Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Berichte Weltgeschehen IWF senkt Wachstumsprognose für Russland

IWF senkt Wachstumsprognose für Russland

Archivmeldung vom 30.04.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.04.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser
Das Weiße Haus in Moskau, heute das Hauptgebäude der Russischen Regierung. Bild: Jürg Vollmer / Maiakinfo - wikipedia.org
Das Weiße Haus in Moskau, heute das Hauptgebäude der Russischen Regierung. Bild: Jürg Vollmer / Maiakinfo - wikipedia.org

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für Russland deutlich gesenkt. Die russische Wirtschaft dürfte im laufenden Jahr nur noch um 0,2 Prozent statt der zuvor prognostizierten 1,3 Prozent wachsen, sagte IWF-Experte Antonio Spilimbergo am Mittwoch in Moskau.

Demnach gebe es für das russische Wirtschaftswachstum "erhebliche Abwärtsrisiken". "Die schwierige Situation und vor allem die Unsicherheit über die geopolitische Lage sowie die Folgen der Sanktionen und der Eskalation sind sehr negativ für das Investitionsklima." Zudem mache Moskau die Kapitalflucht zu schaffen: Allein im laufenden Jahr könnten 100 Milliarden US-Dollar aus dem Land abgezogen werden.

Ökonomen warnen vor Finanzmarktsanktionen gegen Russland

Mehrere Ökonomen haben eindringlich davor gewarnt, im Zuge möglicher weiterer Strafmaßnahmen gegen Russland auch Finanzmarktsanktionen in Betracht zu ziehen. Sie reagierten damit auf eine entsprechende Forderung des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Norbert Röttgen (CDU), berichtet "Handelsblatt-Online". Dieser hatte es am Montag als erforderlich bezeichnet, auf die dritte Stufe der Sanktionen zu gehen und dann auch den Zugang zum Finanzmarkt einzubeziehen, "weil er der fühlbarste Bereich der Sanktionen ist".

Aus Sicht des Chefvolkswirts der Dekabank, Ulrich Kater, wäre eine flächendeckende Isolierung Russlands an den Finanzmärkten nach dem Vorbild Irans die "größtmögliche" wirtschaftliche Strafaktion. "Würde Russland hierauf in ähnlichen wirtschaftlichen Dimensionen antworten, wären die gesamtwirtschaftlichen Rückwirkungen auch für Westeuropa erheblich", sagte Kater "Handelsblatt-Online".

Der Wormser Wirtschaftsprofessor Max Otte teilt die Einschätzung. "Ulrich Kater ist eine einzelne Stimme der Vernunft in einem Ozean des Wahnsinns", sagte Otte "Handelsblatt-Online". "Profilierungssüchtige Politiker wie Norbert Röttgen können Europa leicht in den Abgrund stürzen."

Nach Einschätzung von Christian Dreger, Forschungsdirektor im Bereich International Economics am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dürfte sich bei einer Verschärfung der Sanktionen die Flucht aus russischen Finanz- und Kapitalanlagen weiter beschleunigen. Die Refinanzierung der Auslandsverschuldung von Staat und Unternehmen werde dann immer schwieriger. "Wegen der Abwertung des Rubels müssen sich die russischen Haushalte, die die Wirtschaft derzeit noch stützen, auf höhere Inflationsraten einstellen", sagte Dreger "Handelsblatt-Online". "Die ohnehin schwächelnde Wirtschaft dürfte in eine Rezession abstürzen." Aus EU-Sicht seien vor allem sinkende Exporte und steigende Energiepreise zu erwarten, vor allem in den mittel- und osteuropäischen Mitgliedsländern und in Deutschland, sagte Dreger weiter. "Bei einer Unterbrechung der Rückzahlung russischer Auslandsschulden wären vor allem französische und österreichische Banken betroffen."

Der Frankfurter Ökonom Thorsten Polleit warnte im Gespräch mit "Handelsblatt-Online", "würden Wirtschaftssanktionen so weit getrieben, Russland finanziell-wirtschaftlich stark zu schädigen, wäre die Folgen schmerzlich für Europa – und natürlich schlimm für die russische Bevölkerung". Deutschland würde von Sanktionen, die die EU gegenüber Russland erlassen könnte, "besonders hart getroffen", fügte der Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance hinzu. So betrügen die Direktinvestitionen deutscher Firmen in Russland 19 Milliarden Euro. Deutsche Banken hätten zudem mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Kreditforderungen gegenüber russischen Kreditnehmern.

Im Fall von Finanzmarktsanktionen stehe aber noch weit mehr auf dem Spiel, sagte Polleit weiter. Russland habe derzeit Auslandsschulden in Höhe von etwa 724 Milliarden US-Dollar. Davon hätten russische Banken Fremdwährungsverbindlichkeiten in Höhe von 214,6 Milliarden, der private Sektor von 438,5 Milliarden US-Dollar. "Es wären also nicht nur russische Schuldner - vor allem private -, die sich in Fremdwährung finanziert haben, und die auf Refinanzierung angewiesen sind, sondern vor allem auch die Kreditgeber im Ausland", betonte der Ökonom. "Finanzmarktsanktionen kämen daher einer kollektiven Selbstschädigung gleich."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte mauern in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige