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Lage der Kinder in Gaza unerträglich

Archivmeldung vom 09.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: UNICEF
Bild: UNICEF

UNICEF ruft die Bundesregierung und die Bundesbürger dazu auf, die Nothilfe für Kinder im Gazastreifen und den raschen Wiederaufbau zu unterstützen. Durch die Zerstörungen hat sich nach Einschätzung von UNICEF das Leid der Kinder dort weiter verschärft. 90 Prozent der rund 1,5 Millionen Menschen im Gazastreifen sind heute von humanitärer Hilfe abhängig; schätzungsweise 840.000 davon sind Kinder und Jugendliche.

Ein normaler Alltag ist kaum möglich. Über 150 Schulen wurden während der Kämpfe im Januar getroffen; 39 davon wurden völlig zerstört. Armut, Mangel, Hoffnungslosigkeit und psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen haben weiter zugenommen. „Wir Deutschen sollten uns, auch aus historischen Gründen, mit vorschnellen Urteilen im Nahost-Konflikt zurückhalten. Aber wir dürfen uns nicht zurückhalten, wenn es um konkrete menschliche Hilfe geht“, sagte Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Jetzt geht es nicht darum, wer Recht hat oder nicht. Es geht darum, denen zu helfen, die am härtesten unter dem Konflikt leiden und die am wenigsten dafür können: den Kindern.“

UNICEF hat ein umfangreiches Hilfsprogramm für Gaza in den Bereichen Kinderschutz, Gesundheit, Ernährung und Hygiene und Bildung gestartet. Dazu gehören zum Beispiel Hilfen für Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie die Einrichtung von Familienzentren, um die sozialen, gesundheitlichen und psychischen Folgen der Gewalt für die Kinder zu verringern.

UNICEF Deutschland hat bisher 130.000 Euro für Soforthilfe bereitgestellt und ruft dringend zu weiteren Spenden auf. „Nur wenn es gelingt, dass auch palästinensische Kinder Hoffnung und Perspektiven bekommen, kann es eine Chance für Verständigung und Frieden in der Region geben“, sagte Heraeus.

Angesichts der prekären Situation der Zivilbevölkerung muss alles getan werden, um eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen. Die Angst für die Kinder auf beiden Seiten muss aufhören. Gleichzeitig muss ein regulärer und planbarer Zugang für humanitäre Helfer und Hilfsgüter nach Gaza geschaffen werden. UNICEF unterstreicht, dass dabei die strikte Neutralität der Helfer sichergestellt und jegliche politische Einflussnahme - gleichgültig von welcher Seite - unterbunden werden muss.

Zugang für Hilfe und Helfer sicherstellen

UNICEF arbeitet in den palästinensischen Autonomiegebieten über ein Netzwerk lokaler Partner und überwacht kontinuierlich die Hilfe. Trotzdem gelangt aufgrund der anhaltenden Abriegelung des Gazastreifens drei Wochen nach dem vorläufigen Ende der Kämpfe weiterhin zu wenig Hilfe dorthin. So wurde in der vergangenen Woche zum Beispiel UNICEF selbst die Einfuhr von Spiel- und Sportutensilien, von Schulmaterial und Plastikrohren zur Reparatur von Wasserleitungen nicht freigegeben. Die UN weisen auch darauf hin, dass Baumaterial, Papier oder Computer nicht eingeführt werden dürfen.

Wiederaufbau vorantreiben

Nach Untersuchungen von UNICEF hatte sich die Lage der Kinder im Gazastreifen bereits in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert. Die aktuellen Zerstörungen haben die Not weiter verschärft. Wasserwerke arbeiten nicht richtig. Strom gibt es nur stundenweise. Abwässer werden nicht richtig gereinigt. 600.000 Tonnen Schutt müssen weggeräumt werden. Schulen, Jugendeinrichtungen und Spielplätze müssen in Stand gesetzt werden. Auch nach Beginn der Waffenruhe sterben Kinder durch Minen und Blindgänger. Die tiefe Hoffnungslosigkeit und Resignation vieler Kinder und Jugendlicher sind keine guten Vorzeichen für die Zukunft.

UNICEF-Hilfe im Gazastreifen

Schwerpunkte der Wiederaufbauhilfe von UNICEF im Gazastreifen sind unter anderem:

  • Gesundheit: UNICEF unterstützt Krankenhäuser, Gesundheitsstationen und Geburtstationen dabei, den Gesundheitszustand der Kinder und Mütter laufend zu überwachen, stellt die Regelimpfungen sicher und liefert Medikamente.
  • Wasserversorgung: UNICEF hilft bei der Reparatur von Wasserleitungen, liefert Trinkwasser mit Tankwagen und Wassertanks. In 20 Schulen sollen die Wasserversorgung und die sanitären Einrichtungen wieder aufgebaut werden.
  • Kinderschutz: UNICEF hilft bei der Aufklärung vor der Gefahr durch Minen und Blindgänger in 400 Schulen sowie durch Flugblätter, Plakate, Radio- und TV-Spots. 30 Familienzentren zur gesundheitlichen und psychosozialen Hilfe für Kinder und ihre Eltern sollen eingerichtet werden.
  • Schule: UNICEF hilft bei der Organisation des Schulunterrichts, der Reparatur von Schulen und stellt Schulzelte bereit. 50.000 Kinder sollen Schulmaterial und Schuluniformen erhalten. UNICEF unterstützt auch die Ausbildung von Sozialarbeitern und Lehrern, um psychosoziale Hilfe zu leisten.
  • Ernährung: UNICEF unterstützt die Versorgung und Behandlung von über 8.000 chronisch mangelernährten Kindern und bereitet die Versorgung von 60.000 Kleinkindern mit Zusatznahrung vor.

„Ohne Frieden, geht das Töten weiter. Friede ist gar nicht so schwierig.“ Dass unversöhnlich scheinender Hass und gegenseitiges Unverständnis durchbrochen werden können, zeigt das Schicksal von Ismael Khatib. Sein elfjähriger Sohn Ahmed wurde 2005 von israelischen Soldaten in Jenin im Westjordanland erschossen. Trotz seiner Verzweiflung und Trauer stimmte er wenige Stunden nach dem Tod seines Kindes zu, dessen Organe zu spenden. Er rettete damit fünf israelischen Kindern das Leben. „Ich sehe Ahmed in jedem dieser Kinder“, sagt Ismael Khatib in dem Dokumentarfilm „The Heart of Jenin“, der auf der Berlinale präsentiert wird. Auch in Israel hat das Schicksal der Familie Khatib großes Aufsehen erregt und viele Menschen berührt.

Ein Jahr nach dem schrecklichen Ereignis eröffnete Ismael Khatib ein Kinder- und Jugendzentrum in Jenin. Es ist nach der italienischen Gemeinde Cuneo benannt, die das Projekt finanziell unterstützte. In dem Zentrum können die Kinder und Jugendlichen spielen und lernen. Unter anderem wurden auch Filmkurse angeboten, in denen Kinder eigene Kurzfilme produzierten. Auf der Suche nach einem Aufführungsort kam man auf die Idee, das alte Kino von Jenin wieder zu beleben. Es war jahrelang geschlossen gewesen. Ein Verein wurde gegründet, der jetzt mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes das Kino von Jenin neu eröffnen will.

Mehr Informationen auf www.cinemajenin.com

Spendenkonto 300.000, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Stichwort: Gaza 

Quelle: UNICEF

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