Scholz will sofortigen Notlagenbeschluss zur Ukraine-Unterstützung
Angesichts der von US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch angekündigten Verhandlungen zur Zukunft der Ukraine drängt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf eine sofortige Aussetzung und Reform der Schuldenbremse.
"Nicht zu handeln, hieße, die Sicherheit unseres Landes und unseres
Kontinents auf Spiel zu setzen. Und das lasse ich in dieser für unser
Land kritischen Phase nicht zu", sagte Scholz in einem kurzfristig
anberaumten Statement am Donnerstag. Damit Europa für die USA ein
Verbündeter auf Augenhöhe sei, müsse man erheblich mehr leisten für die
Sicherheit, um weiter in Frieden leben können. Durch die Ereignisse der
letzten 24 Stunden und die Äußerung der US-Regierung könne die Antwort
auf Finanzierungsfrage nicht länger vertagt werden. "Wir müssen sie
geben - und zwar jetzt", sagte der Kanzler.
Wie viel mehr man für
die Verteidigung ausgeben werde, müsse sich daraus ableiten, welche
Fähigkeiten man brauche, um Deutschland und die Nato vor jedem möglichen
Angriff zu schützen, forderte Scholz. "Unsere Verteidigungsausgaben
müssen weiter deutlich aufwachsen. Allein um das Zwei-Prozent-Ziel der
Nato zu halten, brauchen wir ab 2028 30 Milliarden zusätzlich aus dem
Bundeshaushalt. Jedes weitere Prozent, dass wir zusätzlich für unsere
Verteidigung ausgeben, entspricht - Stand jetzt - noch einmal 43
Milliarden Euro mehr", sagte er.
"Das sind gewaltige Beträge. Bis
Ende des die dieses Jahrzehnts reden wir über dreistellige
Milliardensummen." Jeder, der behaupte, solche Summen könne man durch
"Einsparung von 2 Milliarden hier und einer halben Milliarde dort aus
dem Laufenden Haushalt heraussparen", der streue den Bürgern Sand in die
Augen, sagte der SPD-Spitzenkandidat. "Schlimmer noch: Der drückt sich
um die wichtigste Zukunftsfrage herum, die es überhaupt gibt. Die Frage
nämlich, ob wir auch künftig in Frieden leben werden oder nicht."
Scholz
begründete seinen Vorstoß mit den Aussagen der US-Regierung am Vortag.
"Präsident Trump hat Gespräche mit Präsident Putin über ein Ende des
russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aufgenommen", sagte er.
Zeitgleich habe der US-Verteidigungsminister "der Ukraine
Gebietsabtretungen nahegelegt", so Scholz. "Und er hat auch über die
Entsendung von Truppen gesprochen. Zudem hat er klare Erwartungen an uns
Europäer formuliert."
Der SPD-Politiker forderte zum einen eine
Reform der Schuldenbremse, um Investitionen in Sicherheit und
Verteidigung davon auszunehmen. "Zweitens, der Bundestag sollte
schnellstmöglich an Beschluss fassen, wonach der Krieg in der Ukraine
und seine schwerwiegenden Folgen für die Sicherheit Deutschlands und
Europas als Notlage im Sinne des Artikel 115 Absatz 2 des Grundgesetzes
eingestuft werden." Das führe dazu, dass die "Unterstützung für die
Ukraine, die heute wichtiger ist denn je, nicht länger zu Lasten der
anderen Aufgaben geht", die der deutsche Staat gegenüber den eigenen
Bürgern zu erfüllen habe, sagte er. "Drittens, wir werden die Diskussion
innerhalb der Europäischen Union voranbringen, wie wir Investitionen in
unsere Verteidigung und den Aufbau einer starken europäischen
Verteidigungsindustrie wirklich hinbekommen", so Scholz.
Er habe
als Bundeskanzler den Eid geschworen, Schaden vom deutschen Volk
abzuwerten. "Am 24. Februar 2022 habe ich deshalb tiefgreifende
Entscheidungen getroffen, um kraftvoll auf die Zeitenwende zu reagieren,
die Russlands Angriffskrieg bedeutet", sagte Scholz. Heute stehe man
erneut an solch einem Punkt. "Heute müssen wir uns der Realität stellen,
die das Handeln und die Ankündigung der US-Regierung für die Ukraine,
für Europa und für die Welt bedeuten."
Quelle: dts Nachrichtenagentur