lateinamerika aus – in Haiti stürzt die erste Regierung.
Die Herstellung von Biosprit aus Getreide macht derweil das Auto zum Nahrungskonkurrenten, Spekulationen mit Agrarrohstoffen und Dürren durch den Klimawandel sind weitere Ursachen der Krise. Die Organisation ‚die Tierfreunde e.V.’ weist nun darauf hin, dass einen noch weitaus höheren Einfluss die fortwährend steigende Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln hat. „Fleisch ist Lebensmittelverschwender Nummer eins“, meint der Vorsitzende Jürgen Foß. Zur Produktion einer tierischen Kalorie werden rund sieben pflanzliche Kalorien verbraucht. Siebenmal so viele Menschen können mit der gleichen Getreidemenge ernährt werden, wenn statt einem Schweineschnitzel ein Weizen- oder Sojaschnitzel daraus würde. Um die Tiere in der unserer Agrarindustrie zu ernähren, wird Getreide zu großen Teilen aus Lateinamerika importiert. Auch für deutsche Schweinemästereien und Milchfabriken brennen dort Regenwälder, um neuen Platz für Futtergetreidefelder zu schaffen. Jürgen Foß: „Die Politik der reichen Staaten unterstützt indes weiterhin die tierhaltende Agrarindustrie und kurbelt damit die Lebensmittelverschwendung an, statt Alternativen zu fördern und nachhaltige Lösungswege beim Namen zu nennen: Weg von tierischen Lebensmitteln, hin zu pflanzlichen Alternativen.“
Der weltweite Fleischkonsum ist von 1961 bis heute von 71 Millionen auf
284 Millionen Tonnen gestiegen. Bis 2050 soll sich der weltweite
Fleischverbrauch nochmals verdoppeln. Auch die Nachfrage nach
Milchprodukten ist ungebremst. Bis zum fertigen ‚Produkt’ werden
unverhältnismäßig viele Ressourcen wie Getreide, Wasser und Land
verbraucht. All die Tiere, die in der Agrarindustrie gehalten werden,
müssen fressen und trinken, um wachsen und ihren Stoffwechsel aufrecht
erhalten zu können. Daher bedeutet die Herstellung von tierischen
Produkten einen besonders ineffektiven Einsatz der vorhandenen
Ressourcen gegenüber einer direkten Nutzung zum Anbau von
Menschennahrung statt Futtergetreide.
Der Konsum von Fleisch und anderen tierische Nahrungsmitteln hat noch
weitreichendere Folgen: 30 Prozent der eisfreien Flächen der Erde
werden dafür in Anspruch genommen. Die Fleisch- und Milchproduktion ist
für mehr als 20% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ein
Jojo-Effekt, der Dürrekatastrophen und damit eine weitere Verschärfung
der Lebensmittelknappheit zur Folge hat. Darüber hinaus werden für die
Produktion von nur einem Kilo Fleisch tausende Liter Wasser benötigt.
Gleichzeitig sind mehr als zwei Milliarden Menschen nach Angaben der
UNESCO mit Engpässen in der Wasserversorgung konfrontiert. Die
Wissenschaftler der jährlich stattfindenden ‚World Water Week’ in
Stockholm bezeichnen die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten
daher als „nicht nachhaltig“ und empfehlen eine Änderung der
Ernährungsstrategie.
Sinnvolle politische Förderungen müssen weg vom Fleisch auf eine pflanzliche Kost zielen, statt durch Agrarsubventionen und staatlicher Propaganda die Tierindustrie zu fördern. Ohne diese grundsätzliche Änderung unserer Ernährungsstrategie sind alle Bemühungen dem Welthunger zu begegnen Augenwischerei. Harvard-Ernährungswissenschaftler Jean Mayer schätzt, dass durch eine Reduktion der Fleischproduktion um 10% soviel Getreide eingespart werden könnte, wie zur Versorgung von 60 Millionen Menschen notwendig ist. „Voraussetzung zur Bekämpfung des Hungers wäre allerdings auch die Bereitschaft, die vorhandenen und dadurch freiwerdenden Nahrungsmittelressourcen auch den Hungerleidenden zukommen zu lassen, statt damit Auto zu fahren“, meint Foß abschließend.
Quelle: die Tierfreunde e.V.